Lemgo. Auf der Brücke am Langenbrücker Tor haben die Bauarbeiter zum Wochenanfang begonnen, Asphalt abzufräsen. Dann mussten Geländer und Fahrbahnteile dran glauben. Das erste Loch ist da. Obwohl damit akute Absturzgefahr in die Bega besteht, stapften nach Angaben von Matthias Rath von der Stadt noch immer Passanten einfach mitten in die Baustelle hinein.
Kurzerhand haben die Kollegen des Bauamts daher gestern Umleitungsschilder aufgehängt – unter anderem in der Breiten Straße weisen sie auf die Alternativroute hin: Durch den Abteigarten, hinter dem Basketballfeld her, kommen Fußgänger am schnellsten zur Behelfsbrücke, die in der vergangenen Woche über die Bega gelegt worden ist.
Der direkte Weg, hinter dem Infopavillon auf den Wall, ist dagegen gesperrt, auch wenn Fußgänger dort das Ziel bereits vor Augen haben. Doch der Bereich gehört, wie der zum Teil gesperrte Spielplatz, mit zur Baustelle – es wird gebuddelt. Mit dem Abriss weiterer Brückenteile rechnet Matthias Rath für Ende dieser Woche. Die Telekom hat mit dem Umschalten ihrer Leitungen, die vorerst an der Behelfsbrücke verlaufen, bereits begonnen. Die Stadtwerke ziehen nach, indem sie ihre Kabelstränge in Betrieb nehmen, die sie eigens unter der Bega hindurchgedrückt haben.
Erst wenn die Versorger die Kabel in der alten Brücke nicht mehr benötigen, kann der Komplettabriss beginnen. Zu diesem gibt es nach Angaben von Immo Henneberg, dem Hochwasserexperten in der Stadtverwaltung, keine Alternative. So ging zwar bei der LZ eine Leseranfrage ein, ob auf den Neubau einer Brücke nun nicht doch verzichtet werde könne. Sei doch augenscheinlich nach dem Abbau des Wehres und dem Absenken des Wasserpegels viel Platz unter der Brücke. Doch nicht genug, um bei starken Regenfällen oder Schneeschmelzen ausreichend Wasser durchzulassen, betont Immo Henneberg.
Schließlich müsse die Sohle der Bega im Bereich Langenbrücker Tor im Zuge der Baumaßnahmen auch wieder ein Stück aufgefüllt werden. Sonst könne dies Auswirkungen auf den Grundwasserspiegel in der gesamten südlichen Innenstadt haben – mit ungewissem Ausgang für die Fundamente vieler Häuser. Weiterhin bestehe ein Zusammenhang mit den Trinkwasserreservoirs in den Braker Wiesen, die die Stadtwerke mit einer Reihe von Brunnen anzapfen.
Daher soll der Bega-Normalpegel wieder steigen – dann aber sei unter einer Brücke mit Pfeilern im Falle eines Hochwassers doch nicht genügend Platz. Stadt und Politik haben eigens ein schlichtes neues Bauwerk ausgesucht, das im Sommer 2016 stehen soll.