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Waschbären auf dem Vormarsch

Immer mehr der nachtaktiven Tiere leben in Bielefeld / Vorliebe für Rosinenbrötchen

VON ARNO LEY

Die ersten Waschbären kamen über den Teutoburger Wald. Inzwischen haben sie sich überall ausgebreitet. Durch die Grünzüge kommen sie auch in die Stadt. Einer wurde jüngst am städtischen Klinikum gesichtet. - © MONTAGE: ANDREAS FRÜCHT
Die ersten Waschbären kamen über den Teutoburger Wald. Inzwischen haben sie sich überall ausgebreitet. Durch die Grünzüge kommen sie auch in die Stadt. Einer wurde jüngst am städtischen Klinikum gesichtet. (© MONTAGE: ANDREAS FRÜCHT)

Bielefeld. Wenn Bielefelds Kreislandwirt Heinrich Dingerdissen nachts in seinen Pferdestall geht, wird er neugierig aus dem Gebälk beobachtet. "Da sitzen immer wieder Waschbären und schauen auf mich herab. Die Tiere sind schlau. Die kommen überall rein, wo sie etwas Fressbares vermuten", sagt Dingerdissen. Die ersten seien vor vier Jahren bei ihm aufgetaucht. "Jetzt werden sie immer mehr - und zu einer Plage."

Dingerdissen ist inzwischen zu einem Waschbärexperten geworden. "Die Viecher sind nachtaktiv. Da können die dann ganz schon Radau machen", berichtet der Schweinemäster aus Ubbedissen. Allein seit Dezember hat er zwei bei der Jagd erlegt und einen in der Scheune. "Dann sind die übrigen wohl erst einmal abgehauen." Zwei hat Dingerdissens Nachbar anschließend auf seinem Dachboden erwischt und getötet.

"Die Strecke in Bielefeld explodiert", bestätigt Jürgen Kley. Er ist Sachbearbeiter für Jagd und Fischerei bei der Stadt. 34 tote Tiere wurden ihm von Jägern 2010/11 gemeldet, 48 in 2011/12 und 124 in der vergangenen Saison. "Die nächsten Zahlen bekomme ich Mitte April. Aber ich erwarte einen weiteren Anstieg." Zahlen über die in Bielefeld lebenden Waschbären hat er nicht. "Die gibt es nicht." Der erste wurde 1984 registriert. Er wurde damals tot aufgefunden. Schätzungen gehen davon aus, dass auf einen getöteten Waschbären 50 kommen, die gewitzt genug sind, sich nicht fangen zu lassen.

"Hunde mögen die nicht"
Im Stadtbezirk Stieghorst, vor allem in Ubbedissen, vermutet Kley die meisten von ihnen. "Sie tauchen aber inzwischen überall in der Stadt auf." Christian Schulz, Gastwirt am Obersee, fand morgens Dämmwolle neben seinem Kiosk- und Toilettengebäude. Die Fußspuren im Sand der "Düne 13" waren eindeutig. Schulz sprach mit Hartmut Greve, Jagdpächter im Revier um den Seekrug. Der hat eine Kastenfalle aufgestellt. Lockfutter ist ein Rosinenbrötchen. "Das mögen Waschbären besonders gerne", sagt Greve. Doch statt eines Waschbären steckte schon zweimal eine abgemagerte Katze im Käfig. "Die ist offenbar ausgesetzt worden", vermutet Greve.

Vielleicht hat Schulzes Hund Lulu den Waschbären auch auf Abstand gebracht. "Hunde mögen die nicht", berichtet Dingerdissen über seine Erfahrungen. "Aber jede Mülltonne ist für sie ein gedeckter Tisch." Davon gibt es in der Stadt reichlich. Besonders beliebt sind auch Vogelhäuschen. Die Ganzjahresfütterung der Vögel begünstigt die Waschbären. Ebenso wie milde Winter. "Die Tiere machen schließlich keinen Winterschlaf", sagt Greve. Da Waschbären bestens klettern können, gibt es für sie kaum Grenzen. "Die können mit ihren Pfoten selbst Dachpfannen anheben", berichtet Kley.

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