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So hat die Steinheimer Karnevalsprinzessin aus Ruensiek ihre Amtszeit erlebt 

Michaela Weiße

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Wilma Thorenmeier aus Ruensiek hat viele Erinnerungen während ihrer Zeit als Steinheimer Karnevalsprinzessin gesammelt. - © Michaela Weiße
Wilma Thorenmeier aus Ruensiek hat viele Erinnerungen während ihrer Zeit als Steinheimer Karnevalsprinzessin gesammelt. (© Michaela Weiße)

Schieder-Schwalenberg/Ruensiek/Steinheim. „Plötzlich Prinzessin" ist nicht nur der Titel eines Kultfilms, es könnte auch der Name des ganz persönlichen „Märchens" von Wilma Thorenmeier aus Ruensiek sein.

Die 51-Jährige hatte nämlich überhaupt nicht damit gerechnet, Karnevalsprinzessin im benachbarten Steinheim zu werden, wie sie erzählt. Heute, gut ein Jahr später, neigt sich ihre Amtszeit dem Ende entgegen. Die Krone wird sie am 10. Februar an ihre Nachfolgerin, deren Name noch streng geheim ist, weiterreichen. „Prinzessin Wilma von herzlich-kreativer Finesse" nimmt aus dieser Zeit und den 55 Veranstaltungen, die sie währenddessen besucht hat, viele tolle Erinnerungen und ein paar persönliche Erkenntnisse mit. Die haben sie sogar dazu veranlasst, ihr Leben jetzt etwas umzukrempeln.

Wilma Thorenmeier ist Jeckin durch und durch. Schon ihre Eltern hatten sich dem Steinheimer Karneval verschrieben. „Ich bin da quasi reingeboren", sagt sie mit einem Lächeln im Gesicht. Man könnte denken, dass die Gastronomin schon immer davon geträumt hat, eines Tages die Krone auf dem Kopf zu tragen. Doch tatsächlich habe sie das nie auf dem Plan gehabt, erzählt sie. „Ich bin ein Kind des Straßen- und Kneipenkarnevals." Seit 1995 ist sie mit ihrem „Drücker Spaßteam" als Fußgruppe beim Rosenmontagsumzug dabei. Mit dem Gedanken, Prinzessin zu werden, habe die Chefin des Landgasthofs „Alter Krug" allein aus beruflichen Gründen nie gespielt. Schließlich muss sie als Gastronomin immer dann arbeiten, wenn andere feiern.

Spagat zwischen Beruf und Karneval

Das sei auch der Grund gewesen, warum die Ruensiekerin Prinz Karsten Husemann nicht sofort ihre Zusage geben konnte, als dieser sie - für sie völlig überraschend - fragte, ob sie seine Prinzessin werden möchte. Sie sei beruflich so eingebunden und schaffe es nicht, sich mal einen Abend loszueisen, habe sie sich zu diesem Zeitpunkt gedacht. Wie soll also der Spagat zwischen Beruf und all den Verpflichtungen als Karnevalsprinzessin funktionieren? Es sei herausfordernd gewesen, habe aber dank vieler Menschen an ihrer Seite funktioniert, wie sie rückblickend weiß. Und heute ist sie mehr als glücklich, diesen Schritt gewagt zu haben. Das sagt sie und das sieht

man ihr an.

Wilma Thorenmeier und Karsten Husemann haben gemeinsam als Prinzenpaar in Steinheim regiert. Hofmarschall Christian Henning (hinten) stand ihnen immer zur Seite. - © Volker Helms
Wilma Thorenmeier und Karsten Husemann haben gemeinsam als Prinzenpaar in Steinheim regiert. Hofmarschall Christian Henning (hinten) stand ihnen immer zur Seite. (© Volker Helms)

„Es war grandios", berichtet sie mit einem Glänzen in den Augen vom Rosenmontagsumzug. „Unsere Branche war drei Jahre ziemlich gebeutelt. Nach der Corona-Zeit hat gefühlt noch keiner wirklich ans Feiern gedacht", sagt die Noch-Prinzessin. Deswegen sei ihr wichtig gewesen, „nach vorne zu gehen, die Leute mitzunehmen und mit Fröhlichkeit anzustecken". Die Straßen beim Rosenmontagsumzug seien voll und viele Karnevalsveranstaltungen ausverkauft gewesen, freut sie sich über die tolle Stimmung, die sie überall erleben und verbreiten durfte.

Aufregendes „Versteckspiel"

Als aufregendste Zeit beschreibt sie die Wochen vor dem Galaabend - das ist die Veranstaltung, bei der das große Geheimnis um die neue Prinzessin gelüftet wird. „Nur ganz wenige Menschen waren eingeweiht", erzählt sie. Und kurz vor Karneval würden die Steinheimer dann ganz genau hinschauen: Wer geht zum Friseur und zur Kosmetik, wer ist im Umfeld des neuen Prinzen anzutreffen? So sei bei Wilma Thorenmeier auch etwas Erleichterung eingetreten, sagt sie, als das aufregende „Versteckspiel" dann mit dem Galaabend ein Ende hatte. Ein ganz besonderer Moment seien dann „die schönsten 55 Meter im Karneval" gewesen, wie die Steinheimer Karnevalsgesellschaft den Einzug in die Halle nennt. Von da an habe sie sich fallen lassen und einfach genießen können - wenn auch die in der Handtasche vergessene Rede, die sie vorbereitet hatte, sie für einen Moment zum Schwitzen gebracht habe.

Große Unterstützung

All die Saalveranstaltungen seien für die Prinzessin eine neue Erfahrung gewesen, die sie nicht nur kennen- sondern auch lieben gelernt habe. Jede Veranstaltung sei so liebevoll gestaltet, schwärmt sie. Es stecke so viel ehrenamtliche Arbeit im Steinheimer Karneval, zollt Wilma Thorenmeier ihren Respekt vor so viel Engagement. Dabei richtet sie auch ein großes Dankeschön an Hofmarschall Christian Henning, der das Prinzenpaar ein Jahr begleitet, von Termin zu Termin gefahren und sich um alles gekümmert habe. Zudem hätten viele andere Menschen ihnen den Rücken frei gehalten. „Ohne meinen Mann wäre das gar nicht möglich gewesen", sagt sie. Und auch ihre Mitarbeiter und ihre Mutter seien immer zur Stelle gewesen, wenn sie sie gebraucht habe.

Neben den Veranstaltungen rund um Karneval ist die Prinzessin auch das ganze Jahr über im Einsatz für ihr Amt. Besuche bei verschiedenen Festen, befreundeten Vereinen und vieles mehr steht auf dem Programm. „Es war eine tolle, intensive Zeit. Ich habe sie in vollen Zügen genossen", so das Fazit von Wilma Thorenmeier, die in dieser Zeit noch einen weiteren Höhepunkt erleben durfte. „Ich bin Oma geworden", erzählt sie freudestrahlend.

Mehr Zeit für die Familie

Sie habe in der Vergangenheit sehr viel gearbeitet und dadurch auch vieles verpasst, wie sie rückblickend erkennt. Die Zeit als Prinzessin und ihre neue „Rolle" als Oma hätten ihr vor Augen geführt, dass sie künftig mehr Zeit mit der Familie verbringen und auch mal die eine oder andere Veranstaltung am Wochenende besuchen möchte. Deswegen hat sie die Öffnungszeiten im „Alten Krug" reduziert und hofft dabei auch auf das Verständnis ihrer Gäste.

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