Kläschen Lemgo: Was neu ist und wann eine Absage droht

Lemgo. Marktmeister Michael Gronau klingt bescheiden, wenn er verrät, dass es ihm nach zahlreichen Telefonaten und Gesprächen gelungen ist, stolze 180 Aussteller für die Traditionskirmes Kläschen zu gewinnen. Das ist Vor-Corona-Niveau und in der aktuellen Lage eine mehr als beachtliche Leistung. Zwei neue Fahrgeschäfte und ansonsten Business as usual lautet das Motto für dieses Jahr. Noch gibt es keine Auflagen von Bund oder Land, aber das kann sich schnell ändern, wie Gronau in der Corona-Zeit leidvoll erfahren musste.

"Die Veranstaltungsbranche hat es immer noch sehr schwer", sagt Gronau. Die meisten Aussteller hätten mit Personalmangel, steigenden Beschaffungs- und Energiepreisen sowie hohen Investitionen zu kämpfen. "Wir kommen den Ausstellern soweit es geht entgegen. Die Preise bleiben auf dem Niveau von 2019 - also vor Corona. Wir geben die aktuelle Entwicklung nicht weiter", sagt Gronau. In vielen Gesprächen mit den Schaustellern sei dies begrüßt worden. "Wir versuchen, Kläschen so zu organisieren, als ob es die Corona-Zeit nicht gegeben hätte. Das wünschen sich die meisten ja auch." Doch ein paar Dinge haben sich doch geändert. Wo vor Corona noch viele Hundert Aussteller auf einen Kläschen-Platz hofften, herrscht nun gähnende Leere auf der Warteliste.

70 Absagen kurz vor dem Event Gronau hat auch den Wilbaser Markt dieses Jahr in Blomberg ausgerichtet und musste mit 70 Absagen von Ausstellern 20 Tage vor der Kirmes fertig werden. Eine Achterbahnfahrt. Darum rechnet er auch in Lemgo mit Ausfällen. "Wir haben mit allen gesprochen, die in Frage kommen. Bislang haben alle ihre Teilnahme zugesichert. Mehr können wir aktuell nicht tun", sagt Gronau.

Eine weitere Hilfestellung bereiten Marktmeister und die Stadt für die Aussteller vor: "Wir wollen allen Beteiligten die Möglichkeit einräumen, ihre Buden und Geschäfte bereits am Wochenende vor Kläschen aufzubauen", erzählt Gronau. Normalerweise beginne der Aufbau erst montags, dieses Jahr soll den Ausstellern aber mehr Zeit für den Aufbau bleiben. "Wenn anstelle von fünf Mitarbeitern plötzlich nur noch zwei zur Verfügung stehen, dann wäre das an drei Tagen nicht zu schaffen."

Mittelstraße, Wall, Bleiche und Regenstorplatz - das werden die Schauplätze für die diesjährige Kirmes sein. Die üblichen Verdächtigen - wie Autoscooter, Musikexpress und Break Dance - bekommen in diesem Jahr zwei neue Kollegen als Konkurrenz. Erstmals wird ein Riesen-Kettenkarussel auf Kläschen Station machen und auch das Fahrgeschäft "Escape - Flight of Fear" feiert bald seine Lemgo-Premiere.

2,5 Millionen für ein Fahrgeschäft Der Nienburger Schaustellerbetrieb Köhrmann kann es kaum erwarten, in Lemgo aufzubauen. Nach zwei Jahren Corona-Pause ist er auf die Einnahmen angewiesen. "Das Karussell ist erst im Frühjahr fertig geworden und hat uns rund 2,5 Millionen Euro gekostet. Das müssen wir jetzt erst einmal verdienen", sagt Inhaber Lutz Köhrmann. Lediglich anderthalb Tage brauchen seine Leute, um das Fahrgeschäft aufzubauen. Dann ist alles bereit für die Gaudi. Fünf Euro wird eine Escape-Fahrt kosten.

Öffnungszeiten unverändert Mit Lemgo Marketing ist alles abgestimmt, damit sich Kläschen und das Winterwonderland im Lippegarten nicht in die Quere kommen. "Wir haben bis zum Lippegarten geplant, ab dort übernimmt Lemgo Marketing. Es fügt sich harmonisch ein", sagt Gronau. Auch am umgebauten Ostertor soll alles problemlos aufgebaut werden können, wie Gronau berichtet. "Da haben wir uns im Vorfeld eng mit dem Bauamt ausgetauscht, damit es da im Dezember keinerlei Probleme gibt."

Die Öffnungszeiten von Kläschen sollen nahezu unverändert bleiben - trotz vielfacher Kritik durch Anwohner. Der Markt beginnt an allen vier Tagen um 11 Uhr. Donnerstag ist um Mitternacht Schluss (Tonträger bis 23 Uhr). Freitag und Samstag geht die Party bis 1.30 Uhr (Tonträger bis 1 Uhr) und am Sonntag ist auf Kläschen bereits um 21 Uhr Feierabend.

Auf dem Marktplatz werden auch wieder - wie immer - die karitativen Buden zu finden sein. Man mag es kaum glauben, aber alles sieht nach einer Rückkehr zu der Zeit vor Corona aus - noch. Sollte Kläschen - wider Erwarten - doch kurzfristig abgesagt werden müssen, dann weiß Gronau genau, was zu tun ist. "Es gibt eine Meldekette, das hat vergangenes Jahr funktioniert und es würde sicherlich wieder klappen. Glaubt der Marktmeister an eine Absage? "Nein, ich denke eher nicht. Aber sollte das Klinikum in Lippe einen medizinischen Notstand melden, weil zu viele Erkrankte versorgt werden müssen. Dann ist hier glaub ich alles möglich."

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