
Oerlinghausen. Himmel und Erde, dieses Thema, sagt Ulrich Möckel, "ist immer noch fest in mir verwurzelt". Fred Schierenbeck, der künstlerische Leiter des Kunstvereins Oerlinghausen, kennt den in Beckum lebenden Bildhauer seit langem. Möckel wiederum ist schon oft Gast bei den Ausstellungen in der Synagoge gewesen. Jetzt stellt er zum ersten Mal selbst dort aus. "In einem Raum, der eine ganze Menge Geschichte transportiert und in dem der Himmel schon da ist."
Hoch oben an der Decke und auch an den Wänden hängen Astquirle, Abschnitte von trockenen Tannenstämmen, die Möckel im künstlerischen Prozess mit 24 Karat Blattgold ummantelt hat. Jetzt recken sie ihre Strahlen wie Sonnen und Sterne in den Raum. In der Mitte des Raumes hat der Künstler seinen auf die Erde gefallenen Himmel "mit der technoiden Geschichte konfrontiert". Ein Baum steht dort, der nicht gleich als solcher zu erkennen ist. Ein Baum aus Edelstahl, Neonröhren, Trafos und Kabelbindern. "Phänomen Baum", so hat Ulrich Möckel seine Arbeiten überschrieben. Vier Tage hat der 65-Jährige für seine Installation gebraucht, die er vor Ort anfertigte.

In beeindruckender Weise führte Andrea Brockmann vom Kulturbüro der Stadt Schmallenberg in die Ausstellung ein und fügte ganz zum Schluss, für die vielen Besucher, die es noch nicht wussten, an, dass sie das große persönliche Glück habe, als Ehefrau mit dem Künstler zu leben.
In dessen Schaffen habe es immer ein Weiter, ein Mehr, ein Anders gegeben. Ausgangspunkt neuer Ideen und Formfindungen sei aber immer der Baum als Symbol und Zeuge der Zeit gewesen. "Er ist seine Inspirationsquelle." Techniken und Werkstoffe, Perspektiven und Arbeitsformen allerdings variieren.
In der Synagoge konfrontiert Ulrich Möckel seine himmlischen Goldquirle, die Erhabenheit und Transzendenz assoziieren, mit dem kalten Licht der Neonröhren. "Eine Werkgruppe seines Oeuvres sind Konturen, die die Umrisslinien der Schnittfläche eines gefällten Baumes wiedergeben", erläuterte Andrea Brockmann. Dazu gehörten auch die Lichtkonturen.
"Ulrich Möckel formt das Licht und legt die ursprüngliche Baumkontur als Neonröhre an." Trotz der bewusst sichtbaren Technik "entfaltet sich eine zarte Poesie im dichten Licht um den Röhrenkranz und drüber hinaus".
Brockmann wies insbesondere auf die Reihung der Lichtkränze in der Arbeit "Pflaumenallee" hin. Ausgangspunkt der Arbeit seien Umrisslinien von Pflaumenbäumen, einer tatsächlich so benannten Pflaumenallee in der Stadt Beckum, in der der Künstler heute lebt.
Der Kyrill-Sturm habe die Bäume umgestürzt. "Ihre Querschnitte hat Ulrich Möckel direkt nach dem verheerenden Ereignis fotografiert, um sie später als Vorlage für die Lichtkonturen zu nutzen." Eine Installation, die Emotionen und Stimmungen hervorruft.
Das Thema Transformation begegnet den Besuchern auch im Innenhof der Synagoge. Ein Baumstamm steht dort. "Nicht das Originalholz einer Hainbuche, sondern die Naturform wird transformiert, wird übersetzt in den industriell-kühlen Werkstoff Aluminium." Ulrich Möckel hat ihn zusätzlich mit silbernem Autolack überzogen, um das Technoide zu betonen.
Im Untergeschoss sind Zeichnungen zu sehen. Die gedoppelten Bildebenen mit Ausschnitten vom Astwerk verschiedener Bäume vermitteln den Eindruck von Tiefe und Bewegung.
"Diese Werkgruppe", sagt Andrea Brockmann, "macht nochmals deutlich, wie konsequent der Künstler das Formenrepertoire, das er vom Baum ableitet, in seiner Kunst nutzt und wie gut er es versteht, damit den Raum zu dynamisieren."
Kunstgespräch am Donnerstag
Die Ausstellung in der Synagoge an der Tönsbergstraße 4 ist bis zum 5. Oktober zu sehen. Die Öffnungszeiten der Synagoge: Donnerstag 17 bis 19 Uhr, Samstag 15 bis 17 Uhr, Sonntag 11 bis 13 und 15 bis 17 Uhr. Sonderöffnungen auf Anfrage. Am 4. September wird die Reihe "Kunstgespräch am Donnerstag" um 18.30 Uhr im Raum der Synagoge fortgesetzt. Ulrich Möckel wird anwesend sein.