

Der Matorfer Wolfgang Führing züchtet selbst Weimaraner. Für diese Hunderasse ist er aber auch als Leistungs- und Formwertrichter tätig. So erfolgreich, dass er jetzt für eine Schau nach Australien flog.
Lemgo-Matorf. Wolfgang Führing öffnet den Zwinger, streichelt seinem Weimaraner Aron über den Kopf. Er lacht: "Weimaraner sind meine Leidenschaft." Vor knapp 40 Jahren holte der heute 71-Jährige sich seinen ersten Weimaraner. "Ich habe das Aussehen und das Wesen dieser Hunde von Anfang an geliebt", erinnert sich der pensionierte Agraringenieur und Jäger. 1976 fängt der vierfache Familienvater selbst an, die Hunderasse zu züchten. Er bringt es in zehn Jahren auf insgesamt elf Würfe. Aus jedem der Würfe behält er einen Welpen, um ihn zum Jagdhund auszubilden. Gleichzeitig ist er Mitglied im Verein "Weimaraner Klub" und avanciert zum internationalen Leistungs- und Formwertrichter.
Weimaraner sind eine der ältesten Vorstehhunderassen. Vorstehen meint dabei die Haltung der Tiere, wenn sie Witterung aufgenommen haben. Weltweit wird sich am deutschen Standard der seit 1897 rein gezüchteten Hunde orientiert. Deutschland ist das Stammland und gilt als Richtungsweiser für eine artgerechte Ausbildung zu wesensfesten und leistungsstarken Jagdhunden. In Australien werden allerdings nur etwa 10 bis 20 Prozent der Weimaraner zur Jagd eingesetzt, da es für sie beispielsweise durch giftige Schlangen zu gefährlich ist. (udi)
Als Juror reiste er schon europaweit zu Hundeschauen und bewertete die vorgeführten Tiere. Auf einem dieser internationalen Wettkämpfe werden Züchter aus Australien auf den scharfen Sachverstand des Matorfer Richters aufmerksam. Es folgt eine erste Einladung, die kann er damals aus gesundheitlichen Gründen nicht annehmen. Die Australier lassen aber nicht locker und laden ihn immer wieder ein. Erst vor Kurzem nimmt Wolfgang Führing die Einladung zum vierten "Australian Weimaraner National 2010" an und reist ins knapp 16 000 Kilometer entfernte Adelaide – auf Kosten der Gastgeber. "Ich war überrascht von dem guten Material dort", schwärmt der Matorfer Hundekenner. "Ich bin stolz, dass ich als Richter den internationalen Standard auch in Australien festigen konnte", meint der 71-Jährige.
In zwei Tagen richtete Führing über genau 191 Weimaraner, normal sind 40 an einem Tag. "Einen Teil der Arbeit wie beispielsweise das Messen der Größe oder die Kontrolle des korrekten Gebisses habe ich deswegen an die Ersatzrichterin delegiert", sagt der Rentner. Eins ließ er sich nicht nehmen: die Hunde im Dreiminutentakt in der Bewegung zu beobachten, um Fehler und Vorzüge zu erkennen und sie mit den Noten "vorzüglich" bis "ungenügend" zu beurteilen sowie sie zu berühren, um ihren Charakter festzustellen. Nach dem Motto "wer beißt, fliegt raus" gab es in "Down Under" keine besonderen Vorkommnisse. Die hat der Experte aus Matorf mit seinem Weimaraner Rüden Aron selbst genug erlebt. "Er sollte eingeschläfert werden, weil niemand mit ihm klar kam. Inzwischen sind wir beiden die besten Freunde."