Hund, Katze, Maus: Diese Lemgoer Pastoren wollen Haustiere segnen - warum?

Lemgo. &bdquo;Segnen heißt, Gutes zusprechen - und so ein Segen kann die Beziehung stärken“: So fasst der katholische Vikar Daniel Robb zusammen, was er und seine evangelisch-lutherische Kollegin Ulrike Bell für den kommenden Sonntag, 7. September, in Lemgo geplant haben. Nachmittags ab 15 Uhr sind auf dem Vorplatz der Heilig-Geist-Kirche in Lemgo dann Menschen und ihre Haustiere willkommen. Bewusst möchten die Gemeinden auch all jene erreichen, die sich von den sonst eher formalen Abläufen der Gottesdienste und Messen nicht angesprochen fühlten.

&bdquo;Ich bin sehr gespannt, wer kommt“, freut sich Bell auf den besonderen, mit Rücksicht auf die Vierbeiner kurz gehaltenen Gottesdienst. Hunde und Katzen ganz bestimmt, überlegt sie, &bdquo;aber vielleicht auch Pferde?“. Bei Regen soll die Premiere dieser &bdquo;tierischen“ Segensfeier ins Innere des Gotteshauses verlegt werden. &bdquo;Die Tiere bitte entsprechend sichern“, bittet Bell. Sie denkt kurz an im Kirchenschiff umherflatternde Papageien - und lacht.

&bdquo;Wir teilen den Planeten - und oft auch die Betten“ Beim Gespräch über den laut ihres Wissens ersten Gottesdienst mit Tieren in der alten Hansestadt wird schnell deutlich, dass die beiden Geistlichen sich mit dem Angebot nah an die Lebenswirklichkeit der Menschen bewegen wollen. &bdquo;Wir teilen uns diesen Planeten Erde und nicht selten auch unsere Wohnzimmer, Essgelegenheiten und manchmal auch Betten,“ meint Ulrike Bell, selbst Hunde- und Meerschweinchenbesitzerin. &bdquo;Alle Wesen sind Teil der Schöpfung“, sagt auch Daniel Robb, der in Siebenbürgen in Rumänien auf einem Hof mit vielen Tieren aufwuchs.

Für Ulrike Bell lasse sich mit Blick auf die Tiere zudem viel ableiten über die Natur des Schöpfers. Schon für den bekannten Heiligen Franz von Assisi schimmert in allem Geschaffenen und somit auch in den Tieren das Göttliche immer durch. &bdquo;Die Treue und bedingungslose Liebe eines Hundes etwa“, gibt die Pastorin mit Blick auf ihre Hündin, die sie aus dem Tierschutz &bdquo;adoptiert“ hat, ein Beispiel. Auch finde sie es ungemein tröstlich, kleinere Tiere wie ein Meerschweinchen an der Brust zu halten, wenn es einem nicht gut gehe. &bdquo;Als Heilmittel wirkt das bei mir ähnlich gut wie das Gebet.“

Die einen lieben - die anderen essen Dass die Menschen ihre Haustiere &bdquo;sehr lieb haben - und andere Tiere essen oder unter fürchterlichen Bedingungen halten“, so Bell, sei ein Spannungsfeld, das im Gottesdienst zwar nicht im Fokus stehe, aber doch angesprochen werden soll. Es gehe um die Verantwortung des Menschen für ein wahrhaft friedliches Miteinander. &bdquo;Wir wollen hören, was Gottes Wort zu diesen Themen sagt“, so Robb.

Zum Ablauf haben sich Bell und Robb bereits Gedanken gemacht. So sollen die Besucherinnen und Besucher sich an aufgestellten Tischen &bdquo;registrieren“ können, das heißt, ihre eigenen Namen und die der Haustiere aufschreiben, damit bei der späteren Segnung, bei der jede und jeder einzeln an die Reihe kommt, auch alles glattgeht. &bdquo;Vielleicht sollten wir auch zwei Reihen machen, um zumindest Hunde und Katzen trennen zu können?“, überlegt Bell. Ihre eigene Hündin &bdquo;Bonnie“ zum Beispiel, sonst sehr lieb und ruhig, verliere bei Katzen die Façon.

&bdquo;Kirche nach draußen tragen“ Zwei, drei Lieder mit Bezug zur Schöpfung sollen gemeinsam gesungen werden, und auch eine kurze Ansprache ist geplant. Im Mittelpunkt aber stehe die Segnung. Bell, die lange in England tätig war, kennt solche Segnungen aus der Anglikanischen Kirche, wo sie gang und gäbe seien.

&bdquo;Wir hoffen, dass auch viele Menschen im Vorbeigehen aufmerksam werden. Wir wollen Interesse wecken, indem wir die Kirche nach draußen tragen“, so Bell. &bdquo;Kirche für alle“ nennt sie das. So sehen Daniel Robb und sie das Angebot in einer Reihe mit etwa den großen Tauffesten im Abteigarten , Passionsandachten im Freien oder Segensangeboten in der Mittelstraße, wie sie ihre Kollegin Maren Krüger von der reformierten Gemeinde St. Johann aktuell ausprobiere. &bdquo;Sicht- und ansprechbar muss Kirche sein. Das erwarten die Menschen von uns“, betont Robb. Und fügt hinzu: &bdquo;Zu Recht.“

Infos zum Hintergrund Wie von Pastorin Ulrike Bell angesprochen, haben Tiersegnungen in der Anglikanischen Kirche eine längere Tradition. Die Anglikanische Kirche entstand im 16.Jahrhundert in England, als König Heinrich VIII. sich von der römisch-katholischen Kirche trennte und die Church of England gründete. Sie verbindet Elemente katholischer Liturgie mit protestantischer Theologie. Tiersegnungen sind dort gerade in Gemeinden, die ökologische Verantwortung und Fürsorge für Tiere betonen, fest verankert. Historische Wurzeln reichen zurück zu Franz von Assisis Idee der Schöpfungssegnung.

Auch in Deutschland finden Tiersegnungen oft zum Gedenktag des Heiligen Franziskus am 4. Oktober statt.

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