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Lichtverschmutzung: Licht in der Nacht ist schlecht für die Umwelt

Thomas Dohna

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Vorher, nachher: An der Grester Straße stehen zwei verschiedene Beleuchtungen. Vorn die modernen, konzentriert nach unten leuchtenden Lampen, hinten Leuchten, die Streulicht verbreiten. Mit modernen Leuchten kann Lichtverschmutzung verringert werden, sagt der Experte Jochem Berlemann. Foto: Thomas Dohna - © Thomas Dohna
Vorher, nachher: An der Grester Straße stehen zwei verschiedene Beleuchtungen. Vorn die modernen, konzentriert nach unten leuchtenden Lampen, hinten Leuchten, die Streulicht verbreiten. Mit modernen Leuchten kann Lichtverschmutzung verringert werden, sagt der Experte Jochem Berlemann. Foto: Thomas Dohna (© Thomas Dohna)

Leopoldshöhe. Wenn es dunkel wird, ist es zu hell. Künstliches Licht in der Nacht ist schlecht für die Umwelt und trägt möglicherweise zum Insektensterben bei. Diese Ansicht vertritt Jochen Berlemann, der neben seiner Tätigkeit als Professor für Maschinenbau Leiter einer Sternwarte war. Er stellte seine Erkenntnisse jetzt den Leopoldshöher Politikern vor.

Im Verlauf von zehn Jahren ist die Nacht heller geworden, hat er beobachtet. In den vergangenen 100 bis 150 Jahren sei immer mehr künstliche Beleuchtung eingesetzt worden. Hinzu komme die Luftverschmutzung. An den feinen Teilchen in der Luft bricht sich das künstliche Licht – so entstünden Lichtglocken über den Städten. Tankstellen seien 24 Stunden am Tag beleuchtet, Einkaufsmärkte ebenfalls. Es gebe ein zunehmendes Sicherheitsbedürfnis, deswegen blieben Straßen- und Hauslaternen oft länger an.

Die Bevölkerungsdichte und der Wohlstand einer Region trügen indirekt ebenfalls zur Lichtverschmutzung bei. Ein Deutscher verbrauche im Jahr rund 7500 Kilowattstunden Strom, ein Mensch im Tschad gerade acht Kilowattstunden. Der afrikanische Kontinent sei nachts in weiten Teilen dunkel, wie Aufnahmen der NASA zeigten. Beleuchtung koste heute kaum noch etwas. Die LED-Technik mache die Erzeugung von Licht sehr billig, sagte Berlemann.

Einfluss auf das Maß der Lichtverschmutzung hat auch die Ausrichtung der Lichtquellen. „Nach oben leuchtendes Licht ist am schädlichsten", sagte Berlemann. Bläuliches Licht sei ebenfalls nicht gut. „Rötliches Licht hingegen wird von Insekten nicht wahrgenommen." Zu viel Licht schade nachtaktiven Tieren. Insekten würden an Erschöpfung sterben. Amselmännchen begännen in der Stadt viel früher mit ihrem morgendlichen Gesang. Zugvögel würden durch künstliches Licht irritiert. Auch für den Menschen sei zu viel Licht schädlich – viele könnten schlechter schlafen.

Berlemann schlug Bewegungsmelder an Straßenlaternen vor – sie gingen dann nur bei Bedarf an. Beleuchtung solle eher rötlich als bläulich sein. In der Bauleitplanung könnte die Gemeinde festlegen, wie Licht verwendet werden darf. Ralf Grünert (SPD) meint, dass kaum eine Gemeinde so gut beleuchtet sei wie Leopoldshöhe.

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