Lemgo. Seit einer Woche ist die Ampel am Waisenhausplatz aus. Die Zahl der Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung ist auf einen Schlag drastisch gesunken. Fehlt doch das Rotlicht für Fußgänger, bei dem nicht wenige Passanten bisher trotzdem das Rampendal überquert haben. Doch fließt der Verkehr auch flüssig? Oder gibts neue Gefahrenquellen? Sieben Tage Zebrastreifen – die erste Bilanz.
Das Wichtigste zuerst: Unfälle sind dem Bezirksbeamten Andreas Kirsch nicht zu Ohren gekommen. Und er hat seinen Schreibtisch nur 50 Schritte entfernt vom Waisenhausplatz im Haus Wippermann. Allerdings war das Erstaunen bei Autofahrern und Passanten anfangs groß, meint er: „Es gab nicht wenige Fußgänger, die standen da... und standen da... und haben gewartet, dass es Grün wird. Doch es wurde nicht Grün."
Die Verunsicherung hat mit Heiko Fischer auch der Leiter der Planungsabteilung beim städtischen Straßenbaubetrieb registriert... und reagiert. War anfänglich nur das Signal für die Autofahrer zugehängt, wurden inzwischen auch die Ampelseiten gen Kramer- und Breite Straße abgedeckt. „Insgesamt ist es schon eine Erleichterung", meint Andreas Kirsch. Schaltete doch die Anlage bislang pauschal zwischen Grün und Rot hin und her – ohne Rücksichtnahme auf den Verkehr oder die Uhrzeit. Für nicht wenige war das eine riesengroße Versuchung.
So berichtet Kira Schürmans, Inhaberin des ansässigen Optikergeschäfts, dass „vorher sehr viele über die rote Ampel gegangen sind, egal ob Jung oder Alt". Zwei Tage lang habe es sich zurecht ruckeln müssen. So lange habe die Phase gedauert, in der am Waisenhausplatz verhältnismäßig oft gehupt worden sei. Doch nun „ist die Lage ruhig", meint Kira Schürmans.
Mit einer Ausnahme: der Radverkehr. Diesen Aspekt sieht auch Heiko Fischer „nicht ganz unkritisch". So hat die Stadt denn nachträglich noch das Schild „Radfahrer bitte absteigen" aufstellen lassen. Zwar dürfen Radler streng genommen über den Zebrastreifen fahren, jedoch können sie dann „keinen Vorrang geltend machen", klärt Bezirksbeamter Kirsch auf. Die Folge: gefährliche Missverständnisse zwischen Auto- und Radfahrern.
Verschärft wird die Situation dadurch, dass die Achse Breite Straße – Kramerstraße – Haferstraße nach Worten von Wolfgang Jäger von Lemgo Marketing als Radweg ausgewiesen und der kürzeste Weg ist, um die Innenstadt von Nord nach Süd und umgekehrt zu durchqueren.
Wolfgang Jäger hat sein Büro mit Blick aufs Rampendal. Er sei gespannt, ob der Zebrastreifen funktioniere, sei die Kreuzung doch stärker frequentier als andere Ecken, etwa am Stadtpalais oder Weißen Ross.
„Bei Stadtfesten wird es definitiv eng", glaubt Jäger. Allerdings gebe es auch am Ostertor wegen des Verkehrs im Kreisel oft Stau bis in die Papenstraße. Der Übersichtlichkeit halber hat die Stadt extra eine Parkbucht im Rampendal gesperrt. Nach Ansicht Kirschs kommt die Nagelprobe erst noch: „Jetzt ist noch Urlaubszeit, da ist spürbar weniger Verkehr auf den Straßen."