
Warburg (nw). Die erste Anfrage erreichte das Regionalforstamt Hochstift in Warburg Ende Mai dieses Jahres: In Bulgarien soll eine eigene Wisentherde etabliert werden. Um genau zu sein in der Municipality Momchilgrad im District Kardjali, Südbulgarien. Und die Wisente aus dem Stadtteil Hardehausen machen dabei den Anfang.
In Bulgarien gibt es zurzeit insgesamt drei Wisente – im Zoo von Dobrich, nahe des Schwarzen Meeres. Nun soll, nach dem Willen der Bulgaren, eine eigene Wisentherde etabliert werden. Nach einer Eingewöhnungszeit werden diese Wisente dann freigelassen und können ungehindert die bulgarischen Wälder durchstreifen.
Dabei erfragten die Bulgaren die Hilfe des heimischen Regionalforstamtes. Umfangreiche Planungen, Begleitpapiere und zahlreiche E-Mails waren notwendig, um den Transport von insgesamt fünf Wisenten zu organisieren. Unterstützung erfuhr der Leiter des Wisentgeheges Hardehausen durch Yvonne Kemp, einer Mitarbeiterin der niederländischen ARK Naturentwicklung.
Am 21. Oktober ist es dann soweit: Vier junge Wisentkühe aus der Bergwisentherde werden immobilisiert, die notwendigen Blutproben gezogen und der Gesundheitstest durchgeführt. Zeitgleich muss der junge Wisentstier Spiro aus dem Wisentgehege in Springe dieselbe Prozedur über sich ergehen lassen. Die vorgeschriebene Wartezeit von drei Tagen, bis die Ergebnisse der Blutuntersuchungen vorliegen, verbringen die Wisentkühe Eggerose, Egbertine, Egomandra und Eggefee in den geräumigen Boxen der Fanganlage.
Am Morgen des 24. Oktobers wird Spiro in Hannover auf den Tiertransporter des niederländischen Transportunternehmens Strijk verladen. Die Fahrt geht nach Hardehausen, wo in Zusammenarbeit mit dem Gehegetierarzt Reinhard Böhlen aus Warburg und der Kreistierärztin Beate Schäfer-Aufenanger die tierärztlich relevanten Untersuchungen und der notwendige Papierkram erledigt wird.
Eine nach der anderen Wisentkuh wird in Narkose gelegt. Auf einer speziell angefertigten Holzplattform werden die Tiere von der Fangbox in den mit Stroh ausgepolsterten Transporter gebracht. "Eine sowohl für die Tiere angenehme als auch für die Mitarbeiter des Geheges ungefährliche Art der Verladung", so die Experten. Der Kuh Egomandra wird zusätzlich noch ein GPS-Halsband umgeschnallt, damit der Aufenthaltsort der neuen Herde in Bulgarien per Computer verfolgt werden kann.
Nach nur zweieinhalb Stunden ist die Arbeit getan: Alle fünf Wisente sind auf dem Transporter. Jetzt steht die Fahrt durch insgesamt sechs Länder an, ehe sich die Laderampen in ihrem neuen Zuhause öffnen.