Lemgo. Es ist ein Bauprogramm, das in Lippe nur vom Klinikum getoppt wird: Knapp zehn Millionen Euro will der Kreis in ein Berufsförderzentrum samt Mensa am Lüttfeld stecken, stolze 19 Millionen gar in eine neue Förderschule am Vogelsang. Die Astrid-Lindgren-Schule wird sich damit aufteilen – voraussichtlich 2021.
Für das Jahr haben der Eigenbetriebsleiter Schulen beim Kreis, Klaus Kuhlmann, und Schulleiterin Gudrun Laag den Umzug angepeilt. Noch ist nicht ein Spatenstich getan, aber die Planungen laufen auf Hochtouren: 15.000 Quadratmeter des alten Engländersportplatzes soll der Kreis 2017 vom Bund kaufen. Gutachten zu Verkehr, Lärm und Boden werden in Auftrag gegeben. Letzteres nicht ohne Grund: Am Vogelsang ist die Erde feucht und schwer, ein Blick in den Untergrund soll Probleme beim Bau verhindern. Doch was planen Kreis und Astrid-Lindgren-Schule? Warum kann es in Leese nicht weitergehen wie bisher? Ein Blick auf das, was Lemgo in den nächsten Jahren erwartet.
Die Aufteilung: Rektorin Gudrun Laag und der Eigenbetrieb Schulen haben lange abgewogen: Soll die Lindgren-Schule an einem Standort zusammenbleiben? Oder gehören die älteren Förderschüler, die die Berufspraxisstufe besuchen, nicht besser ans Lüttfeld? Die Entscheidung ist für den Bildungscampus gefallen.
Das Lüttfeld: Im Neubau soll hier nicht nur eine gemeinsame Mensa für die Berufskollegs, sondern auch für vier Klassen der Lindgren-Schule und zwei des Lüttfeld-Kollegs entstehen. Gudrun Laags Ansatz: Lernerfolge durch Anschluss an ganz „normale" Schüler, hier im Umfeld von Innovation Campus, CIIT und Berufskollegs. Mit Smart Factory und Fraunhofer-Institut hat Klaus Kuhlmann schon die ersten Gespräche über Kooperationen geführt. Es läuft...
Der Vogelsang: Hier soll die Lindgren-Schule ebenfalls von der Nachbarschaft profitieren, von der Nähe zur Gesamtschule. Doch auch die Karla-Raveh-Schule geht nicht leer aus. In dem Neubau, der rund 140 Förderschülern in zwölf Klassen Raum bieten soll, ist auch Platz für Gesamtschüler, die etwa im Bereich Hauswirtschaft oder Theater in dem 19-Millionen-Neubau mehr als nur Gäste sein sollen.
Der Verkehr: Zieht eine Förderschule nicht noch mehr Autos in die zu Stoßzeiten ohnehin belasteten Straßen Vogelsang und Wilmersiek? Laag sieht das nicht so: Oft kommen Förderschüler mit Kleinbussen – gebündelt. Klassischer Elternverkehr? Fehlanzeige. Dazu startet die Förder- zeitlich versetzt zur Gesamtschule.
Das Personal: Es ist kein Plan vom Reißbrett. Eineinhalb Jahre der Ideensammlung liegen hinter dem Kollegium der Lindgren-Schule, das den Grundsatzbeschluss des Kreisbildungsausschusses pro Neubau wie eine Geburt feierte. Viele haben mitgewirkt, überlegt, wie eine neue, zukunftsfähige Förderschule aussehen müsste – Termine in Bildungsneubauten inklusive. Und noch ist das Team nicht raus. Rektorin Gudrun Laag schweben AGs vor, die Kooperationen mit Leben füllen.
Die Vision: „Der kann was" – solche Sätze würde die Pädagogin Laag gerne öfter über ihre Schüler hören. Doch wer zeigen will, was er drauf hat, muss auch die Möglichkeit dazu bekommen, ist die Schulleiterin überzeugt. Am Lüttfeld, so die Idee, soll bestenfalls als schwach geltenden Schülern etwas zugetraut werden. „Viele sind bei guter Ausbildung, die ihnen Mut macht, in der Lage, eine stark praxisorientierte Tätigkeit im ersten Arbeitsmarkt zu übernehmen", ist sich Laag sicher.
Das Miteinander: Auch Schüler sollen künftig Schülern auf ihrem Weg helfen. Sei es, dass Gesamtschüler, die Freizeitpädagogen werden wollen, in der Lindgren-Schule Angebote machen und so Praxiserfahrungen sammeln. Sei es, dass ein Schulkiosk in Eigenregie betrieben wird. Sei es, dass Behinderte und Nicht-Behinderte gemeinsam werkeln. Und sei es, dass vielleicht der eine oder andere Schüler ein Auge auf seinen Kameraden mit Handicap hat, wenn dieser auf dem Weg zum Lüttfeld Probleme mit Bahnfahrplänen hat.
Die Vergangenheit: Der Standort Leese wird aufgegeben. Obwohl architektonisch interessant, machen Technik, Zuschnitt und Wartung ob der Flachdächer den Betrieb unwirtschaftlich. Steht ein Umbau zu Wohnungen an? So weit will Klaus Kuhlmann noch nicht gehen – die Ideensammlung für 2021 läuft. Vielleicht wäre das neue Quartierszentrum Echternstraße, das im ehemaligen Kreisaltenheim entsteht, eine Blaupause...
Die Kosten: Ob der Ausgaben von 29 Millionen wird der Kreis das Projekt europaweit ausschreiben. Es schließen sich Verhandlungsrunden an, bei denen Vorschläge und Skizzen der Baufirmen und Architekten auf den Tisch kommen. Mit in der Planung ist auch ein Lehrschwimmbecken am Vogelsang – mit Hubboden. Das Eau-Le? Zu voll und mit den Umkleiden kaum geeignet für die Lindgren-Schule.
Die Flexibilität: Insbesondere am Vogelsang legt der Kreis den Neubau großzügig aus. Besser, später mal Wände einzureißen als anzubauen. Ein Bereich für Ergotherapie soll so eingerichtet werden, dass er auch von außen – und damit womöglich auch etwa in den Ferien – zu nutzen wäre.