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Landwirte in OWL besorgt über neue Schweinepest

Verbandschef Brüggemeier will Rückkehr zur Impfpflicht

VON MATTHIAS BUNGEROTH

Landwirte in OWL besorgt über neue Schweinepest - © Wirtschaft
Landwirte in OWL besorgt über neue Schweinepest (© Wirtschaft)

Bielefeld. Angesichts des möglichen Ausbruchs der Afrikanischen Schweinepest in Deutschland haben Landwirte Kritik an der "Nichtimpfpoli-tik" der EU geäußert. "Sollten wir in ein Sperrgebiet hineingeraten, bricht hier die Krise aus", warnt Wilhelm Brüggemeier, stellvertretender Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbands aus Enger, auf Anfrage.

Wenn in einem Betrieb die Tierseuche festgestellt werde, müsse dort der komplette Bestand gekeult werden. "Das Verständnis für diese Art von Seuchenbekämpfung ist weder bei Tierhaltern noch bei Verbrauchern vorhanden", kritisiert Brüggemeier. "Wir haben die Tiere gehegt und gepflegt", unterstreicht der Landwirt. Es sei auch eine Frage der Ethik, mit diesen Tierbeständen verantwortungsvoll umzugehen.

Ostwestfalen-Lippe sei ein Zentrum der Fleischverarbeitung. Die Folgen einer unmittelbar hier auftretenden Seuche wäre ein "Worst Case für die Weiterentwicklung", warnt Brüggemeier. Laut Statistikbetrieb IT NRW gab es in OWL zum 31. Mai 2013 insgesamt 230 fleischverarbeitende Betriebe mit 5.279 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. In 2.774 landwirtschaftlichen Betrieben wurden 1,53 Millionen Schweine gehalten.

- © SYMBOLFOTO: DPA
(© SYMBOLFOTO: DPA)

Zwar räumte der Bauernvize ein, dass es für die Afrikanische Variante der Schweinepest bislang keinen Impfstoff gebe, "die pharmazeutischen Betriebe forschen aber auch nicht für einen Markt, der nicht da ist".

Man habe bei der jüngsten Schweinepestwelle im Jahr 2006 "gut 100.000 Schweine getötet, die als Nahrungsmittel hätten dienen können", sagt Brüggemeier. Zuvor ist nach seiner Überzeugung die Seuche aufgrund der Impfpraxis "eine beherrschbare Krankheit" gewesen.

Alle Experten betonen, dass die Afrikanische Schweinegrippe, die jüngst in zwei Regionen Litauens festgestellt worden ist und damit das Gebiet der EU erreicht hat, für Menschen keine Gefahren berge. "Aus Verbrauchersicht besteht kein Risikopotenzial", sagt Wilfried Hackmann, Vorstand des Chemischen und Veterinäruntersuchungsamts in Detmold. Raphaela Hensch, Pressereferentin von NRW-Landwirtschaftsminister Johannes Remmel (Grüne), warnte vor "Panikmache". Es gehe jetzt "um erhöhte Wachsamkeit". Es gebe ein Frühwarnsystem in den Betrieben. "Die Überwachung übernehmen die Kreise und kreisfreien Städte."

Das bestätigt Michaela Pitz, Sprecherin des Kreises Paderborn, wo es 850 Schweinehalter gibt. "Wir bereiten Informationsschreiben vor." Es gehe um "strengste Einhaltung der Hygieneregeln" wie die Benutzung von Einmalkleidung in den Ställen. "Wir warnen Berufskollegen und Jäger, die Jagdreisen in die betroffenen Regionen unternehmen", sagt Brüggemeier. Auch sollten weder Wildbret noch Trophäen von dort nach Deutschland importiert werden. Zumeist übertrage sich die Seuche von Wildschweinen auf Schweinebestände in den Ställen. Unbedingt zu vermeiden sei auch das wilde Entsorgen von Lebensmittelresten, die aus Osteuropa per Pkw oder Lkw mitgebracht worden seien.

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