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Schneckenplage in OWL

Tiere machen Gärtnern zu schaffen / Biologe rät: absammeln

VON SEBASTIAN KAISER

Schneckenplage - © OWL
Schneckenplage (© OWL)

Bielefeld. Sie kommen in der Dämmerung. Sie sind lautlos und langsam und kaum aufzuhalten: Zu Tausenden sind derzeit Nacktschnecken unterwegs. In Blumen- und Gemüsebeeten oder an Feldrändern fressen sie weg, was Gärtnern und Landwirten lieb und teuer ist. "Das ist eine regelrechte Invasion", stöhnt Rolf Vogt, Vorsitzender des Kleingartenvereins "Am Steinbrink".

Der milde Winter und die feucht-warme Witterung lieferten den Schnecken nicht nur ausreichend Nahrung, sondern auch ideale Bedingungen zur Vermehrung, so Rüdiger Arndt, Leiter des Botanischen Gartens. Stauden und Blumen, alles was saftige grüne Blätter habe, werde befallen. "Wir haben erhebliche Schäden, einige Pflanzen sind schon eingegangen", sagt Arndt.

Auch Salat, Kräuter und Sonnenblumen sind vor den Schnecken nicht sicher. Die gefräßigen Tiere machen auch den Kleingärtnern zu schaffen. "Besonders morgens oder nach Regenfällen kann man in kürzester Zeit 50 bis 60 Schnecken einsammeln", berichtet Rolf Vogt. In diesem Jahr gebe es besonders viele Schnecken. "Das ist wirklich ärgerlich."

Rote Nacktschnecken machen sich über einen Kopf Salat her. - © FOTO: DPA
Rote Nacktschnecken machen sich über einen Kopf Salat her. (© FOTO: DPA)

Riesige Löcher in den Blättern
Von einer wahren Plage spricht Heinrich Dingerdissen, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Bielefeld. Er selbst beobachtet die Tiere zur Zeit vor allem am Rande seiner Rübenfelder. "Da gibt es plötzlich riesige Löcher in den Blättern der Pflanzen."

Auch Michael Elbrechter, der Gemüse anbaut, muss Fraßschäden durch Schnecken verkraften. "Die befallen aber vor allem die Jungpflanzen, die wir selbst ziehen. Auf den Äckern sind die Schäden durch Kaninchen und Rehe wesentlich größer."

Dingerdissen hat den Kampf gegen die schleimigen Schädlinge ganz traditionell aufgenommen - mit "Schneckenkorn". Andere scheuen den Einsatz des Giftes, das in bestimmten Zusammensetzungen auch Katzen und Hunde in Gefahr bringen kann und zudem auch gegen die unter Naturschutz stehenden Weinbergschnecken wirkt.

"Beim Umweltbetrieb dürfen wir grundsätzlich keine Schädlingsvernichtungsmittel verwenden", sagt Rüdiger Arndt. Den Wettlauf mit den Kriechtieren nimmt er erst gar nicht auf: "Wir lassen der Natur ihren Lauf. Ein Absammeln der Schnecken wäre im Botanischen Garten viel zu aufwendig." Barrieren aus Kies seien durchaus wirksam, aber nicht überall machbar.

Kleingärtner Rolf Vogt hält das Einsammeln der Schnecken für die beste Methode. "Wir sammeln sie und werfen sie zu Hause in die Bio-Tonne." Ein Patentrezept gebe es nicht, Schneckenzäune, vor allem solche aus Plastik, will er in seinem Garten nicht haben.

Nicht ausschließlich schädlich

Auch Bernhard Walter, Leiter der Biologischen Station Gütersloh-Bielefeld, findet das Absammeln der Tiere am besten. "Dabei kann man dann auch zwischen den verschiedenen Arten unterscheiden. Die Weinbergschnecken oder die schwarz-braun gemusterten Tigerschnegel sind nämlich eher nützlich, sie fressen sogar die Eiergelege anderer Schnecken."

Zwar hätten sich die Schnecken in diesem Jahr fast explosionsartig vermehrt, seien jedoch nicht ausschließlich schädlich: "Sie sind auch eine Art Aufräumdienst, denn sie fressen verwesende Pflanzen, Kot und Aas." Statt auf die Giftkeule könne man besser auf biologische Mittel setzen. "Kaffeesatz oder Kaffeepulver rund um Pflanzen gestreut, hält die Schnecken ab", rät Bernhard Walter.

Am häufigsten kommen in OWL die große rote Nacktschnecke sowie die spanische Wegschnecke vor. Besonders die spanische Art "ist der Hauptfeind der Gärtner", sagt Walter. Sie hat in Beeten und Rabatten freie Bahn. Denn Igel, Kröten oder Vögel machen häufig lieber einen Bogen um diese besonders schleimige Art. Walter: "Grund kann auch sein, dass sie derzeit eine große Auswahl haben und sich ihre Nahrung aussuchen können."

Tipps gegen Schnecken
Um Schnecken im Garten zu bekämpfen, gibt es zahlreiche Methoden. Sie reichen vom Ausstreuen von Blaukorn bis zur Haltung von Laufenten, die die schleimigen Schädlinge vertilgen.
Schnecken lieben es feucht und dunkel. Deshalb gehen sie angeblich gerne in die Salatfalle: Abends Salatblätter unter ein feuchtes Tuch legen, am nächsten Morgen die Schnecken einsammeln.
Auch die Bierfalle lockt Schnecken an. In einem Gefäß mit Bier ertrinken die Tiere. Herbes Pils soll besonders wirksam sein. Doch das Bier lockt auch Schnecken aus Nachbargärten an und kann die Plage verschlimmern. Um besonders gefährdete Beete herum kann man auch Schneckenzäune eingraben. Helfen soll auch, in Beeten grobes Sägemehl auszustreuen.

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