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Leopoldshöher Polizeidirektor erhält Bundesverdienstkreuz

Thomas Dohna

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Im Arbeitszimmer: Von hier aus organisiert Hugo Prante seine Tätigkeit beim Weißen Ring, bereitet sich auf die Proben des Männerchores Leopoldshöhe vor und auf das Singen mit Freunden, das er mit der Gitarre begleitet. - © Thomas Dohna
Im Arbeitszimmer: Von hier aus organisiert Hugo Prante seine Tätigkeit beim Weißen Ring, bereitet sich auf die Proben des Männerchores Leopoldshöhe vor und auf das Singen mit Freunden, das er mit der Gitarre begleitet. (© Thomas Dohna)

Leopoldshöhe. Der Beruf des Tischlers war nichts für Hugo Prante. Nach Krieg und Volksschule sollte er nach dem Willen seiner Eltern etwas Ordentliches lernen. Polizist sein gehörte nicht dazu. Dennoch setzte sich Prante durch, wie bei vielen Dingen. Noch im Alter von 81 Jahren ist er als Opferberater des Weißen Rings tätig, dessen Außenstelle er 20 Jahre leitete. Dafür bekommt er heute das Bundesverdienstkreuz.

Prantes Leben begann 1937 in Lage/Lippe. Als Achtjähriger bekam er die Bombardierung Lages und das Kriegsende mit. Eine Lehre begann er mit 14 Jahren, so hatten es die Eltern für ihn vorgesehen. „Es war nicht mein Ding", sagt er. Als er 18 war, machte ein Bekannter ihn auf die Polizei aufmerksam. Um dort anfangen zu können, benötigte Prante aber die Unterschrift der Eltern – damals war man erst mit 21 volljährig.

Er bekam sie, und 1956 rückte Prante in die Polizeischule Münster ein. Bei der Bereitschaftspolizei in Bochum lernte er seine Frau Ursula kennen. „Ich hatte mich verpflichtet, nicht vor dem 27. Lebensjahr zu heiraten", berichtet er. Darum benötigte er eine Ausnahmegenehmigung – die er auch bekam. Prante wechselte in den Einzeldienst, regelte Verkehr, war der Schutzmann an der Ecke und ging Fußstreife.

Doch es zog ihn in die Heimat zurück. Nach mehreren Anläufen gelang die Versetzung nach Detmold. Es folgte ein Studium an der Polizeioberschule Wuppertal. Prante bestand das „Polizeiabitur", wurde Lehrer in der Polizeischule Stukenbrock, kam dann zum Polizeipräsidium Bielefeld. Zur Kripo zog es ihn aber nie: „Ich wollte immer dicht an den Menschen sein."

Prante studierte erneut und ging danach als Polizeirat zum Kreis Recklinghausen. Abermals wollte er zurück in die Heimat, denn in Leopoldshöhe hatte er ein Haus gebaut. Prante bekam eine Stelle als Polizeioberrat in Bielefeld, wechselte dann als Polizeidirektor nach Herford. „Für einen Volksschüler keine schlechte Sache", meint er rückblickend.

Kurz vor seiner Pensionierung mit 60 Jahren rief ihn der Landesleiter des Weißen Rings an. Ob er sich vorstellen könne, Leiter der Außenstelle Lippe zu werden. Prante konnte: „Ich habe bei der Polizei viel Glück und Förderung gehabt. Ich wollte etwas zurückgeben." 80 Prozent seiner bisher rund 200 Fälle hätten mit sexueller Gewalt zu tun, gleich danach komme häusliche Gewalt, „klassische" Straftaten kaum. Prante lotet aus, was die Opfer benötigen. Eine neue Wohnung vielleicht, denn sexuelle Gewalt geschehe oft im familiären Umfeld. „Wichtig ist die persönliche Zuwendung zu den Opfern, die Anteilnahme", sagt Prante.

Die Leitung der Außenstelle hat er inzwischen abgegeben. Als Mitarbeiter und Zuhörer ist er weiter aktiv. „Das mache ich, so lange es geht", verspricht er.

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