Warum dieser Lemgoer im Ehrenamt manchmal nicht die Hand vor Augen sieht

Lemgo. &bdquo;Es hat sich gut angefühlt“, sagt Marvin Blum und erinnert sich an das Schlüsselerlebnis - das, das ihn zur Freiwilligen Feuerwehr führte. Damals kam er bei einem Unfall vorbei. Eine junge Frau war in den Graben gefahren, Marvin Blum stoppte, half bei der Erstversorgung. Alles lief glimpflich ab und in dem Lemgoer reifte das Gefühl: &bdquo;Ich möchte öfter helfen.“

Danach begann der heute 28-Jährige, sich umzusehen. Welches Ehrenamt, welche Aufgabe kommt ihm und seiner Veranlagung am nächsten? Der Lemgoer musste nicht allzu lange überlegen: &bdquo;Ich habe mich schon immer für Technik interessiert und für die großen roten Autos der Feuerwehr habe ich mich schon als Kind begeistert.“ Was lag da näher, als bei der Freiwilligen Feuerwehr Lemgo nachzufragen? 2018 war das und die Wehr nahm ihn nur zu gerne auf.

Als Maschinist ist er auch als Techniker gefordert Zunächst absolvierte er die Grundausbildung für den gerätetragenden Atemschutz und setzte anschließend mit der Maschinisten- und Taucherausbildung noch einen drauf. Dabei kam ihm auch seine Berufsausbildung zugute. Als Meister ist der 28-Jährige im Garten- und Landschaftsbau tätig und hat im Rahmen der Ausbildung auch den Lkw-Führerschein gemacht. Der ermöglichte es ihm, bei der Feuerwehr zügig die Maschinistenausbildung zu absolvieren und damit Löschfahrzeuge und Pumpen zu führen. Eine Herausforderung, die den agilen Lemgoer auch deshalb reizte, weil er sich mit technischen Kenntnissen einbringen kann.

Auch in der Taucherstaffel ist Marvin Blum aktiv. Bislang noch in der Tauchstufe 1, will er in diesem Jahr die Fortbildung für die Stufe 2 angehen; 3 gibt es insgesamt. Die Lemgoer Taucher werden kreisweit angefordert, die nächste Staffel sitzt in Paderborn. Am Werreanger in Lage oder auch in einem Baggersee in Vennebeck ist Marvin Blum schon ins trübe Wasser abgetaucht, um nach Personen oder auch Fahrzeugen zu suchen.

Nullsicht unter Wasser Unter Wasser herrscht fast immer Nullsicht, erzählt der 28-Jährige. Mindestens vier Taucher gehen abgesichert in die Tiefe, um sich fühlend voranzutasten, denn aufgrund der vielen Schwebstoffe helfe auch eine Lampe meist nicht weiter, oft sei die eigene Hand vor Augen kaum zu erkennen. Bislang blieb es für Marvin Blum bei Autofunden - eine Leiche musste er noch nicht bergen.

Menschen in Not, schwer verletzt oder gar tot - es sind vor allem diese Eindrücke, die sich einprägen und Bilder, die sich aus dem Gedächtnis kaum noch löschen lassen, erinnert sich der 28-Jährige noch genau an den Krankenhausbrand in Lemgo im vergangenen Jahr. Der schlimmste Fall? &bdquo;Kinder wären krass.“ Doch zum Glück blieben die bei seinen Einsätzen bislang verschont.

Alle Teile unserer Serie &bdquo;Mit Herz für Lemgo“ finden Sie unter https://www.lz.de/herzfuerlemgo

Das Ehrenamt in der Freiwilligen Feuerwehr, es ist ein zeitintensiver Job: die Einsätze, die Fortbildungen, Dienst-Besprechungen, die Taucher-Übungen im Försterteich, dazu noch Einsätze wie etwa beim Laternenfest und dann noch das stete Wissen, dass der Alarm jederzeit losgehen kann. Doch Marvin Blum sieht das mittlerweile gelassener. Er arbeitet in Bielefeld und weiß, jenseits von Lemgo-Süd lohnt sich der Einsatz für ihn rein zeitlich nicht, braucht er einfach zu lange für die Anreise. Aktuell ist er daher in der Nachtschleife unterwegs und die letzten Einsätze, die liegen gut eine Woche zurück.

Ohne den Partner funktioniert es nicht Ein Ehrenamt, das auch Unterstützung vom Partner braucht. Marvin Blums Freundin ist selbst in einer Freiwilligen Feuerwehr unterwegs und weiß, dass das geplante Wochenende ganz schnell ganz anders aussehen kann. Und doch mag der 28-Jährige das Ehrenamt nicht missen: &bdquo;Da haben sich echte Freundschaften entwickelt“, erzählt er unter anderem von der Wohnung, die er von einem Feuerwehr-Kollegen übernommen hat. Die oft kräftezehrenden Einsätze und Erlebnisse schweißen zusammen, &bdquo;man weiß, dass man sich aufeinander verlassen kann“.

Keine Frage - für den Lemgoer ist es genau das richtige Ehrenamt. Und als Quereinsteiger, der nicht über die Jugendfeuerwehr zum Einsatz kam, weiß er, wenn er sagt: &bdquo;Bei der Feuerwehr Lemgo gibt es immer einen Bereich, in dem man sich sinnvoll einbringen kann - in jedem Alter.“ Denn manchmal gibt es einfach ein Schlüsselerlebnis im Leben, egal wann - so wie die junge Frau im Graben.

Kennen auch Sie jemanden, der sich in der Serie &bdquo;Mit Herz für Lemgo“ in der LZ wiederfinden sollte? Dann kontaktieren Sie uns gerne unter kkantelberg@lz.de.

Warum dieser Lemgoer im Ehrenamt manchmal nicht die Hand vor Augen sieht

Feuerwehr Lemgo ist 2024 zu 474 Einsätzen augerückt

Autos, Pornos und teurer Schmuck: Was Lemgos Feuerwehrtaucher alles aus dem Wasser holen

Lemgo ehrt seine Feuerwehrleute

Ursache bestätigt: 8 Verletzte nach Gasalarm in der Lemgoer Innenstadt

EKG füllt die Marienkirche Lemgo mit Musik

Jugendarbeit maßgeblich gestaltet und bestimmt: Trauer um Rolf Hollensteiner

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus

0,99 € im ersten Monat

Angebot: Jahresabo nur 99 €