
Minden. "Das hat nichts mit Esoterik zu tun", und "das ist hier kein Wellness-Tempel", betont Renate Schulwitz gern. Tatsächlich ist das Solbad in Minden eher ein bodenständiger kleiner Familienbetrieb. Und der besteht seit immerhin 120 Jahren.
Drinnen sieht es ein wenig nach Schwimmbad aus: verschließbare Spinde, Umkleideräume, ein gekachelter Gang. Von diesem gehen zu beiden Seiten die Badezimmer ab. Kleine Räume, die nicht viel mehr als eine Badewanne und einen Stuhl enthalten. Manche hat Schulwitz erneuern lassen, die sind in warmen Rot- und Terrakottatönen gehalten, andere tragen das aparte Hellgrün, das in den 60er Jahren "in" war.
Die Sole, die hier verwendet wird, ist extrem salz- und eisenhaltig. Gefördert wird sie seit 1873 aus einem alten Kohleschacht auf der nahen Bölhorst. Schlicht ausgedrückt handelt es sich dabei um Wasser, das zahlreiche gelöste Natursalze, Mineralien und Kohlensäure enthält. Auf die entspannende und heilsame Wirkung von Badekuren schworen angeblich schon die alten Römer, aber erst vom 17. Jahrhundert an entwickelten sich in Europa zahlreiche Badeorte, die zunächst Adeligen, später auch dem Großbürgertum als "Sommerfrische", Kurort und gesellschaftliches Zentrum dienten. Ein derart mondäner Badeort war das hier freilich nie, das Solbad Minden ist eher die kleinbürgerliche Variante.
1893 kaufte der Gastwirt Oskar Behrens, der Urgroßvater der heutigen Inhaberin, den Soleschacht und das Grundstück, auf dem der Vorbesitzer versuchsweise schon einmal ein Badehäuschen eingerichtet hat-te. Behrens professionalisierte das Ganze, ließ eine Bleileitung entlang der Straße verlegen und richtete ein Badehaus ein, mit "14 Zellen und 17 Wannen" (drei beherbergten zwei Badewannen und waren für Ehepaare vorgesehen), wie es in der Familienchronik heißt.
Die Badekuren sollten gegen eine ganze Reihe von Krankheiten helfen. "Ernährungsstörungen" (heute würde man wohl eher von Fehl- oder Mangelernährung sprechen) waren damals weit verbreitet.
Das Solbad Minden hat bis heute überlebt, vielleicht auch, weil Schulwitz mit ihrer eigenwilligen Kombination aus klassischer Physiotherapie und zahlreichen ergänzenden Angeboten, die nicht ganz so schulmedizinisch sind, zweigleisig fährt. So bietet sie Physiotherapie nach Bobarth, Klangtherapie und Reittherapien an.