Lemgo. Die Stadt will im kommenden Frühjahr den Osttrakt der Heinrich-Drake-Hauptschule abreißen und Ersatz schaffen. Der Altbau sei baulich und energetisch in die Jahre gekommen, sagt Marion Visser von der Gebäudewirtschaft im Rathaus.
Bei den Baukosten werde auf jeden Fall eine Zwei vor dem Komma stehen – die Stadt rechnet mit einer Investitionsförderung von 1,5 Millionen Euro. Das Problem am Altbau: Er stammt aus den 1970er Jahren, wurde nicht saniert und hat durch seine Würfelbauweise und Innenhöfe viele Außenwände – das ist schlecht für die Energiebilanz.
19 Millionen investiert
Im Land NRW sind nur 15 Prozent der Schulen mit dem Zustand ihrer Immobilie zufrieden. An diese Zahl erinnerte jetzt SPD-Chef Udo Golabeck und wollte wissen, wie die Lage in Lemgo aussieht. Nach Einschätzung von Kämmerer Dirk Tolkemitt stellt sich die Situation hier besser dar; er spricht von einem „relativ guten Zustand der Schulgebäude in Lemgo". Dies liege daran, dass die Stadt die entsprechenden Förderprogramme konsequent genutzt habe. Etwa 19 Millionen Euro sind so seit 2008 in die Schulimmobilien geflossen (siehe Grafik).Im Zuge des Konjunkturpakets hatte die Stadt 2011 bereits beim westlichen Teil der Drake-Schule ähnlich gehandelt – nun soll das letzte verbliebene Sorgenkind folgen, wie Markus Baier, Geschäftsbereichsleiter Stadtplanung und Bauen, bestätigt.
Noch ist nicht klar, wo der Neubau stehen soll – es gebe zwei geeignete Bauplätze auf dem Gelände. Ziel müsse es jedoch sein, die Schüler nicht zwischendurch in Containern unterzubringen, da dafür unnötige Kosten in Höhe von etwa 200.000 Euro anfielen. Die Lösung, nicht an gleicher Stelle neu zu bauen, hätte also Charme, weil der Unterricht dann bis zur Einweihung des Neubaus weiter im alten Trakt mit seinen Fach- und Lehrräumen stattfinden könnte.
Gestalterisch werde sich der neue Trakt wahrscheinlich an den Ersatzbau von 2011 anlehnen, erwartet Markus Baier. Von der Schule wird er dringend ersehnt. Nach Angaben des Geschäftsbereichsleiters gebe es immer wieder Beschwerden über die Schwachstellen des Gebäudes – feuchte Ecken, zugige Fenster und kaputte Fugen. Auch der Unterhaltungsaufwand sei nicht zu unterschätzen, betont Baier. Zuguterletzt ziehe der Gebäudeteil den gesamte Komplex im Energieausweis nach unten. „Mit den Innenhöfen ist das für unsere Breitengerade einfach nicht praktikabel", stellt Baier fest und verweist zudem auf den gärtnerischen Aufwand. Nach Worten von Visser soll des Weiteren die Decke in der Pausenhalle neu gemacht werden.
Südschul-Mensa ist vom Tisch
Weniger Eltern melden ihre Kinder an. Die Stadt legt die Neubauplanungen deswegen auf Eis.
Die Südschule muss voraussichtlich noch länger auf eine echte Mensa verzichten. Nach Angaben von Thomas Portong, Geschäftsbereichsleiter Jugend und Schule, ist die geplante Erweiterung vom Tisch – zumindest vorerst. Der Grund sind die zuletzt rückläufigen Anmeldezahlen an der Schule.
Eigentlich hatte Schulleiterin Christine Beermann damit gerechnet, dass die Stadt dieses Jahr die Planungen für die angedachte Mensa vorantreiben würde. Und tatsächlich waren Finanzmittel im Wirtschaftsplan vorgesehen, wie Thomas Portong sagt. Nach Angaben von Kämmerer und Erstem Beigeordnetem Dirk Tolkemitt sieht die Verwaltung jedoch inzwischen den Bedarf nicht mehr. „Wir wurden vom Anmeldeverhalten der Eltern überrascht", bekräftigt Thomas Portong. „In zwei aufeinander folgenden Jahren waren die Zahlen der Südschule rückläufig."
So richtig erklären können sich das weder der Geschäftsbereichsleiter noch die Schulleiterin. Womöglich habe die Debatte um die Schulstandorte (Stichwort: Schließung der städtischen Ostschule) bei einigen Grundschulen für zwischenzeitliche Anmelderückgänge gesorgt, die nun aufgeholt würden, so Portong.Rektorin Christine Beermann kennt die harten Fakten: Als die Schule den Antrag auf Mensabau gestellt hatte, gingen 180 Kinder in die OGS und mussten mittags verpflegt werden. Stand heute sind es 150. „Die Absage des Neubaus kam daher nicht überraschend für mich. Ich habe auch Verständnis, wenn es Vorrangigeres in der Stadt gibt", betont Christine Beermann.Gleichwohl sieht sie nach wie vor den Bedarf für eine Mensa. Die Südschule sei stabil dreizügig, die Zahlen in der OGS haben sich gegenüber den Anfängen verdreifacht. Dennoch fehle ein zentraler Essensraum.
Aktuell bekommen die Kinder ihr Essen, das durch das Rote Kreuz als Träger bestellt wird, als Austeilware in Klassenräumen. „Die Küche bietet nur 50 Schülern Platz", erklärt Beermann. Folge: ein hoher Reinigungsaufwand und eine schwierigere Koordination. Zumal Klassenzimmer nach dem Bau einer echten Mensa als Differenzierungsräume vorgesehen waren.