Lemgo. Im Notfall ist Ruhe angesagt. Doch Herrchen und Frauchen geraten schnell in Panik. Was tun, wenn der Hund beim Spaziergang vermeintlich Gift gefressen hat oder seine Pfote blutet? Katharina Fischer-Grünschlag und Wilfried Eggert vom Hundesportverein Lieme wollen helfen und bieten in Kooperation mit einer Expertin einen Erste Hilfe-Hunde-Kursus an. Frau Fischer-Grünschlag, Herr Eggert - Mund zu Mund-Beatmung, stabile Seitenlage? Was genau habe ich mir unter Erste Hilfe beim Hund vorzustellen? Katharina Fischer-Grünschlag: Durchaus stabile Seitenlage, Herzdruckmassage oder auch Beatmung, die aber durch die Nase. Ist ein Hund etwa kollabiert, ist es wichtig, schnell die richtigen Schritte einzuleiten. Erste Hilfe ist ein wichtiges Thema, das viele Hundehalter vergessen. Wenn dann etwas passiert, bricht oft Panik aus. Wilfried Eggert: Dabei gilt: Ruhe bewahren. Und mit entsprechender Vorbereitung ist das natürlich besser möglich. Gehen wir mal nicht vom Schlimmsten aus und nehmen einen einfacheren Fall: Der Hund humpelt, hat sich die Pfote aufgeschnitten oder die Kralle abgerissen. Was kann ich tun? Katharina Fischer-Grünschlag: Soweit möglich, die Wunde schnellstmöglich reinigen und verbinden. Und zwar mit einem Polster zwischen den Zehen und dabei auch die Daumenkralle beachten. Nicht immer habe ich aber entsprechendes Material dabei. Wilfried Eggert: Es lohnt sich, ein Erste Hilfe-Kit für Hunde dabei oder zumindest im Auto zu haben. Da sind Kochsalzlösung zum Reinigen, Verband, Kühlkompresse, Zeckenzange oder auch Maulschlaufe dabei. Maulschlaufe? Wilfried Eggert: Der Eigenschutz sollte stets Priorität haben. Besteht die Gefahr, dass der Hund in Panik nach mir schnappt oder beißt, binde ich ihm vorsorglich die Maulschlaufe um. Eigenschutz sollte auch dann im Vordergrund stehen, wenn es zu einer Beißerei kommt? Katharina Fischer-Grünschlag: Unbedingt. Das heißt also, nicht dazwischengehen. Wenn überhaupt mit einer Gießkanne oder anderem Gerät. Ansonsten gilt für Bissverletzungen: Ausspülen, verbinden und dabei darauf achten, dass die Wundränder aufeinanderliegen. Und dann schnell zum Tierarzt. Denn schon nach acht Stunden fransen die Wundränder aus. Wie sieht es mit Vergiftungen aus? Über Social Media werden Hundehalter fast täglich vor vermeintlichen Giftködern gewarnt. Katharina Fischer-Grünschlag: Da gibt es viel Unruhe, oft auch, weil die Leute alles melden, ohne zu wissen, ob es sich tatsächlich um Gift handelt. Ich gehe mal davon aus, dass es sich letztlich bei nur 10 Prozent der Aufrufe wirklich um Giftfunde handelt. Aber natürlich sollte man vorsichtig sein. Bin ich mit dem Tier auf Routen unterwegs, die angezeigt wurden, kann ich dem Hund einen Maulkorb umlegen. Das stört ihn nicht und er kann nichts fressen. Aber das Tragen eines Maulkorbes sollte vorab geübt werden. Katharina Fischer-Grünschlag: Das gehört für mich mittlerweile zum Einmaleins der Ausbildung. Schließlich müssen in vielen Ländern Hunde im öffentlichen Nahverkehr oder auch im öffentlichen Raum Maulkorb tragen. Und wenn der Vierbeiner vermeintlich Gift gefressen hat? Ich mir aber nicht sicher bin? Katharina Fischer-Grünschlag: Die meisten Gifte wirken recht schnell. Ein Indiz kann auch immer die Mundschleimhaut sein. Ist sie blass und schlecht durchblutet, ist das ein Warnsignal. Generell gilt, im Verdachtsfall immer lieber zum Tierarzt. Wilfried Eggert: Und auf keinen Fall sollte ich versuchen, dem Hund etwas einzuflößen. Manche glauben ja, Milch könnte bei Gift neutralisieren. Das ist aber Unsinn. Wie sieht es mit Hitze oder Überanstrengung aus? Katharina Fischer-Grünschlag: Generell gilt, bei über 20 Grad Celsius sollte ich den Hund nicht mehr neben dem Rad laufen lassen und auch ansonsten alles etwas ruhiger angehen. Ein kritisches Level ist auf alle Fälle erreicht, wenn der Hund stark hechelt, sich die Zunge dunkelrot verfärbt und aufrollt. Selbst wenn der Hund immer noch weiter toben oder rennen will, sollten wir ihn dann aus der Sonne holen und beruhigen. Hunde würden sonst weitermachen, bis sie umfallen. Und wenn es dann doch zu einem Hitzschlag oder Kreislaufkollaps gekommen ist? Katharina Fischer-Grünschlag: Kühlen, trinken lassen. Und wenn das Tier schon kollabiert ist, im Zweifel die Wiederbelebung starten. Das heißt, erst den Puls in der Leiste messen. Dann Herzdruckmassage und Beatmung über die Nase. Stabile Seitenlage beim Hund? Das wird viele Zweibeiner überfordern. Katharina Fischer-Grünschlag: Genau deshalb bieten wir ja den Erste-Hilfe-Kurs am 16. November in Detmold mit einer Expertin an. Dort wird das Vorgehen an Dummies geübt und zwei sehr ruhige Hunde sind auch da, um zum Beispiel das Anlegen eines Verbandes zu üben. Wilfried Eggert: Generell sollten Halter ihre Hunde auch auf den Besuch beim Tierarzt vorbereiten. Die Hunde sollten daran gewöhnt werden, dass man sich ihr Gebiss anschaut oder ihre Pfoten untersucht und sie sich nicht dagegen wehren. Dafür bieten wir im Verein auch immer wieder Übungen an. Der Kurs Erste-Hilfe am Hund findet am 16. November von 10 bis 16.30 Uhr in Detmold statt. Weitere Informationen gibt es bei Katharina Fischer-Grünschlag per Mail an katharina@buntehunde-hundetraining.de