Lemgo. Bis Ende des kommenden Jahres soll der sogenannte Intensiv-Cube hinter dem Hauptgebäude des Klinikums andocken. Der Neubau zieht nach Angaben des Medizinischen Geschäftsführers des Klinikums Lippe, Dr. Helmut Middeke, bis 2024 weitere Maßnahmen nach sich. 20 Millionen Euro hat der Aufsichtsrat für den Standort Lemgo insgesamt locker gemacht. Der „Intensiv-Cube", mit dem der Stein ins Rollen kommt, soll nach Angaben von Architekt Bernd Meier allein etwa 3,5 Millionen kosten.
Ziel ist es, damit alle Fachleute der Intensivmedizin auf einer Ebene zu versammeln: „Fachlich ein Riesen-Fortschritt, den wir in Detmold schon vollzogen haben", bilanziert Middeke. Nebenbei liegt die neue Intensivstation direkt neben dem Helikopterlandeplatz.Anästhesisten, Internisten und Neurologen planen momentan gemeinsam, wie die Räume aufgebaut und ausgestattet sein sollen. Fest steht: Es wird viel mehr Einzelzimmer geben.
„Das Bauprogramm bedeutet den endgültigen Abschied vom Dreibettzimmer", unterstreicht Middeke.Den Einzelzimmern werden Räume vorgelagert, die quasi als Schleusen dienen können, falls Patienten mit multiresistenten Keimen infiziert sind. Die Betten auf der Intensivstation werden nicht mehr an der Wand stehen, damit die Ärzte alle Geräte und den Patienten gut erreichen können. Das Dienstzimmer wird als Mittelinsel konzipiert, sodass die Wege kurz sind.
Räumlich gesehen öffnet der Zusammenzug aller Intensivmediziner im „Cube" (Würfel) die Tür zur weiteren Modernisierung des Lemgoer Klinikums. Sollen doch zwei Altbauten abgerissen und durch einen Ersatzbau südlich des Hauptgebäudes ersetzt werden. Dafür müssen die hier versammelten Fachrichtungen anderswo unterschlüpfen.In das Sockelgeschoss des „Intensiv-Cubes" zieht die Station für die Palliativmedizin ein, deren Aufgabe die Linderung der Leiden eines unheilbar Kranken ist.
Für Geschäftsführer Middeke ist insbesondere die Platzierung ein Gewinn – der direkte Zugang zum Park sei für die Patienten sehr wichtig. Außerdem erhalten Angehörige einen eigenen Eingang.Der Altbau von Mitte der 1950er Jahre, „die alte Innere", wie Middeke sagt – sie ist nicht mehr zeitgemäß. Teils müssen Mitarbeiter hier über den Hof laufen, um ans Ziel zu gelangen. „Es wurde auch geprüft, ob eine Sanierung Sinn ergibt – doch das lohnt nicht", unterstreicht Architekt Bernd Meier das deutliche Ergebnis.
Zu viele tragende Wände machten den Umbau zum modernen Krankenhaustrakt so gut wie unmöglich, zumindest aber unwirtschaftlich. Mit dem Neubau des Ersatzes rechnet der Experte für die Jahre 2019 bis 2022. Wie hoch er in die Höhe wächst, ist noch nicht ganz ausgemacht. Der Bau eines Obergeschosses steht fest, sagt Meier. Ansonsten soll der Gebäuderiegel so stabil gegründet werden, dass Aufstockungen möglich wären. „Wir wollen alle Optionen erhalten", sagt Middeke mit Blick auf steigende Patientenzahlen.
Der Zeitplan
- 2016/17: Bau des „Intensiv-Cubes" und dortige Zusammenlegung aller intensivmedizinischen Abteilungen im Erdgeschoss
- 2018: Aufstockung der Zentralen Notaufnahme unter anderem für den Bereitschaftsdienst
- 2019: Ausbau des Sockelgeschosses im „Intensiv-Cube" für die Palliativmedizin mit Zugang zum Park
- 2020: Abbruch der alten Häuser II und III
- 2020-2022: Neubau des Hauses III als Ersatz
- 2022/23: Sanierung der Stationen 41 und 42 im Bettenhaus IV
- 2023/24: Sanierung der Abteilung für Endoskopie im ersten Obergeschoss
Die Zeichen im Krankenhaus stehen auf Wachstum
Die Modernisierungs- und Expansionspläne des Klinikums Lippe folgen einer klaren Logik: Hatte ein Wirtschaftsprüfer noch 2013 ein Wachstum des Patientenaufkommens für die Folgejahre von jeweils einem bis eineinhalb Prozent prognostiziert, ist diese Schätzung inzwischen von der Wirklichkeit eingeholt worden. Allein 2014 kamen 4,5 Prozent mehr Menschen ins Lemgoer Krankenhaus als erwartet, rechnet Helmut Middeke, der Medizinische Geschäftsführer der Klinikum-GmbH, vor.
Im vergangenen Jahr lagen die Medizinischen Abteilungen dann ziemlich genau im Plan des Wirtschaftsprüfers. Doch die Zahlen dürften weiter anziehen, so die Einschätzung von Helmut Middeke. Allein der Zuzug von Flüchtlingen, von denen einige dauerhaft in Deutschland bleiben dürften, werde sich auswirken, erwartet der Direktor.
Nicht umsonst machte der Aufsichtsrat im Dezember 65 Millionen Euro fürs Ausbauprogramm an den Standorten Detmold und Lemgo locker. Insgesamt geht es – inklusive der Landesförderung und weiterer Gelder – sogar um ein Investitionspaket in Höhe von 170 Millionen Euro.