Ein letztes Mal: Ein ganz besonderer Kampf für Beke Bas

Lemgo. Kämpfe sind für Boxerinnen und Boxer immer etwas ganz Besonderes. Denn: Sie finden nicht so häufig statt. Meist über Monate bereiten sich die Aktiven darauf vor, um dann einen der Titel zu gewinnen und einen Gürtel überreicht zu bekommen. Für Beke Bas (31) von der Sportschule Tosa Inu in Lemgo gilt das natürlich auch. Doch ihr Duell mit der Kolumbianerin Calista Silgado (37) am Samstag ab 20.45 Uhr in der Hamelner Rattenfängerhalle (live bei DAZN) genießt einen noch höheren Stellenwert.

Bas stellt klar: &bdquo;Es wird mein letzter Kampf sein – zumindest vor heimischen Publikum. Sollte nochmal ein richtig attraktives Angebot kommen, zum Beispiel aus England, und ich würde ein bisschen Geld verdienen, kann ich mir das vorstellen. Aber so langsam endet dieses Kapitel.“ Noch größer sei entsprechend die Vorfreude: &bdquo;Im Training arbeitete ich verbissener. Ich will es noch einmal wissen und mich nicht mit einer Niederlage verabschieden. Die Emotionen spielen eine sehr große Rolle. Danke an meinen Trainer Kai Gutmann, der mich oft von den Kursen, die ich in seiner Sportschule gebe, freigestellt hat, damit ich noch mehr trainieren konnte.“

&bdquo;Die Leistungswerte sind top, ich bin bereit.“ Verlieren? Dieses Gefühl kennt Beke Bas nicht. Die Dörentruperin gewann bisher alle 19 Profikämpfe und strebt entsprechend den 20. Sieg an: &bdquo;Die Leistungswerte sind top, ich bin bereit.“ Elf Einheiten in der Woche standen auf dem Plan. Bas ist dreimalige Weltmeisterin, setzte sich bei den Verbänden GBC (Global Boxing Concil, 2019), IBA (International Boxing Association, 2022) und WIBA (Women International Boxing Association, 2024) durch. Offiziell seien die Titel zwar verfallen, erläutert Beke Bas: &bdquo;Da sich bisher aber niemand getraut hat, um diese Titel zu kämpfen, gehören sie weiter mir.“

Im Juni 2024 hatte die Lipperin zuletzt im Ring gestanden, setzte sich gegen eine Südafrikanerin durch. Es folgte eine lange Leidenszeit. Am 30. November wollte Bas sich nämlich in Bad Eilsen den IBF-Titel (steht für International Boxing Federation) gegen eine Isländerin sichern und &bdquo;so richtig durchstarten“. Doch der Traum platzte schon einige Wochen vorher nach einem Verkehrsunfall Mitte Oktober – die LZ berichtete. Eine Autofahrerin hatte die leidenschaftliche Boxerin von ihrem Rennrad geholt. Eine Operation am Knie war unausweichlich.

&bdquo;Da ist zudem richtig viel Geld aus dem Fenster geflogen“ Bereits im Februar nahm Beke Bas wieder das Training auf. Es folgte der nächste Rückschlag: Ein geplanter Kampf im Juni in Dessau fiel maximal kurzfristig aus. Die Gegnerin aus Tansania erhielt keine Einreiseerlaubnis. &bdquo;Ich war topfit, hatte zehn Kilo abgenommen. Alles war vorbereitet, und dann kommt die Info drei Tage vorher. Da ist zudem richtig viel Geld aus dem Fenster geflogen“, ärgert sich Bas noch heute. Apropos Geld: Eine fünfstellige Summe kostet die Lipperin das Duell mit der Kolumbianerin, die neben einer Gage auch Flüge und Hotelkosten für zwei Personen erstattet bekommt. Viel Geld erhalte auch der Verband, die IBO (Interational Boxing Association): &bdquo;Profiboxen in Deutschland ist schwierig, es geht nur mit Sponsoren. Die Kosten habe ich decken können, dafür bin ich dankbar. Vielleicht kommt kurzfristig noch jemand um die Ecke.“ Der finanzielle Aspekt und Probleme mit dem Knie seien die Hauptgründe gewesen, dass Bas das &bdquo;Kapitel Profiboxen“ in Kürze schließt.

Halle fast ausverkauft Die 2800 Zuschauer fassende Halle in Hameln ist fast ausverkauft, Bas möchte alles aus sich herausholen. Neben Trainer Kai Gutmann unterstützen Operateur Dr. Casper Grim aus Osnabrück sowie die Physios Raphael Rochner und Jan von der Heide vom Körperbau in Lemgo in der Ringecke die Lokalmatadorin: &bdquo;Der IBO-Titel ist vakant, er ist höher als eine Europameisterschaft einzustufen.“ Auf Videos habe sie gesehen, dass ihre Gegnerin mit überraschenden Aufwärtshaken und Kreuzschlägen gefährlich sei: &bdquo;Sparringspartner haben genau das mit mir geübt, ich war in Essen und Waldbröl (im Süden des Oberbergischen Kreises, die Red.). Meine Sponsoren gaben mir die nötige Kraft, um diesen weiten Weg noch einmal zu gehen.“

Ihre Gegnerin Calista Silgado kam übrigens am Montag nach Deutschland und ist mit 1,64 Metern acht Zentimeter größer als Beke Bas: &bdquo;Ich muss aufpassen, Calista ist sehr, sehr beweglich.“ Und was kommt nach der Boxkarriere im Leichtgewicht (bis 61,2 kg)? &bdquo;Ich werde dem Sport erhalten bleiben, weiter Box-Kurse geben. Darauf freue ich mich.“ Wie eben auch auf den Kampf am Samstag.

Persönlich Beke Bas lebt in Dörentrup, ist alleinstehend und verdient ihren Lebensunterhalt mit Box-Kursen, die sie in der Sportschule Tosa Inu an der Lageschen Straße in Lemgo gibt. Sportlich war der 1. FC Köln ihre erste Heimat: Die inzwischen 31-Jährige spielte dort Fußball in der Pampersliga. Nach ihrem Umzug nach Lippe kickte Bas bei den Jungs des TBV Lemgo und beim SC Lemgo-West. Im Alter von 16 Jahren kehrte die dem Fußball den Rücken und wechselte zum Boxen. Seit 2015 betreibt sie diesen Sport professionell. Beke Bas hatte nach dem Fach-Abitur eine Ausbildung zur Heil-Erziehungspflegerin erfolgreich abgeschlossen.

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