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Kampf gegen fremde Tiere und Pflanzen in OWL

Invasive Arten bedrohen ganze Ökosysteme / Europäische Union plant schärfere Maßnahmen

VON MIRIAM SCHARLIBBE

Die Ambrosia-Pflanze kann Allergien auslösen. - © ARCHIVFOTO: DPA
Die Ambrosia-Pflanze kann Allergien auslösen. (© ARCHIVFOTO: DPA)

Bielefeld. Einst waren sie selten, jetzt vermehren sie sich rasend schnell: Invasive Pflanzen- und Tierarten bedrohen ganze Ökosysteme. Auch in Ostwestfalen-Lippe gibt es eine Reihe hartnäckiger Plagegeister. Die Europäische Union nimmt jetzt den Kampf gegen die Eindringlinge auf. Die Länder wollen grenzübergreifend zusammenarbeiten.

"Wir begrüßen die EU-Initiative", sagt Carla Michels vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW. "Denn die invasiven Arten machen nicht vor den Ländergrenzen halt." Darum sei es mehr als sinnvoll, länderübergreifend zusammenzuarbeiten.

In der vergangenen Woche hat sich der Umweltausschuss der EU auf einen Entwurf geeinigt. Über den soll am 15. April in Straßburg abgestimmt werden. Die gemeinsamen Regeln zur Bekämpfung der sogenannten Neobiota beziehen sich auf 50 Tier- und Pflanzenarten. "Ziel ist es vor allem, bei Arten einzugreifen, die noch in einem frühen Stadium der Verbreitung sind", sagt Michels. Es gehe vorrangig um Prävention. "Bei einer Herkulesstaude zum Beispiel lässt sich nur noch wenig machen."

Wanderer zwischen den Welten gab es in der Natur wohl schon immer. Die Neobiota kommen - versehentlich oder gewollt - in Begleitung der Menschen in unsere Breiten und finden Lebensverhältnisse, in denen sie überleben können. Dabei verdrängen sie allerdings die heimischen Arten. Außerdem haben viele Neobiota schädliche Wirkungen, weiß Michaela Pitz vom Kreis Paderborn. "Uns macht vor allem die Herkulesstaude Probleme", sagt Pitz. "Die auch als Riesenbärenklau bekannte Pflanze reduziert bei Berührung den UV-Schutz der Haut auf null, so dass die Menschen schon bei Sonnenlicht schlimme Verbrennungen erleiden."

Kleine Pflanze löst Allergien aus

Im Nachbarkreis Gütersloh macht neben der Herkulesstaude das japanische Springkraut Probleme. Hans-Georg Westermann von der unteren Landschaftsschutzbehörde sorgt sich auch um die Ausbreitung der Ambrosia, "eine unscheinbare kleine Pflanze, die aber schlimme Allergien auslösen kann". Aufmerksamkeit sei auch von Pferdehaltern gefragt. "Auf Koppeln entstehen durch die Hufe oft kahle Stellen, in die sich dann das Jakobskreuzkraut setzt und sich rasend schnell verbreitet." Bei den Tieren verbreiten sich neben Waschbär und Marderhund vor allem Nil- und Kanadagänse.

Dass die Tierproblematik oft verkannt wird, weiß Burkhard Schwannecke vom Kreis Höxter. "Gerade Waschbären haben den Niedlichkeitsfaktor, aber sie sind im Prinzip Ungeziefer." Im Pflanzenreich sorgt er sich wegen der spätblühenden Traubenkirsche, des japanischen Knöterichs, des indischen Springkrauts und der Ambrosia. "Das sind alles Arten, um die wir wissen, uns aber noch nicht richtig kümmern konnten." Die Konzentration liege auch in Höxter auf dem Riesenbärenklau, ebenso in Bielefeld: "Wir wissen, dass die giftige Pflanze nicht auszurotten ist", sagt Arndt Becker vom Umweltamt. "Aber durch intensive Bekämpfung ist es in den letzten zwei Jahren schon besser geworden. Neben einem Spielplatz hat der Riesenbärenklau einfach nichts zu suchen."

Doch gerade die Bekämpfung der aggressiven Pflanzenarten hat ihre Grenzen. Die Samen verbreiten sich durch Autoreifen und vor allem Wasser. "Gerade die Werre sorgt bei uns dafür, dass die Verbreitung immer weiter geht", sagt Jutta Bergmann vom Kreis Herford, die unermüdlich gegen Riesenbärenklau, Ambrosia, Springkraut und Goldrute kämpft. "Es gehört zur Strategie der Natur, sich auszubreiten", sagt ihr Kollege Jürgen Braunsdorf aus dem Kreis Lippe. "Wir hoffen, dass der EU-Vorstoß auch die Zusammenarbeit im Lokalen zwischen den Kreisen ermöglicht. Aktuell sind wir auf freiwillige Helfer angewiesen, die zum Beispiel mit dem Heimatverein bei der Bekämpfung helfen."

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