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Heidschnucken in der Senne

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Schloß Holte-Stukenbrock. Für die Lämmer ist die neu gewonnene Freiheit aufregend. So viel gibt es zu sehen. Alte, rostige Fahrzeuge der britischen Truppen werden inspiziert. Daneben wachsen Kräuter wie Pfeifengras und Thymian - einfach lecker für kleine Lämmer.

Während der letzten Fütterung im Stall herrscht Aufregung. Die schwarzen Lämmer spüren, dass etwas Besonderes ansteht. Ein letztes Mal gibt es das eingelagerte Heu. Danach wird das Außengehege geöffnet, so dass die Hütehunde Tanne und Nelda alle Schafe und Lämmer zusammentreiben können.

Auf dem Heidschnuckenhof gibt es nicht nur Schafe und Ziegen. Er ist vielmehr ein Zoo. Neben den knapp 1.200 Schafen leben noch sechs Hütehunde und fünf Hennen dort, dazu Hahn „Schampus“. Die Katze „Dori“ sorgt zusammen mit einer Schleiereule für eine mäusefreie Zone. Damit ist die Liste der Tiere auf dem Hof noch lange nicht vollständig. Die Eseldame „Carlotta“ von Gesellin Elena Schauerte leistet auf den Touren in der Senne treue Dienste.

Unterdessen sattelt Elena Schauerte ihren Packesel Carlotta. In den Sattel kommt alles, was auf einem langen Tag in der Senne benötigt werden könnte. "Ersatzkleider, Regenmäntel, ein Pausenbrot und Kaffee oder Tee", zählt Schäferin Renate Rieger auf. Nachdem alles zusammengesucht ist, wird die Panzerringstraße für Autos gesperrt. Dann zieht der Tross mit 920 Tieren ungehindert auf den Übungsplatz.
 
Zwischen den großen Mutterschafen und Jährlingen tapsen die knapp 320 Jungtiere noch etwas unbeholfen daher. Oder springen höher als der Osterhase. Der ganze Zug wird von einem ständigen "Böh", mal laut, mal leise, begleitet - die kleinen Lämmer suchen nach ihren Müttern. Dass das so gut klappt, liegt an dem Training, das die Neugeborenen seit ihrer Geburt durchlaufen haben, erklärt Rieger. Vor jeder Fütterung mussten alle Tiere raus aus dem Stall in das Außengehege. Dadurch haben die Lämmer gelernt, ihren Müttern zu folgen. Eine praktische Fähigkeit in den ersten Wochen, draußen in der Senne.

Gegen 19 Uhr ist der Rastplatz für die Nacht erreicht. Während die Hunde auf die gut 920 Schafe aufpassen, baut Schäferin Schauerte den Elektrozaun auf. Dieser schützt vor dem bösen Wolf, der sich in der Senne noch nicht wieder angesiedelt hat, und hält die Herde in der Nacht zusammen.

Für Heidschnucken ist der Truppenübungsplatz in der Senne der perfekte Lebensraum, gerade weil die Heidschnucken der Senner Schäferei eine "reine Landschaftspflegeherde" sind. Sie tragen zur Verjüngung des Heidekrauts bei, erklärt Rieger. Die Schnucken, die ihren Urahnen, dem Mufflon, noch sehr ähnlich sind, fressen die alten Heidespitzen ab. So können junge Triebe nachwachsen. Die Ziegen in der Herde sorgen darüber hinaus dafür, dass der Bestand an kleinen Bäumen nicht zu groß wird. Dadurch wird die Senne natürlich gepflegt.

Leider gibt es auch immer wieder kleinere Verletzungen "Es ist halt ein Truppenübungsplatz", sagt die erfahrene Schäferin. Deswegen sind kleine Schnitte durch Metalle in den Beinen keine Seltenheit. Ebenso herrscht Gefahr durch alten Stacheldraht und Brombeergestrüpp, das die neugierigen Lämmchen näher unter die Lupe nehmen. Kaum eine Verletzung sei ernsthaft bedrohlich für die Tiere, wenn sie früh bemerkt wird, beruhigt Rieger. Neben den kleinen Gefahren eines Truppenübungsplatzes besteht keine Gefahr durch umher fliegende Geschosse. Zwischen der Schäferei und der Range Control besteht täglich Kontakt, um die Heidschnucken aus der Schussbahn zu halten.

Bis Mitte April ist noch Lammzeit. Dann werden auch die letzten Mutterschafe gelammt haben. So lange können auf dem Hof kleine Heidschnucken- und Ziegenlämmer beobachtet werden. Danach bleibt die Herde mit gut 1.200 Tieren bis zur Schur im Mai draußen in den Weiten der Senne, und die Lämmer wachsen zu großen Hilfen für die heimische Heide in der Senne heran.

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