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Untreue in Bielefelder Chemiefirma Stockmeier

Ehemaliger Leiter der Logistik soll um Millionenbetrag geprellt haben

HUBERTUS GÄRTNER

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Das Gebäude der Stockmeier-Gruppe ist in Bielefeld weithin sichtbar. - © FOTO: ANDREAS FRÜCHT
Das Gebäude der Stockmeier-Gruppe ist in Bielefeld weithin sichtbar. (© FOTO: ANDREAS FRÜCHT)

Bielefeld. Die bekannte und in zahlreichen Ländern tätige Bielefelder Chemiefirma Stockmeier ist offenbar über mehrere Jahre hinweg von einem leitenden Mitarbeiter systematisch ausgeplündert worden. Staatsanwaltschaft und Polizei haben nach einer Strafanzeige die Ermittlungen aufgenommen. Auch die Leiterin eines Güterverkehrsbüros wird beschuldigt. Sie soll Beihilfe geleistet haben. Der Verdacht von Korruptionsdelikten steht ebenfalls Raum.

Am vergangenen Donnerstag wurden die Wohnungs- und Geschäftsräume der beiden Beschuldigten in Bielefeld von Ermittlungsbeamten durchsucht und mehrere Gegenstände beschlagnahmt.

Nach den bisherigen Erkenntnissen soll der Beschuldigte Gerd M. (Name geändert) etwa neun Jahre lang in dem Unternehmen Stockmeier Chemie GmbH & Co KG als Leiter der Logistikabteilung tätig gewesen sein. In dieser Funktion war der 49-Jährige unter anderem auch für die Vergabe der Frachtaufträge (zum Beispiel an Speditionen) zuständig, von denen bei Stockmeier Woche für Woche sehr viele anfallen. Schließlich liegt der Schwerpunkt der Tätigkeit des Unternehmens auf dem Handel und der Distribution von Chemikalien für die Industrie und das Gewerbe.

Gemeinsam mit der Leiterin eines Bielefelder Güterverkehrsbüros soll Gerd M. dafür gesorgt haben, dass Provisionen, die eigentlich seinem Arbeitgeber zustanden, bei ihm in die private Tasche geflossen sind. In einem Zeitraum von sieben Jahren soll der mutmaßliche Täter das Unternehmen Stockmeier Chemie GmbH & Co. KG so um 1,4 Millionen Euro geschädigt haben.

Staatsanwalt bestätigt die Durchsuchungen

Der Bielefelder Staatsanwalt Christoph Mackel bestätigte auf Anfrage die Durchsuchungen. Es werde wegen Untreue sowie Beihilfe zur Untreue ermittelt, sagte er. Dabei gehe es um "eine Schadenssumme im siebenstelligen Bereich". Auch Korruptionsdelikte würden geprüft. Denkbar ist, dass die Frau im Güterverkehrsbüro von Gerd M. bestochen wurde, damit sie sich an den dunklen Machenschaften beteiligt. Nähere Angaben machte der Staatsanwalt dazu nicht.

Firmenchef Peter Stockmeier hielt sich im Gespräch ebenfalls bedeckt. "Es handelt sich um ein laufendes Verfahren, deshalb kann ich dazu nichts sagen", betonte er. Neben den strafrechtlichen seien in dem Fall auch zivilrechtliche Dinge zu klären, sagte Stockmeier. Übersetzt bedeutet es, dass der Arbeitgeber wohl auch Schadensersatzforderungen gegen die Beschuldigten stellt.

Wie aus sicherer Quelle in Erfahrung zu bringen war, wurde der Beschuldigte Gerd M. vor einigen Wochen fristlos entlassen, nachdem die Vorwürfe gegen ihn im Unternehmen bekannt geworden waren.

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