Lemgo. Der rote Rahmen ist weg. Für einige Lemgoer, die sich auf Facebook austauschen, kommt das überraschend. Für die Mitarbeiter der Staff-Stiftung war das dagegen von Anfang an klar. Das beliebte Fotomotiv im Landschaftspark war nie für die Ewigkeit gebaut.
„Der Rahmen war nicht als Aktion auf Dauer geplant", erklärt Ralf Gerke, Geschäftsleiter der Stiftung. Er selbst hat 2009 den Standort für das große Holzquadrat ausgewählt. Damals war der Rahmen Teil der landesweiten Aktion „Sehen lernen" der Initiative „StadtBauKultur NRW". Mobile Rahmenkonstruktionen sollten Bürger auf wenig beachtete Aspekte in ihrer Stadt aufmerksam machen.
Das Verhalten der Besucher im Staff-Landschaftspark ist in der Stiftung ein viel diskutiertes Thema. Vatertag und Silvester haben sich für die Mitarbeiter zur Nervenprobe entwickelt, erzählt Ralf Gerke von der Stiftung. "Der Landschaftspark soll ein Natur- und Ruheraum sein", betont er. Besucher seien willkommen, aber in den vergangenen Jahren habe der Andrang zu diesen Anlässen problematische Dimensionen angenommen. "Wir mussten nach Silvester mehrere Anhänger voll Müll entsorgen." Da auf den Wiesen Viehfutter wachse, sei es besonders wichtig, die Flächen sauber zu halten. Inzwischen sorgt ein Sicherheitsdienst an heiklen Tagen für Ordnung, und am nächsten Jahreswechsel werde jegliches Feuerwerk verboten sein, kündigt Gerke an. Wer Raketen oder Böller im Gepäck habe, dürfe nicht mehr aufs Gelände.
Ein Rahmen sollte im Staff-Landschaftspark stehen, wegen der besonderen Aussicht. Dann gab es aber zu wenige davon, so dass die Initiative den Plan nicht umsetzte. „Aber die Idee fanden wir gut", erzählt Gerke – und so stellte die Stiftung einen eigenen Rahmen auf.
Während die mobilen Konstruktionen der Initiative nur für einige Wochen aufgestellt wurden, rechnete die Staff-Stiftung mit rund vier Jahren, falls die Konstruktion den Besuchern gefiele. „Jetzt stand er sieben Jahre", sagt Gerke – und Wind und Wetter haben Spuren hinterlassen.
Das Leimholz ist stellenweise aufgequollen, der rote Lack hat Risse, durch die weitere Feuchtigkeit eindringt.
Noch sei das Bauwerk standfest gewesen, betont Ralf Gerke, aber spätestens nach dem nächsten Winter wären wöchentliche Kontrollen nötig geworden. „Das Konstrukt ist ausgesprochen schwer gewesen, das hätte nicht umfallen dürfen."
Außerdem seien manche Besucher darauf herumgeklettert, auch bis ganz oben – da musste alles absolut standfest sein. Es gibt aber einen weiteren Grund, warum das beliebte Fotomotiv jetzt abgebaut wurde. Der Rahmen sei zerkratzt, angekohlt und beschmiert gewesen, viele Besucher hatten ihre Namen oder anderes hineingeritzt. „Das war nicht mehr schön und genügte unseren Qualitätsansprüchen nicht mehr", erklärt Ralf Gerke.
Gerade in den letzten zwei Jahren seien viele Schäden zu verzeichnen gewesen. Der Rahmen sei außerdem Treffpunkt für rücksichtslose Besucher gewesen, die mit Lärm die Anwohner in der Nachbarschaft störten und viel Müll hinterließen. Daher sei auch fraglich, ob ein neuer Rahmen aufgestellt würde – darüber hatte der Vorstand der Stiftung vor Jahren nachgedacht.
Eine wetterfeste Lösung, die dauerhaft Bestand hätte, würde die Stiftung mindestens 10.000 Euro kosten, schätzt Gerke. Die Bereitschaft, das zu investieren, sei nach den negativen Erfahrungen aber nicht mehr so hoch. Ralf Gerke findet das eigentlich ungerecht: „Für die, die gut damit umgegangen sind, ist das schade – aber es ist auch verständlich", sagt er.
Wenn sich Freiwillige fänden, die als Paten ein Auge auf einen neuen Rahmen hätten, könnte er sich eine Lösung vorstellen. Zu Gesprächen sei er gerne bereit. So aber wird er bis zur nächsten Zusammenkunft des Stiftungsvorstands beobachten, wie sich die Lage im Park entwickelt. Dass die Lemgoer den Rahmen vermissen, freut ihn auch ein bisschen: „Wir hatten nicht gedacht, dass das so ein beliebtes Objekt wird."
Für die Tonne
Kommentar von Marlen Grote
Überall die gleichen Klagen: Leute treffen sich, feiern, haben Spaß - und hinterlassen den Ort des Geschehens als Müllhalde. Ein Nebeneffekt unserer Wegwerfgesellschaft, der hier unappetitlich zu Tage tritt.
Jetzt bleibt wohl der beliebte rote Rahmen weg, weil der Müll drum herum nicht weggeworfen wird. Traurig. Aber so lange alles mehr oder weniger „einweg" ist, solange selbst das teuerste Handy nur eine Anschaffung auf Zeit ist, darf sich eigentlich niemand darüber wundern.
Es ist eine Frage der Mentalität. Chips in Tupperdosen sind eben uncool. Trotz Dosenpfand und Plastiktütengebühr ist ein Bewusstseinswandel noch längst nicht in Sicht. Auch nur einen Tag keinen Müll zu produzieren, erscheint unmöglich. Im schönen Staff-Park fällt der Unrat auf, aber auch in der Tonne schlummert ein Problem – nur besser versteckt.