Kamera zeichnet Storchenaufzucht in Elbrinxen auf

Lügde-Elbrinxen. Gerüchteweise bringt ja der Storch die Kinder, aber auch Freund Adebar muss sich um seine Nachkommenschaft kümmern. Und das tun die Storchenpaare in diesen Wochen ganz intensiv – auch in der Elbrinxer Storchenstation.

Dort geschieht das Brüten und Aufziehen unter der dezenten Beobachtung von Freiwilligen des Vereins zum Schutz des Weißstorchs. Kälte und Nässe machen in unseren Breiten nicht nur uns Menschen das Leben zu schaffen. Den Störchen setzt diese Witterung leider sogar schwer zu. Sie sind gerade dabei, ihrem Nachwuchs den Weg ins Leben zu bereiten.

Derzeit herrschen in der Storchenstation rege Brutaktivitäten bei den insgesamt sieben Storchenpaaren. Seit Ende April sind die ersten Jungstörche geschlüpft. Rund 20 werden es in dieser Saison sein, die hier das Licht der Welt erblicken, hat Rolf Klinge errechnet: &bdquo;So viele wie in den letzten Jahren auch."

Rolf Klinge (72) und Bernd Beverungen (59) vom Verein zum Schutz des Weißstorchs sind spürbar unter Spannung: Immer wieder blicken die beiden im Vereinshaus auf einen Monitor. Dort ist ein Livebild aus dem Nest zu sehen – übertragen von einer Minikamera. Gut erkennbar sind ein Elterntier und drei ziemlich kleine graue Babys, eine Eierschale und etwas zunächst Undefinierbares.

&bdquo;Das dürfte das vierte Baby sein, was aber offenbar tot ist. Störche sind nämlich auch Kannibalen. Schwache Tiere werden schon mal von den Eltern getötet", ist Bernd Beverungen sichtlich betroffen. In der Regel legen Störche fünf Eier. Nach dem dritten fangen die Paare an zu brüten. Das war jetzt beim LZ-Besuch der Fall.

Geschlüpfte Nachfolger suchen sich dann unter dem wärmenden Federkleid ihrer abwechselnd brütenden Storcheneltern ihr Plätzchen. &bdquo;Das kann auch schon mal dazu führen, dass die etwas Älteren das Schwächste totpicken", weiß Klinge. Während er und Beverungen noch gebannt auf den kleinen Monitor schauen, landet die Störchin elegant auf dem Nestrand. &bdquo;Gleich steht der Mann auf und lässt sie zu den Kleinen", berichtet der Elbrinxer Storchenvater.

Und tatsächlich: Als sich der große Körper auf den langen roten Beinen vom Nestboden erhebt, kommen drei Jungvögel vom Vortag zum Vorschein. Deren Hunger ist offensichtlich: Mit den kleinen, aufgerissenen Schnäbeln stürzen sie sich auf das ausgewürgte Gewölle, das die Storchenmama bei ihrem Ausflug gerade eingefangen hat, darunter auch eine noch deutlich erkennbare tote Maus.

&bdquo;Halt mal!" – Rolf Klinge schaut genauer auf den Bildschirm. &bdquo;Da bewegt sich doch noch was!" Und siehe da: Aus dem hungrig pickenden Trio ist nun ein Quartett geworden. Denn der vierte Jungvogel lebt, hat sich im Knäuel der Vogelbabys Platz verschafft und pickt quicklebendig mit an dem gräulichen Futterklumpen. &bdquo;Auch, wenn die Natur ihre eigenen Gesetze hat und auch tote Tiere dazu gehören – am liebsten ist uns natürlich, wenn wir alle durchbringen", strahlt Rolf Klinge, der selbst von Kindesbeinen an begeisterter Taubenzüchter ist.

Besucher kommen von weit her Rolf Klinge dokumentiert alles rund um die Tiere und freut sich: &bdquo;Ich finde es toll, dass immer mehr Dörfer Nistmöglichkeiten für Störche schaffen." Nicht alle erwarteten Storchenpaare sind in diesem Jahr nach ihrer Winterreise in den Süden wieder zurückgekehrt, auch wenn sie als standorttreu gelten. Bis zu 35 Kilometer Luftlinie fliegen sie, um sich und ihrem Nachwuchs ausreichend Futter zu besorgen.

In der Storchenstation hält man nur Zusatzfutter für den Notfall vor. Klinge macht die Einstellung der Storchenfreunde deutlich: &bdquo;Es sind und bleiben Wildtiere." Mittlerweile kommen Gäste aus ganz NRW und Niedersachsen, um die Störche live zu erleben und sich über die Arbeit der Helfer zu informieren. Der Eintritt ist frei. Die Unterhaltung der Anlage wird ausschließlich über Spenden finanziert.

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus

0,99 € im ersten Monat

Angebot: Jahresabo nur 99 €

Weiterlesen mit LZplus