Wie das Computerzeitalter die Arbeit der Landwirte in OWL verändert

Hille/Brakel. Mehrfach am Tag für eine halbe Stunde die Kühe beobachten - das gehört für den Hiller Landwirt Hermann Buhrmester und seinen Mitarbeiter der Vergangenheit an. Dank digitaler Technik auf dem Bauernhof. "Wir haben jetzt ein Brunsterkennungssystem", sagt Hofbesitzer Buhrmester (53). "Die Kühe haben einen Sensor um den Hals, der das Bewegungsverhalten dokumentiert." Das wird dann auf einem Bildschirm anzeigt. Wenn das Verhalten aus der Norm fällt, blinkt der Bildschirm, und die Landwirte wissen, dass die Kuh bereit ist für die Besamung. "Da der Stall etwas vom Hof entfernt ist, müssen wir nicht mehrfach am Tag kontrollieren, ob die Tiere besamt werden können. In der Zeit können wir andere Dinge erledigen", ergänzt Mitarbeiter Phillip Kaiser (28). Die teure Technik ist nicht die einzige digitale Hilfe: Eine Schlagkartei-App dokumentiert, wann und wo welcher Dünger benutzt wird. Die Software kostet 60 Euro pro Jahr. Gut investiertes Geld, wie Kaiser findet: "Das spart schon ein paar Stunden in der Woche." Man müsse heute alles dokumentieren, bei der App drücke man auf einen Knopf und habe alle Daten auf einen Blick. Jederzeit Zugriff auf die Daten des Hofes Eine andere Art der Dokumentation verwendet Markus Schmeink in Brakel. Mit dem Internetportal 365FarmNet können er und sein Vater von jedem internetfähigen Gerät auf die Daten des Hofes zugreifen. "Früher konnte es passieren, dass Dokumente verlegt wurden oder nur einer wusste, wo etwas stand; jetzt haben wir zentralen Zugriff", sagt Schmeink. Zwischen 130 und 150 Euro kostet das Portal den Familienbetrieb. "Mein Vater und ich haben entschieden, dass wir etwas optimieren müssen. Die Bürokratie ist immer mehr geworden", sagt der 22-Jährige. Seit einem halben Jahr benutzen die Landwirte die Vollversion des Portals. Zum Hof gehören 130 Hektar Feld, 800 Schweine und eine Biogasanlage. "Alles ist übersichtlicher und verständlicher geworden, so dass nicht nur junge Leute damit klarkommen", sagt Schmeink. "Die Funktionen für Schweinemast und Biogas wurden noch nicht freigeschaltet, sie wären auch hilfreich für uns." Weit verbreitet ist die Auffassung, dass sich digitale Landwirtschaft nur für große Betriebe lohnt. "Dabei können besonders kleinere und mittlere Betriebe bei der Datenauswertung ihren Betrieb optimieren", erklärt Alessa Rather vom Unternehmen "365FarmNet". Der Landmaschinenbauer Claas in Harsewinkel stieß die Gründung des Portals an. Man sah bei der "zunehmenden Bürokratisierung", wie Markus Schmeink es nennt, eine Marktlücke. Dokumentationspflichten zur Erfüllung staatlicher Auflagen sind mit Zettelwirtschaft oder Excel-Listen kaum noch zu schaffen, sagen die Landwirte. "Die Idee hinter 365FarmNet ist, dem Landwirt maximale Unterstützung zu bieten, und das so einfach wie möglich", sagt Alessa Rather. "Smart Farming" für die Zukunft Dass die Digitalisierung auch vor seinem Betrieb mit 250 Tieren nicht haltmacht, weiß Hermann Buhrmester. Viele Anträge werden nur noch über das Internet gestellt. "Früher wurden neue Kälber per Postkarte gemeldet, heute müssen wir das online machen." Für die Zukunft können sich Buhrmester und Kaiser eine Art "Smart Farming" vorstellen. "Ich möchte nicht ausschließen, dass der Trecker irgendwann allein über das Feld fährt", sagt Buhrmester. Das gebe es bei Autos auch schon. "Aber der Mensch muss das alles organisieren", meint der 53-Jährige. Auch Markus Schmeink hält sich nicht für überflüssig: "Bei der Arbeit mit Tieren ist das menschliche Auge nicht zu ersetzen." Aber es sei schwer zu sagen, wohin sich die Landwirtschaft bewege. Hermann Buhrmester hat das Gefühl, dass die Digitalisierung in den letzten zehn Jahren extrem zugenommen hat. "Früher war alles ruhiger, aber ohne technische Hilfsmittel geht es nicht mehr." Information: Drohnen helfen Drohnen sollen Landwirten die Arbeit erleichtern. Forscher aus Braunschweig tüfteln an einer Drohne zur gezielten Bekämpfung von Unkraut. Einige Bauern nutzen bereits Drohnen, um Rehkitze vor dem Mähdrescher zu retten. Die Geräte suchen die Felder ab. Auch bei der Überwachung des Drainagesystems kommen die Fluggeräte zum Einsatz.

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