
Warburg. Es ist froschgrün und lebensgroß. Angst müssen die Warburger allerdings nicht haben: An der Kasseler Straße, in Höhe des ehemaligen Getränkemarktes, sitzt ein riesiges Krokodil auf dem Grünstreifen. Seine Freunde, einige pinke Mufflons, zwei grüne Kaiserpinguine und ein kleiner Bär, warten hinter der Mauer. Der bunte Plastikzoo gehört den Geschwistern Ingrid Kerlin und Martin Schulten.
"Das Krokodil hat schon richtigen Identifikationsstatus in der Nachbarschaft", sagt Martin Schulten. Damit hat der 48-Jährige im Grunde schon erreicht, was er wollte: "Sie sagen ?unser? Krokodil - sie fühlen sich dafür zuständig", so Schulten. Als es eines Morgens mal an seinem angestammten Platz fehlte, haben direkt mehrere Nachbarn bei Schulten angerufen. Und sogar die Polizei hatte nachgefragt. "Das Krokodil ist ein echter Hingucker."
Zwei Mal haben Diebe das Krokodil bereits gestohlen - beziehungsweise versucht, es zu stehlen. Denn weit gekommen sind sie nicht. "Auch wenn das Krokodil nur ein Plastik-Hohlkörper ist, ist es durch die Größe verdammt schwer", weiß Schulten. Mindestens drei Mann brauche man schon, um es wegzutragen. Bei dem ersten Diebstahl-Versuch kamen die Täter gerade einmal bis zur Tankstelle am unteren Ende der Kasseler Straße. "Beim zweiten Mal lag das Krokodil quer über der Straße - das war dann nicht mehr lustig, das kann richtig gefährlich werden", sagt Ingrid Kerlin. Das war dann für die Geschwister der Moment, es "anzuleinen".
Tiere aus Plastikresten
Seit vier Monaten liegt das grüne Krokodil bereits an der Kasseler Straße herum. Und wurde von Schulten von seinem Keller-Dasein befreit. Denn einst wurden die Tiere für eine Ausstellung in Mailand geschaffen. "Aus Plastikresten haben die Künstler die Tiere gemacht." Die Ausstellung, die 2005 in einem großen Einkaufszentrum in Mailand präsentiert wurde, sollte zum Nachdenken anregen: Dass zu viel Erdöl für die Produktion von Plastik verschwendet wird.

Für Schulten wiederum stand die politische Aussage nicht an erster Stelle. "Ich fand die Idee einfach nur klasse."
In Mailand ist der selbstständige Finanzmakler immer mal wieder, um sich mit Kunden zu treffen. 2005 sah er die Ausstellung - 2012 traf der den Organisator wieder und fragte, was aus den bunten Tieren geworden ist. "Als er sagte, dass sie im Keller deponiert sind, hab ich gefragt, ob ich sie nicht haben kann", so Schulten.
Gesagt, getan: Mit einem Lkw holte der Warburger die Tiere in Mailand ab. Nicht nur die Straße, sondern auch den Innenhof vor Schultens Tür, den alten Posthof, sollen sie verschönern: "Im Sommer wollen wir die Tiere dort zwischen Sitzgarnituren verteilen und dort unser Nachbarschafts-Café vorantreiben", sagt Ingrid Kerlin. Die Idee, sich einmal im Monat am ersten Sonntag in der ungenutzten Halle des Getränkemarkes in nachbarschaftlicher Atmosphäre zu treffen, sei gut angekommen. "Es war schon lange überfällig, diesen Teil der Stadt aufzuwerten", so Kerlin. Und ganz passend zu dem tierischen Durcheinander soll über dem Hof dann auch bald ein Schild prangen mit der Aufschrift: "Der bunte Treffpunkt".