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Dschungelprinz Peter Orloff tritt mit seinen Kosaken in Oerlinghausen auf

Karin Prignitz

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Musikalischer Leiter: Peter Orloff tritt derzeit täglich mit den Schwarzmeer-Kosaken auf. Beim dritten Auftritt in Oerlinghausen übernimmt er zwischendurch auch Soloparts. Im Gedächtnis bleiben wird dem Publikum aber wohl ein männlicher Sopran und die tiefen Bässe der meisten anderen Kosaken. - © Karin Prignitz
Musikalischer Leiter: Peter Orloff tritt derzeit täglich mit den Schwarzmeer-Kosaken auf. Beim dritten Auftritt in Oerlinghausen übernimmt er zwischendurch auch Soloparts. Im Gedächtnis bleiben wird dem Publikum aber wohl ein männlicher Sopran und die tiefen Bässe der meisten anderen Kosaken. (© Karin Prignitz)

Oerlinghausen. Achim Repp steht seit 16.30 Uhr vor der Aula des Schulzentrums. Dass Peter Orloff erst eine halbe Stunde vor dem um 19.30 Uhr geplanten Konzertbeginn ankommen würde, damit hat der Sennestädter nicht gerechnet. Repp harrt dennoch aus, denn der 67-Jährige ist Autogrammjäger. „Mehr als 10.000 habe ich schon." Jetzt sind es drei mehr – zwei Unterschriften auf dem Konterfei des musikalischen Leiters des Schwarzmeer-Kosaken-Chores, zwei auf Fotos, auf denen Orloff als Dschungelprinz zu sehen ist.

Zum dritten Mal ist der gebürtige Lemgoer Orloff als Gast des Vereins „Musik für gute Zwecke" um Organisator Werner Bauch mit seinen Schwarzmeer-Kosaken in Oerlinghausen. Diesmal allerdings kommt ein Aspekt hinzu. Einige seiner Fans haben ihm die Teilnahme an der Sendung „Ich bin ein Star, hol mich hier raus!" übelgenommen. „Ich war ein bisschen sauer, dass er da mitgemacht hat", bekennt Besucher Bernd Beier aus Helpup. Mit seiner Frau Inge und einem befreundeten Ehepaar aus Augustdorf ist er dennoch zum Konzert gekommen, denn das, was dort geboten werde, sei einmalig, betonen alle.

Klaus und Helga Fehser fassen ihren Eindruck in der Pause zusammen: „Die Wahnsinnsstimmen der Sänger füllen den ganzen Raum aus." Dass sie gänzlich ohne Verstärkung auskommen, mache die Qualität aus. „Da bekommt man Gänsehaut." Auch Diakon Arthur Herrmann aus Sennestadt liebt die Musik, denn „sie geht zu Herzen". Die neun Sänger, unter ihnen Dirigent Nasko Kirtscheff, bringen die russische Seele zum Klingen. Mit den rund 250 Zuhörern begibt sich der Schwarzmeer-Kosaken-Chor zunächst auf eine Reise von Moskau nach Irkutsk an den glorreichen, heiligen Baikalsee in Sibirien.

Überraschung: Kaitie hat sich zum elften Geburtstag den Konzertbesuch gewünscht. Peter Orloff schenkt ihr eine CD. - © Karin Prignitz
Überraschung: Kaitie hat sich zum elften Geburtstag den Konzertbesuch gewünscht. Peter Orloff schenkt ihr eine CD. (© Karin Prignitz)

Peter Orloff sind die Strapazen anzumerken

Einfach unglaublich, in welch stimmliche Höhen der männliche Sopran (Soprano) Igor Ishchak vordringt. Nicht umsonst beschreibt ihn Peter Orloff als „Nachtigall". Im Kontrast dazu geht es bis hinunter in die tiefsten Bässe. Der zweite Konzertteil ist der Klassik gewidmet. Unter die Haut geht das von Tenor Alexander Steinbrecher so emotional gesungene „Ave Maria", aber auch der Gefangenenchor aus der Oper „Nabucco" oder das bekannte Wolgalied, bei dem Orloff selbst den Solopart übernimmt. Allerdings sind dem 74-Jährigen, der sich zwischen den acht Sängern einreiht, die Strapazen der vergangenen Wochen deutlich anzumerken.

