Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Vogelhäuschen unter Gift-Verdacht

Entsorger lässt Sperrmüll stehen, weil das Holz durch Klarlack belastet sein könnte

Gunter Held

  • 1
Wohin damit? Klaus Lowack steht neben dem Vogelhäuschen, dass er als Sperrmüll abtransportieren lassen wollte. Er hat es immer noch, weil der Fahrer des Entsorgungsfahrzeugs das Häuschen stehenließ. - © Gunter Held
Wohin damit? Klaus Lowack steht neben dem Vogelhäuschen, dass er als Sperrmüll abtransportieren lassen wollte. Er hat es immer noch, weil der Fahrer des Entsorgungsfahrzeugs das Häuschen stehenließ. (© Gunter Held)

Oerlinghausen. Klaus Lowack ist verwundert. Er wollte ein großes Vogelhäuschen per Sperrmüll entsorgen. Doch der Fahrer des Müllwagens nahm es nicht mit, weil es lackiert und das Holz möglicherweise belastet ist.

Seit 15 Jahren steht im Garten des Oerlinghausers ein Vogelhäuschen – handgefertigt aus starken Ästen, die ein Dreibein bilden, aus einer fest verschraubten Umrandung und einem Dach aus Reet. In 15 Jahren nagt der Zahn der Zeit an dem Holz. Jetzt soll es weg, hatte Lowack entschieden. Er besorgt sich bei der Stadt eine Sperrmüllkarte und sendet sie an die Arbeitsgemeinschaft Arbeit (AGA) in Detmold. Damit beginnt der Ärger.

Die gemeinnützige Gesellschaft, die lippeweit die Sperrmüllentsorgung übernommen hat, nennt Lowack einen Abholungstermin. Am Montag stellt der Oerlinghauser das Vogelhäuschen morgens an die Straße. Abends steht es immer noch dort.

Am nächsten Morgen ruft er die AGA an und fragt nach dem Grund. Er erfährt, dass der Fahrer des Entsorgungsfahrzeugs entschieden habe, das Vogelhäuschen nicht mitzunehmen. „Mir wurde gesagt, dass es reichen würde, wenn der Fahrer den Eindruck habe, das Holz sei behandelt worden, um den Abtransport zu unterlassen“, sagt Klaus Lowack im Gespräch mit unserer Zeitung.

„Und was mache ich nun?“, habe er den Mitarbeiter der AGA gefragt. „Sie können es ja zur Deponie Maibolte bringen“, wird ihm beschieden. Sein Einwand, dass sein Auto nicht groß genug sei, um das Vogelhaus zu transportieren, lässt sein Gesprächspartner nicht gelten. „Mir wurden keine Alternativen genannt“, sagt Lowack. „Bürgerfreundlichkeit sieht anders aus.“

Auf Nachfrage zieht sich Roy Schnormeier, Betriebsleiter Recycling bei der AGA, auf gesetzliche Bestimmungen zurück: „Wenn es behandeltes Holz sein könnte, dürfen wir das nicht mitnehmen“, sagt er. „Wir dürfen es nicht einmal transportieren.“ Und woher wissen die Fahrer der Entsorgungsfahrzeuge, dass das Holz belastet sein könnte? „Das können sie nicht wissen, dazu müsste es labortechnisch untersucht werden.“

Natürlich ist das Holz behandelt – „aber mit einer wasserlöslichen Lasur“, sagt Lowack. Das habe ihm der Handwerker damals versichert: „Es seien keine chemischen Mittel eingesetzt worden. Das wollte ich auch nicht, schon wegen der Vögel.“ In der Gebührensatzung Abfallentsorgung der Stadt steht, dass in den Müllgebühren die Abholung, Verwertung und Entsorgung von Sperrgut bis zu zwei Kubikmetern pro Jahr enthalten ist. „So wie ich das verstehe, heißt das, dass der Sperrmüllentsorger diese großen Teile mitnimmt und aufgrund seiner fachlichen Kompetenz den korrekten Entsorgungswegen zuführt“, sagt Lowack.

Die AGA hingegen lasse die Bürger allein. Wer den angeblich belasteten Sperrmüll nicht selbst entsorgen könne, habe eben Pech gehabt.

Copyright © Lippische Landes-Zeitung 2025
Inhalte von lz.de sind urheberrechtlich geschützt.
Weiterverwendung nur mit Genehmigung der Chefredaktion.

Kommunalwahl-Abo

Angebot zur Kommunalwahl

5 Wochen Lippische Landes-Zeitung lesen -
gedruckt UND digital!

Jetzt bestellen
Kommunalwahl-Abo