Lemgo. Um die Modernisierung der chinesischen Produktionsbetriebe voranzutreiben, hat die chinesische Regierung etwa zwei Millionen Euro in ein Projekt rund um eine Industrieanlage aus Lemgo investiert. Angelehnt an ein in der Smartfactory OWL bereits vorhandenes Montagesystem, vereint die Anlage zu Demonstrationszwecken Schlüsseltechnologien vom Bereich der Assistenzsysteme in der Montage bis hin zum 3D-Druck. „In diesem innovativen und strategisch bedeutsamen Projekt legen wir die Grundlage, um unsere Industrie 4.0-Technologien für produzierende Unternehmen weit über die Grenzen von OWL und Deutschland hinaus nutzbar zu machen", sagt Holger Flatt, Projektleiter bei Fraunhofer in Lemgo. Der Kontakt nach Fernost entstand auf der Hannover Messe im Jahr 2016. Er habe sich schnell zu einer vertieften Kooperation entwickelt. Denn: „Die deutsche Industrie hat in China einen hohen Stellenwert", bestätigt Thomas Nolting, Geschäftsführer des Instituts für Automatisierung und Industrie- Technologie (IAIT) in Langenhagen bei Hannover. „Mit der Referenzanlage können lokale Unternehmen in China nun die deutsche Industrie in der Praxis kennenlernen", sagt Nolting. Produziert werden – zu Demonstrationszwecken – kleine Spielzeugautos. „Alle Technologien, beispielsweise von Phoenix Contact, Siemens, Weidmüller oder ABB sind am Markt verfügbar", verspricht Flatt. Aber Industrie 4.0 heiße eben auch Vernetzung von Mensch, Maschine und Produkt. So beinhaltet die Vorführanlage nicht nur Roboter, Laser und 3D-Drucker, sondern auch einen interaktiven Handarbeitsplatz. „Am Ende entstehen individuelle Modellautos", sagt Flatt. Aufgestellt wird die Montagelinie in einem Technologiepark mit Unternehmen aus verschiedenen Branchen in Huaian, einer Millionenstadt etwa 400 Kilometer nördlich von Shanghai. Zusammen mit einer Ausstellung, in der sich 30 bis 40 deutsche Unternehmen und Partner, auch aus dem europäischen Ausland, präsentieren, wird die „Plattform des Technologietransfers" etwa 1.200 Quadratmeter einnehmen. Nicht nur das Montagesystem wird vorgestellt, es soll zudem regelmäßig Schulungen, Seminare und Workshops geben, sagt Nolting. „Das Äquivalent zum deutschen Begriff „Industrie 4.0" heißt „Made in China 2025"", erklärt IAIT-Geschäftsführer Nolting. Es stehe in diesem Projekt aber nicht im Wettbewerb mit deutschen Technologiebausteinen. Vielmehr gehe es um den Ausbau des deutschen Engagement in der Kooperation mit China und um die didaktischen Möglichkeiten einer solchen Testumgebung zur Sensibilisierung, Qualifikation und Forschung. Doch zunächst einmal muss das Montagesystem für den Transport nach China zerlegt werden. Im Container reist es etwa drei Wochen von Lemgo bis nach Huaian. Am 6. März soll die Anlage dann feierlich eröffnet werden.