Seit dem Jahr 1993 ist Peter Orloff musikalischer Leiter des renommierten Kosaken-Chores. Sein Vater, der Theologe Nikolai Orloff, hatte den Chor in den 30er Jahren mitbegründet und jahrzehntelang geleitet. Bereits als 14-Jähriger gehörte der Sohn als jüngster Solist dem Ensemble an, und er sieht sich der Tradition nach wie vor verpflichtet. „Ein Chor, der singend betet und betend singt", so ist es überliefert. „Gewaltig, mystisch, geheimnisvoll", so ist das zweistündige Programm überschrieben und das Publikum wird Zeuge, als der Chor der ganz in Schwarz gekleideten Kosaken Glanz und Größe des alten Russland, Sehnsucht, Wehmut, Lebensfreude und Liebe mit unglaublicher Stimmkraft und Intensität transportiert.

Instrumental begleitet werden die Sänger vom virtuosen Trio mit Slava Kripakova und seiner überdimensionalen russischen Bassbalalaika, von Ilya Kurtev am Knopfakkordeon Bajan und Irina Kripakova mit ihrer Domra. Alle drei haben seinerzeit mit Ivan Rebroff bis zu dessen Tod vor elf Jahren zusammengearbeitet. Mit dem Klassiker „Kalinka" klingt das besondere Konzert aus. Beim „Guten Abend, gute Nacht" stimmt das Publikum mit ein und viele werden wohl dem Rat von Peter Orloff folgen: „Behalten Sie uns in Ihren Herzen." Für Sieglinde Bartke (73) und Kaitie aus Lipperreihe keine Frage. Kaitie wird am Konzerttag elf Jahre alt. Sie kennt Peter Orloff, weil schon die Uroma ihn gerne gehört hat. Und deshalb hatte ihre Mama ihr auch die Dschungelcampfolgen aufgezeichnet.

Fotostrecke: Peter Orloff und der Schwarzmeer-Kosaken-Chor
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„Dschungelkönig der Herzen, das ist auch ein toller Titel"

Herr Orloff, sind sie nach ihrem glorreichen Auszug aus dem Dschungelcamp überhaupt schon zum Luftholen gekommen?

PETER ORLOFF: Im Grunde nein. Ich hatte Termine ohne Ende – Fernsehen, Interviews. Und ich habe derzeit mit den Schwarzmeer-Kosaken jeden Abend ein Konzert.

Viele Menschen sehen ihre Teilnahme am Dschungelcamp kritisch. Warum haben Sie sich dafür entschieden?

ORLOFF: Es gab drei Gründe. Entscheidend war, dass ich eine Schule für Indianerkinder in Argentinien bauen wollte. Hinzu kam die Abenteuerlust. Außerdem wollte ich meine bisherigen Grenzen ausloten.

Wann soll denn der Schulbau starten?

ORLOFF: Das wird im März passieren. Das Projekt soll im Guarani-Dorf Yvira Poty umgesetzt werden. Das Dorf liegt in der Nähe der kleinen Stadt Puerto Rico am Rio Paraná, der die Grenze zu Paraguay bildet. Puerto Rico ist eine ehemals deutsche Einwander-ungssiedlung.

Welche Summe ihres Gewinnes soll in dieses soziale Projekt fließen?

ORLOFF: 40.000 Euro gehen an die von mir seit langem unterstützte Stiftung „Fly & Help". In der Schule werden nach der Fertigstellung 150 bis 250 Kinder unterrichtet werden können. Ich habe gerade eine weitere Schule auf den Weg gebracht. Sie liegt in Malawi. Ein Jahr lang habe ich dafür gesammelt. Dorthin sind 68.000 Euro geflossen, die 240 Kindern zugute kommen.

Wären Sie gerne Dschungelkönig geworden?

ORLOFF: Ich hätte gerne gewonnen, aber im Ergebnis Dschungelprinz und dann auch noch Dschungelkönig der Herzen, das ist auch ein toller Titel.

Wie viel haben Sie abgenommen?

ORLOFF: Zehn Kilo, fünf sind aber schon wieder drauf. So einen Aufenthalt im Dschungel kann ich nur jedem empfehlen, aber nicht wegen des Abnehmens!

Haben Sie noch Kontakt zu ihren Mitcampern?

ORLOFF: Aber ja, ich habe mit allen einen guten Kontakt, vor allem mit der Gewinnerin Evelyn, mit Bastian, Chris, Gisele und Tommi, wir telefonieren und Whatsappen öfter. Fest steht schon, dass ich, wenn es soweit ist, auf der Hochzeit von Evelyn das Ave Maria singen werde.

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