Warum es auch Lagenser Schwäne im Winter auf die Felder zieht

Lage. Sie sind nicht zu übersehen, ihr weißes Federkleid hebt sich deutlich vom spärlichen Grün ab. Auf einem Acker an der Hörster Straße suchen regelmäßig Schwäne Futter. Es werden überschaubar mehr. Die LZ hat Experten gefragt, was Schwäne und Gänse dazu bringt, ihre Stammplätze am Wasser zu verlassen.

Erst waren es vier, mittlerweile sind es zehn Schwäne, die tagsüber auf dem Feld sitzen. Ein Stammplatz liegt an der Hörster Straße, ein anderer an der Hüntruper Straße. Was die Tiere dazu treibt, weiß Matthias Füller, Leiter der Biologischen Station in Schieder. &bdquo;Schwäne sind Vegetarier, sie fressen kurzes Grünzeug am liebsten.“ Und das finden sie auf dem Feld, denn dort zeigen sich die ersten grünen Pflänzchen. Und wenn sich so ein Futterplatz etabliert hat, dann spricht sich das schnell rum. &bdquo;Schwäne, die über den Acker fliegen, sehen ihre Artgenossen - und dann liegt nahe, es dort auch mal zu versuchen. So werden es mehr.“ Aber generell sei nicht zu befürchten, dass das ausufert, denn Schwäne vermehren sich nicht exponentiell, der Bruterfolg ist deutlich geringer.

Freies Feld gibt Tieren Sicherheit Es gebe auch durchaus so etwas wie eine Tradition. Matthias Füller hat Schwäne auf dem Acker in Lage bereits vor Jahren gesehen - vom Hellweg aus. &bdquo;Die Familien suchen diese Futterplätze mit ihren Nachkommen auf und die kommen dann mit ihrem Nachwuchs.“

Allerdings könne man nicht genau sagen, wo die Schwäne - es sind Höckerschwäne, erkennbar an dem roten Schnabel, - denn nun herkommen. Möglich sei, dass sie eigentlich auf und an den Kies-Teichen in Müssen leben, aber sie könnten auch ganz woanders &bdquo;wech sein“, wie der Lipper so sagt. Die Schwäne fressen tagsüber auf dem Acker, fliegen abends aber wieder zu ihrem Gewässer. &bdquo;Sie schlafen auf dem Wasser, weil es sicherer ist“, erklärt Füller.

Die Schwäne auf dem Acker sind auch scheu, hält man mit dem Auto am Feldrand und will sie fotografieren, wenden sie sich gleich ab und ziehen ein Stück höher. Und auch darum ist der Futterplatz interessant: &bdquo;Das Feld ist für sie sehr gut überschaubar, sie fühlen sich deshalb sicher. Wenn die Tiere an Orten leben, die starken Publikumsverkehr haben, wo immer wieder Menschen vorbeigehen, dann gewöhnen sie sich daran und verlieren ihre Scheu.“

Angesichts der vielen Regentage bleibt die Frage, ob die Schwäne denn nicht an ihrem Stamm-Gewässer genug Futter gefunden hätten. &bdquo;Die fressen auch lieber Frisches, und wenn sich im Winter was anbietet, wie ein solches Feld, dann nehmen sie das auch. So altes braunes Gras lassen die links liegen.“

Schwäne haben wenig Nachwuchs Die Zeiten sind begrenzt. Im Frühjahr seien die Futter-Ausflüge vorbei, die Schwäne blieben dann an ihren Stammplätzen. Unter anderem, weil dann das Brutgeschäft beginnt und die Paare unverträglicher werden. &bdquo;Entscheidender ist aber, dass das Grün höher wird, das Feld wird weniger überschaubar. Gleichzeitig gibt es wieder frische Wasserpflanzen, also werden die Gewäser wieder bevorzugt“, stellt Füller fest.

Bei Schwänen sei klar zu beobachten, dass der Bruterfolg generell sehr begrenzt ist. Die Gelege seien groß, es schlüpfen aber längst nicht ebensoviele Tiere. Die Jungtiere sind außerdem besonders gefährdet. &bdquo;Es gibt Beobachtungen dazu, man hat aber nicht die eine Erklärung, warum das so ist. Wenn ein Gelege während der Brut zu einem späten Zeitpunkt zugrunde geht, brüten Schwäne nicht unbedingt noch einmal in dem Jahr. Man diskutiert, ob die Zunahme der Waschbären eine Ursache ist, dass der Bruterfolg geringer ist“, sagt Füller.

Als Gegenbeispiel führt er die Gänse an, Nilgänse zum Beispiel, die man ebenfalls noch sehr viel öfter als Schwäne auf den Feldern sieht, brüten nicht nur am Boden. &bdquo;Damit haben sie mehr Möglichkeiten - denn die Zahl der Brutplätze ist generell ein limitierender Faktor.“ Anders als vielfach vermutet, bedeute eine große Population nicht automatisch eine große Vermehrungsrate. Matthias Füller verweist auf das Beispiel Schiedersee. &bdquo;Die Brutplätze sind vergeben, viele Jungvögel brüten deshalb gar nicht. Erst wenn ein Platz frei wird, rücken sie nach.“ Dass man mehr Gänse, auch andere Arten, beobachte, liege auch daran, dass immer mehr Tiere gar nicht mehr wegziehen, sondern angesichts des milderen Klimas hier bleiben.

Die Frage danach, welche Schäden die Vögel auf den Äckern anrichten, sei nicht pauschal zu beantworten. &bdquo;Wenn sie in großen Populationen auftreten, dann kann es das durchaus geben. Vereinzelt auftretende Tiere spielen da aber keine Rolle.“ Gehe es um Wildvögel, die zum Beispiel auf ihrer Zugroute ein Gebiet stark besetzen wie am Niederrhein, dann greife der Schadensausgleich für die abgefressenen Flächen. Die Schadenshöhe werde in solchen Fällen durch die jeweils zuständige Landwirtschaftskammer gutachterlich ermittelt.

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