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Bürgermeisterkandidat Torsten Buncher im Interview

Gegenkandidat von Dr. Reiner Austermann glaubt, dass Nuancen die Wahl im Herbst entscheiden werden

Till Brand

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Gegenkandidat: Torsten Buncher will sich gegen Amtsinhaber Dr. Reiner Austermann durchsetzen und Bürgermeister werden. - © Brand
Gegenkandidat: Torsten Buncher will sich gegen Amtsinhaber Dr. Reiner Austermann durchsetzen und Bürgermeister werden. (© Brand)

Lemgo. Wann geht Torsten Buncher aus der Deckung? Lemgo rätselt, wie der rot-grüne Kandidat seinen früheren Schulkameraden Dr. Reiner Austermann aus dem Rathaus jagen will. Ein Gespräch über Strategien und Inhalte.

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Der 53-jährige Torsten Buncher ist seit diesem Jahr Schulrat für den Kreis Paderborn. Zuvor hat er die Südschule in Lemgo geleitet. Dort war er – inklusive seiner Zeit als Konrektor – 16 Jahre tätig. Weitere Stationen waren Hannover, Bad Salzuflen, Barntrup und Kansas City (Missouri, USA). Studiert hat Buncher nach seinem Grundwehrdienst in Augustdorf in Bielefeld, Bonn und Lüneburg. Die Schulbank gedrückt hat der Kandidat am Marianne-Weber-Gymnasium und an der Grundschule Kampstraße.

Torsten Buncher: Ja. Eine Woche sind wir weg, Kräfte sammeln – weshalb fragen Sie?

Naja... am 13. September treten Sie gegen Dr. Austermann an – nicht einmal fünf Wochen nach den Ferien. Könnte etwas knapp werden, um den fest im Sattel sitzenden Amtsinhaber zu stürzen.

Buncher: Der Wahlkampf wird dieses Mal tatsächlich kurz und knackig – so viel steht fest. Ich bleibe aber sachlich und fair. Wir wollen uns ja keine Strohsäcke um die Ohren hauen.

Mangelt es Ihnen nicht an Präsenz? Aus Lemgoer Sicht sind Sie abgetaucht, spielen im Stadtleben kaum mehr eine Rolle. Kam der Job in Paderborn zur Unzeit?

Buncher: Es wird andersherum ein Schuh draus. Wäre ich noch Leiter der Südschule, wäre ich nicht angetreten, weil viel zu sehr involviert. Der Wechsel war also auch eine Chance.

Haben Sie die tatsächlich? Austermann macht seine Sache gut.

Buncher: Zweifelsohne. Im Amt ist er über die vielen Jahre gehörig gewachsen, regelt alles ruhig, sachlich, aber bestimmt. Dennoch: Jetzt ist es gut – ich spüre eine Wechselstimmung. Die Bürger werden sich für die Arbeit Austermanns bedanken und auf ein neues Gesicht setzen. Und (lacht herzlich): Ich bin der Hübschere von uns beiden und im Gegensatz zu Austermann in Lemgo aufgewachsen.

Also eine absolute Personenwahl zwischen Schulkameraden von einst? Inhaltlich auf einer Linie?

Buncher: Gerade die Kommunalpolitik ist auf Konsens angelegt. Es wird um Nuancen geben. Riesige Streitthemen sehe ich nicht, auch wenn wir bei einigen Sachen auseinander liegen.

Und zwar?

Buncher: Bildung ist nicht nur mein Beruf, sondern auch mein Steckenpferd. Da sehe ich schon Differenzen.

Bei der einzigen Hauptschule, die Lemgo geblieben ist?

Buncher: Zum Beispiel. Hier hat sich Austermann jüngst bekannt, das dreigliedrige Schulsystem, Gymnasium, Real- und Hauptschule, erhalten zu wollen. Die Schulbezeichnungen halte ich nicht für entscheidend. Was zählt, ist der Zugang zu Bildung.

Konkret: Sie hängen also nicht an der Hauptschule, die knapp an der Mindestgröße kratzt?

Buncher: Ob ich daran hänge, spielt keine Rolle. Eltern entscheiden, indem sie anmelden oder nicht. Klar ist: Bei stetig zurückgehenden Anmeldezahlen für die Schulform Hauptschule müssen wir Weichen für die Zukunft stellen, unter anderem, um genügend Plätze für das Gemeinsame Lernen vorzuhalten.

Welche Aufgaben sehen Sie noch?

Buncher: Flüchtlinge sind derzeit auch ein großes Thema. Natürlich kostet deren Unterbringung zunächst Geld. Aber egal ob schwarz, weiß, grün oder gepunktet: Dies sind die Menschen, die in 30 Jahren unsere Rente zahlen. Wir können also froh sein, dass wir in der Mitte Europas liegen und als Einwanderungsland derart attraktiv sind.

Neue Asylunterkünfte muss sich die Stadt also leisten?

Buncher: Und kann sie sich auch leisten, meine ich. Lemgo prosperiert zukünftig. Die Hochschule wächst und gedeiht und bietet neben den großen Firmen, die wir haben, sowie dem Krankenhaus und Eben-Ezer vielen Menschen Arbeit. Wir sind keine Kurstadt, sondern brauchen die Industrie, die Jobs. Firmen anzusiedeln und zu halten, ist eine der großen Aufgaben.

Sollten Sie ab Herbst Ihren Arbeitsplatz im Lemgoer Rathaus haben: Ziehen Sie dann von Barntrup nach Lemgo?

Buncher: Eine Residenzpflicht für hauptamtliche Bürgermeister gibt es ja nicht. Es sind auch nur wenige Minuten mit dem Auto. Aber das wäre eine Sache, die ich mit meiner Frau besprechen würde. Unsere Kinder sind aus dem Haus. Es ist also jetzt zu groß. Wir werden es sowieso irgendwann verkaufen.

Das Interview führte LZ-Redakteur Till Brand.

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