
Schloß Holte-Stukenbrock. Diese Unruhe da draußen . . . Nashorndame Buffy liegt in ihrem Stall und lässt sich entnervt auf die Seite rollen. Seufzt. Tief. Eine halbe Stunde später ist sie putzmunter. Ein Bulle, ungefähr in ihrem Alter, betritt den Nachbarstall. Und er ist durchaus interessiert. Man beschnüffelt sich. Puh. All die Menschen, die die Unruhe verursacht hatten, sind erleichtert.
Breitmaulnashorndame Buffy hatte im Safaripark 40 Jahre lang Billy an ihrer Seite. Seit dessen Tod vor knapp fünf Jahren lebte Buffy alleine. "Die alte Dame mit einem jungen Nashorn zu vergesellschaften, wäre nicht gut gegangen", sagt Parkchef Fritz Wurms. Mit Snoopy solls wohl klappen. Die ersten Signale gestern waren positiv.

Snoopy wurde 1970 im Nationalpark Umfolozi in Südafrika geboren, kam über Zagreb nach Aarlborg (Dänemark) und lebte zuletzt in Dortmund. Dort ist jetzt kein Platz mehr für ihn, weil der Zoo erfolgreich Nashorn-Nachwuchs züchtet. Und Fritz Wurms hatte ja noch einen Platz in der Senioren-WG zu vergeben. Gestern hat er Snoopy persönlich in Dortmund abgeholt, zusammen mit dem erfahrenen Tiertransporteur Roy Smith.


Der betagte Nashornbulle mit den sanften Augen wollte erst nicht in den Spezialcontainer. Er hatte die beiden Jungbullen erschnuppert, die zuletzt damit transportiert worden waren. Das behagte Snoopy gar nicht. Leckereien wie Brötchen, Äpfel und Bananen zogen ihn dann doch Huf für Huf gaaanz langsam in den Container und ebenfalls zögerlich, aber deutlich schneller kommt er im Safaripark wieder heraus. Schnauft zwischendurch unruhig – und das Schnaufen wird zum Entzücken von Parkchef Fritz Wurms und Nashorn-Pfleger Karl-Heinz Lesker erwidert. Buffy ist offenbar nicht abgeneigt. Liebe im Alter soll ja auch unter Nashörnern vorkommen.
Es hätte auch anders kommen können. Karl-Heinz Lesker weiß, wie schnell Nashörner geneigt sind, mal ein Kämpfchen auszutragen. Unabhängig vom Alter. Aber Snoopy hat da offenbar ein Gemüt wie eine Brummfliege. "Er ist ein sehr friedliches Tier." Das sagt Tim Schikora, Biologe des Dortmunder Zoos, über den Nashornbullen. "Er lässt sich durchaus auch von Pflegern streicheln, wenn er Lust darauf hat." Buffy auch. Karl-Heinz Lesker darf ihr auch gerne das Horn stutzen. Aber an ihre ausgewachsenen Fußnägel lässt sie ihn nicht gerne, da ist sie eigen.
"Buffy, meine Süße . . .", so spricht Lesker mit der ältesten Bewohnerin des Safariparks. In der freien Wildbahn werden Nashörner ungefähr 35 Jahre alt, sind sie in menschlicher Obhut, können es auch 50 werden. Buffy (48) und Snoopy (44) sind nun mal beide nicht wesentlich jünger und sie sollen, das wünscht sich Fritz Wurms ausdrücklich, einen schönen Lebensabend haben. Gemeinsam, in ihrem 5.000 Quadratmeter großen Areal unweit des Tiger- und des Löwengeheges.
Pläne
So lange Buffy lebt, bleibt das Nashorngehege unverändert.Mittelfristig will der Chef des Safariparks, Fritz Wurms, aber ein neues, größeres Gehege bauen.
Junge Tiere könnten dann für Nachwuchs sorgen.
Buffy hatte mit ihrem Billy ja nur beste Erfahrungen gemacht. Snoopy hingegen nicht. Er sollte in Dortmund eigentlich mit Nashornfrau Natala zusammenleben. Aber die ist "eine sehr eigensinnige Persönlichkeit", sagt Dr. Schikora. Snoopy flog raus.
Seine Ankunft im Safaripark war auch für die Besucher spektakulär. Ein 30-Tonnen-Kran der heimischen Firma Rodenbeckenschnieder hievte den Spezialcontainer, der mit Snoopy 7,5 Tonnen wog, vom Fahrzeug und ließ ihn sanft auf das markierte Feld im Gehege, direkt vor dem Stallzugang sanft aufsetzen. Türen auf, Snoopy raus.
Für den Nashornbullen hat ein neuer, der letzte Lebensabschnitt begonnen.