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Mord in Detmold: Verdächtiger in Russland gefasst

Alex M. (30) soll in Detmold eine Rentnerin (92) erschlagen haben / Internationale Suche erfolgreich

Hubertus Gärtner

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Tatot: In dem Detmolder Mehrfamilienhaus wohnte Dorothea H. (92). Sie wurde hier Opfer eines brutalen Raubüberfalls. Mit einem Phantombild (kl.
Foto) suchte die Polizei den Täter.
 - © Hubertus Gärtner
Tatot: In dem Detmolder Mehrfamilienhaus wohnte Dorothea H. (92). Sie wurde hier Opfer eines brutalen Raubüberfalls. Mit einem Phantombild (kl. Foto) suchte die Polizei den Täter. (© Hubertus Gärtner)

Detmold. Ein Mann aus Moldawien, der unter dringendem Tatverdacht steht, in Detmold eine 92 Jahre alte Rentnerin ermordet zu haben, ist in der russischen Stadt Sankt Petersburg verhaftet worden. Der Beschuldigte befinde sich in Russland in Auslieferungshaft, sagte der Detmolder Oberstaatsanwalt Christopher Imig auf Anfrage dieser Zeitung. Er sei optimistisch, dass dem Beschuldigten bald vor einem hiesigen Schwurgericht der Prozess gemacht werden kann.

Der mutmaßliche Mörder Alex M. (30) war fast ein Jahr lang auf der Flucht gewesen. Dass er gefasst werden konnte, ist auch der guten Zusammenarbeit zwischen russischen und deutschen Polizei- und Justizbehörden zu verdanken. Aufgespürt wurde Alex M. allerdings durch sogenannte Zielfahnder des Bundeskriminalamtes (BKA). Diese Spezialisten, die in der ganzen Welt tätig sind und über ein hervorragendes Informantennetz verfügen, hatten den Verdächtigen im Herbst vergangenen Jahres in Sankt Petersburg geortet. Die BKA-Fahnder informierten die russische Polizei - am 23. September 2014 gelang einem russischen Kommando dann die Verhaftung.

Alex M. soll am 4. Oktober 2013 die Rentnerin Dorothea H. (92) erschlagen und ausgeraubt haben. Das betagte alleinstehende Opfer hatte eine Wohnung in einem Mehrfamilienhaus in der Saganer Straße 24. Nach dem bisherigen Ergebnis der Ermittlungen soll Alex M. sich am Nachmittag Zutritt zu der Wohnung verschafft und die alte Frau mit einem schweren Gegenstand niedergeschlagen und ihr einen vierstelligen Geldbetrag geraubt haben. Verwandte fanden das Opfer kurze Zeit später bewusstlos auf dem Boden liegend. Dorothea H. wurde mit dem Notarztwagen ins Detmolder Klinikum gebracht. Sie erlag dort aber wenige Tage später ihren schweren Kopfverletzungen. Der Täter habe die alte Frau aus Habgier und/oder zur Verdeckung einer Straftat getötet, daher sei das Verbrechen als Mord zu werten, sagte Imig. Zur Person von Alex M. wisse man bislang nur wenig, räumte der Oberstaatsanwalt ein. Er will offenbar auch nicht alle Indizien nennen, die den mutmaßlichen Mörder eines Tages vor Gericht überführen sollen. Alex M. sei im September 2013 in Detmold aufgetaucht. Er habe dort offenbar Bekannte besucht und sich in der Nähe des späteren Tatortes aufgehalten, sagte Imig.

Unmittelbar nach dem Gewaltverbrechen war Alex M. untergetaucht. Auf der Basis von Zeugenaussagen konnte ein Phantombild gefertigt und die Identität des Gesuchten relativ schnell geklärt werden. Ein internationaler Haftbefehl wurde beantragt und erlassen. An seiner Meldeadresse in Moldawien war der Gesuchte nicht anzutreffen. Weil der Flüchtige ein mutmaßlicher Schwerverbrecher ist, bat die Detmolder Staatsanwaltschaft die Zielfahnder des BKA um Hilfe. Mittlerweile sei die Auslieferung beantragt, sagte Imig. Auf deutscher Seite seien die Generalstaatsanwaltschaft Hamm, das Landesjustizministerium und das Bundesamt für Justiz an diesem Verfahren beteiligt. Die russischen Justizbehörden "haben die Auslieferung des Beschuldigten zugesichert", sagt Imig. Formale Grundlage dafür sei das europäische Auslieferungsübereinkommen aus dem Jahr 1957. Neben einer Vielzahl von Staaten haben es auch Deutschland und Russland unterzeichnet.

INFO
Zielfahnder des Bundeskriminalamtes

Zielfahnder des Bundeskriminalamtes (BKA) sind Polizisten, die weltweit bei der Suche nach flüchtigen Schwerverbrechern behilflich sind.

Die Anzahl der Zielfahnder wird geheim gehalten. Eine BKA-Sprecherin bestätigte, dass die Zielfahnder ihrer Behörde "in den letzten Jahren Straftäter in 36 verschiedenen Staaten lokalisieren konnten".

Darunter waren zum Beispiel der Mafia-Killer Giovanni Strangio und der Baulöwe Jürgen Schneider.

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