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Selbsthilfegruppe unterstützt Adipositas-Betroffene

Tanja Watermann

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Ralf Sann und Ehefrau Christine (rechts) sind die Initiatoren der Selbsthilfegruppe "Adipositas", die sich alle zwei Wochen, abwechselnd im Klinikum Lemgo und Detmold trifft. Carola und Mico Dulabic (links) sind ebenfalls aktive Teilnehmer. Nach der Magen-OP zur Gewichtsreduktion können nur noch Kleinstportionen an Nahrung, wie hier eine halbe Pizza, vom Magen aufgenommen werden. - © Tanja Watermann
Ralf Sann und Ehefrau Christine (rechts) sind die Initiatoren der Selbsthilfegruppe "Adipositas", die sich alle zwei Wochen, abwechselnd im Klinikum Lemgo und Detmold trifft. Carola und Mico Dulabic (links) sind ebenfalls aktive Teilnehmer. Nach der Magen-OP zur Gewichtsreduktion können nur noch Kleinstportionen an Nahrung, wie hier eine halbe Pizza, vom Magen aufgenommen werden. (© Tanja Watermann)

Lemgo. Diäten gehören zum bitteren Alltag von krankhaft übergewichtigen Menschen. Weltweit wird an den Ursachen für Adipositas geforscht – einer Ernährungs- und Stoffwechselkrankheit, die mit starkem Übergewicht einhergeht und nicht nur mit „zu viel und fettem Essen“ zu erklären ist. In Lemgo und Detmold gibt es in einer Selbsthilfegruppe viel Unterstützung für Betroffene.

Zweimal monatlich trifft sich die Gruppe abwechselnd in den Kliniken in den beiden Städten und spricht über die Probleme, die die Krankheit „Adipositas“, die in Deutschland nicht als solche anerkannt ist, mit sich bringt. „Wir bieten Menschen eine Anlaufstelle, wo man sich nicht erklären muss, sondern akzeptiert wird und vor allem Hilfe zur Selbsthilfe bekommt“, erklärt Christine Sann (47), die sich vehement gegen die Schuldfrage nach dem „Warum?“ bei stark übergewichtigen Menschen wehrt. Laut Weltgesundheitsorganisation sind 300 Millionen Menschen von der Fettsucht betroffen, in Deutschland alleine 16 Millionen – rund 60 Prozent davon sind Männer. Auch immer mehr Kinder leiden an Fettleibigkeit.

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Austausch und Information

Das nächste Gruppentreffen in Lemgo findet im Vortragsraum des Verwaltungsgebäudes am Klinikum am Donnerstag, 22. Oktober, um 19 Uhr statt – in Detmold bereits am Donnerstag, 8. Oktober. Die rund 15 Teilnehmer der Selbsthilfegruppe in Lemgo stützen sich gegenseitig, tauschen sich über Erfahrungen mit Ärzten aus und geben sich Halt, um ihre Ziele zu erreichen: bei der Ernährungsumstellung, beim Sportprogramm oder beim Umgang mit Krankenkassen, die eine OP erst nach strengen Kriterien ermöglichen. Neue Mitglieder sind immer gerne gesehen. Mehr unter www.asl-lippe.de.

„Adipöse Menschen brauchen Hilfe, keine Vorwürfe“, bestätigt Initiator Ralf Sann (50), der die lippische Gruppe 2008 aus eigenem Interesse ins Leben gerufen hat. „Die Adipositas ist ein Teufelskreis“, sagt auch Carola Dulabic (42) aus Lemgo. Elf lange Jahre hat sie versucht, das Übergewicht in den Griff zu bekommen, was trotz gesunder Ernährung und vielen Diäten nicht fruchtete. Sie berichtet, dass man nicht nur von der Gesellschaft ausgeschlossen wird, sondern sich vor allem selber isoliert. Bewegungsmangel, hoher Blutdruck, Diabetes Typ-2, Arbeitslosigkeit durch die körperlichen Einschränkungen sowie die Verzweiflung, etwas ändern zu wollen, es aber nicht zu schaffen, frustriere auf ganzer Linie.

Seit Jahren ist sie mit ihrem Mann Mico (44) bei der Selbsthilfegruppe aktiv und hat hier die notwendige Unterstützung für eine OP bekommen, die vor einem Jahr vorgenommen wurde. „Jetzt bin ich glücklich. Durch die Gewichtsabnahme von 58 Kilogramm kann ich wieder arbeiten, treibe regelmäßig Sport und genieße das Essen wieder“, erklärt sie strahlend.

Auch ihr Mann denkt jetzt über die lebensverbessernde Operation nach, bei der entweder ein Magen-Bypass gelegt, oder ein sogenannter „Schlauchmagen“ operativ modelliert wird.
Bei beiden gängigen Operationen ist eine Mengenbegrenzung die Folge, beim Bypass außerdem eine gewisse Mangelverdauung, wodurch schnell ein Gewichtsverlust einsetzt.

In Lemgo gibt es Teilnehmer, die über 130 Kilogramm abgenommen und sich somit mehr als „halbiert“ haben, denn Nahrung kann nach der OP nur noch in kleineren Mengen aufgenommen werden.

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