Lemgo. Unter hohem Sicherheitsaufwand ist die Volksbank umgezogen. Seit Montagnachmittag sind die Filialen Mittelstraße und Brake geschlossen – der Betrieb läuft in der umgebauten alten Post am Ostertor. Vor allem der Umzug der Dutzenden Schließfächer erforderte starke Männer und Verschwiegenheit.
Mit entsprechender Bewaffnung und nach einem geheim gehaltenen Zeitplan hat ein Geldtransportunternehmen nach Angaben von Hans-Jürgen Borchert, bei dem Institut zuständig für das lippische Filialgeschäft, die versiegelten Schließfächer in den neuen Standort gebracht. In der alten Post garantieren nun sieben, jeweils eineinhalb Tonnen schwere Panzerschränke Sicherheit. Baut eine Bank neu, wird der Tresor normalerweise aus einem Guss gebaut, bevor die Außenmauern geschlossen werden. Am Ostertor musste sich die Volksbank den Gegebenheiten anpassen... und nehmen, was durchs Treppenhaus ging.
Die Sicherheit ist laut dem neuen Filialleiter Christian Wagner, der von der Volksbank Bielefeld-Gütersloh kommt, gleichwohl garantiert. Zumal im Zuge der Schließung kleinerer Bankfilialen allerorten allein durch die höhere Zahl an Mitarbeitern vor Ort der Schutz vor Überfällen verbessert werde. Apropos: Schließfächer stehen in Zeiten von Niedrigzinsen offenbar hoch im Kurs. Gegenüber dem Bestand hat die Volksbank in der alten Post noch einmal draufgesattelt und gleich gestern um 9.05 Uhr eine weitere Schublade vermietet. Ob die Lemgoer Goldbarren oder 500-Euro-Scheine einlagern, wissen Wagner und Kollegen aber nicht. Kundengeheimnis.
Keine Heimlichtuerei gibt es darum, dass die Bargeldversorgung für die Kunden tatsächlich der Knackpunkt ist. So erklärt es sich Borchert, dass es in Brake nur wenige Diskussionen um die Zusammenlegung der Filialen gegeben habe. Denn Kontoauszugsdrucker und Geldautomat hat die Volksbank in Brake erhalten. Den Überweisungsautomaten am neuen Standort hat der Prokurist übrigens selbst getestet: „Ich musste sowieso eine Rechnung bezahlen." Die 20 Mitarbeiter sind nunmehr ausschließlich am Fachmarktzentrum tätig. Die Immobilie Mittelstraße kauft die Kanzlei Vogelsteller & Kaufmann.
480 der 840 Quadratmeter Nutzfläche der alten Post mietet das Geldhaus – den Rest nutzt die Werbeagentur Sagner-Heinze, die Mitte/Ende Mai einziehen will. Geschäftsführer Thorsten Sagner und Tobias Heinze haben das Gebäude erworben und inklusive Kaufpreis mehr als eine Million Euro investiert. Den Aufwand auf Seiten der Bank beziffert Hans-Jürgen Borchert auf zusätzlich 500.000 Euro.
Parkplatz unter Beobachtung
Die Volksbank ist ein gebranntes Kind. Bereits ihr Parkplatz an der Echternstraße, der Kunden in der Filiale Mittelstraße für Besuche dort zur Verfügung stand, ist nach Worten von Filialgeschäftsleiter Hans-Jürgen Borchert von Autofahrern nicht gerade selten „missbraucht" worden – für Einkäufe in der Stadt.
Nicht selten hätten sich die Leute dann die zur Ausfahrt benötigte Münze herausgeben lassen („Ich bin Kunde bei Ihnen") sowie deutlich länger geparkt als eigentlich erlaubt. Zudem sei die Schranke häufiger kaputt gewesen – die Folge: Parkchaos. An der alten Post soll das nicht wieder passieren. Es gebe derzeit durchaus einige Lemgoer, die den Parkplatz am neuen Fachmarktzentrum für Abstecher in der Mittelstraße nutzen.
„Wir beobachten die Situation. Sollte es notwendig werden, müssen Strafzettel verteilt werden", kündigt Thorsten Sagner an.