Lemgo. Es ist ein bisschen wie Weihnachten. Gespannt beobachten Jürgen Scheffler und Andreas Lange, wie Mitarbeiter der Stadt Lemgo ein großes, flaches Paket zwischen bemalten Holzplatten, einem großen Plüschtier und einem alten Motorroller hervorziehen. Hier in einer Scheune in Hörstmar lagerte seit Jahrzehnten das alte Fenster des CVJM-Hauses.
Das Haus in der Neuen Straße war 1883 gebaut worden, als erstes Gemeindehaus überhaupt in Lemgo. Pfarrer Hugo Rothert von der Gemeinde St. Nicolai hatte es bauen lassen, ein anonymer Spender stiftete das gut drei Meter hohe Buntglasfenster für denn Giebel. Es zeigt das Lamm Gottes, ein Motiv, das auch auf der anderen Giebelseite prangte. Dort ließ Rothert das alte Sandsteinrelief mit dem Lamm einbauen, das zuvor das Regenstor geschmückt hatte. Das originale Relief ist inzwischen stark verwittert und liegt im Hexenbürgermeisterhaus, im Giebel an der Neuen Straße ist heute eine Nachbildung zu sehen. Das Motiv des Lamms war Rothert wichtig, erzählt Andreas Lange: „Das war für ihn wie eine Predigt auf Glas."
Wo das Fenster einst eingebaut war, ist am Gebäude noch erkennbar. So kam Andreas Lange auch auf die Idee, es zu suchen. Er betrachtete die zugemauerte Fläche und fragte sich, ob das Fenster noch erhalten sei. Olaf Tigges, Vorsitzender des CVJM, brachte ihn auf die richtige Spur. Dem Verein gehört das Gebäude, es war ein Geschenk von Rothert. Das Fenster war in den 1960er Jahren ausgebaut worden, danach lagerte ein einem Nebenraum. „Das ist in Vergessenheit geraten", erinnert sich Iris Kämper, ihrer Familie gehört die Scheune, in der es schließlich landete.
Jetzt soll das Fenster wieder für alle Bürger sichtbar werden, denn am 27. August wird es Teil der Reformations-Ausstellung im Hexenbürgermeisterhaus sein. Allerdings muss es vorher noch gereinigt werden, und es gilt zu prüfen, ob es überhaupt standfest genug ist, um in der Schau aufrecht an eine Wand gelehnt präsentiert zu werden, wie es angedacht ist.
Die bunten Scheiben sind weitgehend gut erhalten, Sorgen macht Jürgen Scheffler eher der Holzrahmen, der sichtlich unter der langen Lagerung gelitten hat. Ob das Fenster nach der Ausstellung restauriert wird und wo es dann untergebracht wird, darüber wird sich der CVJM in den nächsten Monaten Gedanken machen, sagt Lange.
Zunächst musste das größte Exponat, das in der Ausstellung in Lemgo zu sehen sein wird, an seinen neuen Platz gebracht werden. Fünf Mitarbeiter der Stadt Lemgo trugen es behutsam in einen Lastwagen. Gut gesichert hat die zerbrechliche Fracht schließlich das Museum erreicht.
Drei Ausstellungen
Zum Thema „Reformation in Lippe" zeigen das Lippische Landesmuseum in Detmold, das Weserrenaissance-Musuem Schloss Brake und das Hexenbürgermeisterhaus vom 27. August bis 7. Januar drei Ausstellungen. Die Schau im Hexenbürgermeisterhaus heißt „Glaube, Recht und Freiheit. Lutheraner und Reformierte in Lippe", beteiligt sind auch die Kirchen St. Marien und St.Nicolai.