Lemgo/ Detmold. Kaum zwei Monate nach dem tödlichen und offenbar völlig willkürlichen Messerangriff auf einen 16-Jährigen im Edeka-Markt in Lemgo-Brake hat die Staatsanwaltschaft Detmold Anklage wegen Mordes aus Heimtücke vor dem Landgericht Detmold als Schwurgericht erhoben. Das bestätigt Oberstaatsanwalt Björn Heidberg auf Anfrage. Der Prozess wird wahrscheinlich im Frühjahr stattfinden. Zur Frage der Schuldfähigkeit des derzeit Angeschuldigten sei ebenfalls ein Sachverständigengutachten in Auftrag gegeben worden, teilt Heidberg weiter mit. Es gibt wohl Hinweise auf psychische Auffälligkeiten. Verteidiger Helmut Wöhler rechnet mit dem Ergebnis des Gutachters erst im Februar. Sein Mandant hatte sich in der JVA bereitwillig untersuchen lassen. Eine bei der Festnahme entnommene Blutprobe ergab zudem, dass der 33-jährige Tatverdächtige zum Zeitpunkt des Angriffs am 20. Oktober erheblich unter Drogen - insbesondere Ampethaminen - stand. Dem Lemgoer gehe es inzwischen in U-Haft besser, sagte Wöhler. Offenbar realisiere der Mann erst jetzt, was er eigentlich getan hat. Erdrückende Beweislage Auch wenn sich der 33-Jährige bisher gegenüber den Ermittlern nicht eingelassen hat, ist die Beweislage schwerwiegend. Neben mehreren Zeugen im Supermarkt hatten Überwachungskameras im Kassenbereich aufgezeichnet, wie der vor dem Mann mit dem Messer flüchtende 16-Jährige stürzte und sein Verfolger zweimal auf den am Boden liegenden Jugendlichen einstach. Laut Anklage stach ihm der Angreifer einmal in die Brust, ein weiteres Mal in den Kopf, wobei der letzte Stich unmittelbar tödlich gewesen sein soll. Lesen Sie auch: Zeugin soll getöteten 16-Jährigen gefilmt haben Die Anklage selbst gilt formal bisher noch nicht als zugelassen. Laut Landgerichtssprecher Dr. Wolfram Wormuth läuft gerade die dreiwöchige Frist ab, in denen die Verteidiger Helmut Wöhler aus Bad Salzuflen und Jerrit Schöll aus Bielefeld Stellung nehmen können. Einige Terminvorschläge hat die Kammer allerdings schon gemacht. „Im Falle der Eröffnung dürfte aber wohl mit einer Terminierung im März/April 2026 zu rechnen sein“, teilt der Landgerichtssprecher mit. Gedenkstelle abgeräumt Der tödliche Messerangriff in Lemgo hatte Ende Oktober über Lippes Grenzen hinaus großes Entsetzen ausgelöst. Nach dem jetzigen Stand der Ermittlungen kannten sich das Opfer und der mutmaßliche Täter nicht. Der 33-Jährige soll an dem besagten Montagabend auf dem Supermarkt-Parkplatz völlig unvermittelt mit dem Messer auf den 16-Jährigen und zwei seiner Kumpels zugelaufen sein. Die Jugendlichen flüchteten daraufhin in unterschiedliche Richtung - zwei in den Markt, einer dran vorbei. Dann kam es am Kassenbereich zu der tödlichen Messerattacke - der Täter ließ sich noch am Tatort festnehmen. Wochenlang hatte ein Meer aus Blumen und Bildern auf dem Supermarktparkplatz Raum für Trauer gegeben. Inzwischen ist die Gedenkstelle abgeräumt worden. Die Betroffenheit ist geblieben. Ziemlich sicher ist schon jetzt, dass es rund um dieses Verfahren noch eine weitere juristische Aufarbeitung geben wird. Eine Augenzeugin hatte den sterbenden Jugendlichen mit dem Handy gefilmt und das Video weiterverbreitet. Auch ihr Lebensgefährte wird beschuldigt, den Clip im Netz geteilt zu haben. Staatsanwalt Alexander Görlitz hat zugesichert, den Fall zur Anklage zu bringen. „Das ist mir ein persönliches Anliegen“, sagte Görlitz am Rande des Jahrespressegespräches. „So etwas geht gar nicht - das gehört bestraft.“