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Postbote überfährt Mops - und fährt einfach weiter

Besitzer werfen Zusteller Fahrerflucht vor / Polizei ermittelt nicht auf Privatgelände

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Auf der Straße überfahren: Der 15 Monate alte Mops Anton war in 

Jöllenbeck ein kleiner Promi. Immer wieder war er auf dem Motorrad oder 

Gokart seines Herrchens im Ort unterwegs. An Mittwoch, 8. Juli, starb er

vor den Augen seiner Herrchen. - © Privat
Auf der Straße überfahren: Der 15 Monate alte Mops Anton war in Jöllenbeck ein kleiner Promi. Immer wieder war er auf dem Motorrad oder Gokart seines Herrchens im Ort unterwegs. An Mittwoch, 8. Juli, starb er vor den Augen seiner Herrchen. (© Privat)

Bielefeld-Jöllenbeck. Eine Woche lang haben Johanna Bannach und Alexander Friesen auf eine Entschuldigung gewartet. Doch nichts kam. Dabei hat ihr Postbote am Mittwoch, 8. Juli, gegen 14.30 Uhr vor ihrer eigenen Ausfahrt ihren kleinen Mops Anton überfahren. Der 15 Monate alte Hund war noch um den Fahrer herumgesprungen, als dieser einstieg. Er starb noch an Ort und Stelle, während der Fahrer weiter Post ausgetragen haben soll und sich dann entfernte.

"Meine Freundin hatte noch zweimal 'Anton' gerufen und dann zweimal panisch 'Halt, Stopp'. Als ich das hörte, bin ich sofort rausgestürzt." Der Zusteller war zunächst in Schrittgeschwindigkeit vom Hof rangiert, aber dann gab er Vollgas und erwischte den Mops mit seinem Caddy vorne rechts an der Flanke. "Der Wagen brach dem Hund alle Rippen." Während der Jöllenbecker den geliebten Hund seiner Freundin zu reanimieren versuchte, lenkte der Paketzusteller seinen Wagen zum Nachbarn, teilte Post zu, fuhr zum nächsten und kehrte dann zurück.

"Meine Freundin hat sich halb vor den Wagen geworfen, damit er anhielt", erinnert sich Friesen. Dann kamen noch ein paar unpassende Sprüche. In seiner Rage habe Friesen ihn daraufhin angebrüllt, dass er den Hof sofort verlassen solle. Nicht ohne ein paar unpassende Sprüche sei der Zusteller dann abgefahren, so Friesen.

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Gespräch
Warum sich der Postfahrer noch nicht entschuldigt hat, erklärt Sprecher Ernzer mit Kommunikationsproblemen: „Zwei Kollegen wollten einen Termin mit dem Hundebesitzer ausmachen.

Aber unter der angegebenen Handynummer war er nicht zu erreichen.“ Aus Friesens Sicht ist es für eine glaubhafte Entschuldigung zu spät. Auf Vermittlung dieser Zeitung kam nun doch noch ein Termin zustande.

Rainer Ernzer, Sprecher der Deutschen Post, bestätigte den Unfall und bezeichnete ihn als "bedauerlich". "Ein Kollege von der Bielefelder Postzentrale hatte sich mit dem Hundehalter bereits kurzgeschlossen. Weil der Halter kurz nach dem Vorfall nachvollziehbarerweise noch nicht gesprächsbereit war, haben sich beide auf ein späteres Gespräch geeinigt."

Mehr als eine Woche nach dem Tod des geliebten und in Jöllenbeck bekannten Hundes ("Er ist oft mit mir auf dem Motorrad mitgefahren") ist aber immer noch nichts passiert. Friesen kann sich nur schlecht beruhigen: "Wir sehen im Moment alles durch einen Filter. Ich bin eigentlich nicht so: Aber das war wie der Tod eines Familienmitglieds."

Laut Ernzer habe der Fahrer weder den Hund noch den Unfall bemerkt. "Erst zwei bis drei Häuser weiter hat er realisiert, dass an dem Hof etwas passiert sein muss." Als er zurückgekehrt sei, so die schriftliche Äußerung des Fahrers, sei er vom Hof verwiesen worden, weswegen er sich zurückgezogen habe. Friesen dazu: "Der Hund ist nicht groß, vielleicht hat er Anton nicht gesehen. Scheiße passiert. Aber, dass er abhaut, seine Tour beendet und noch blöde Sprüche macht, kann ich ihm nicht verzeihen."

Die anschließend herbeigerufene Polizeistreife sei aber genauso wieder abgefahren. "Die Beamtin sprach von fahrlässiger Sachbeschädigung." Das könne man nur zivilrechtlich geltend machen. Der Oldtimer- und Motorradteilehändler war fassungslos. Er selbst sei früher wegen eines umgefahrenen Pömpels am Straßenrand mit aller Härte des Gesetzes belangt worden. "Aber ein angefahrener Hund zählt nichts?" Polizeisprecher Michael Kötter betont, dass der Unfall auf einem privaten Hof geschehen sei. Dafür sei die Polizei nicht zuständig. Der Leitstelle war zunächst ein Verkehrsunfall gemeldet worden, vor Ort hätten die Beamten den Fall anders eingeschätzt. Personalien wurden nicht erfasst.

Der Jöllenbecker hat sich inzwischen Rat von einem Rechtsanwalt geholt, der angesichts der lauten Warnung der Hundebesitzerin von einer "grob fahrlässigen Sachbeschädigung" ausgeht (Tiere sind juristisch Sachen), dem Fahrer sei aber auch noch "unerlaubtes Entfernen vom Unfallort" (Fahrerflucht) vorzuwerfen.

Friesen war so wütend auf den Postzusteller, dass sein Vermieter extra bei DHL angerufen hat, damit kein Unglück passiert. "Der betroffene Kollege ist vorübergehend dort nicht mehr eingesetzt worden", bestätigt Ernzer. Friesen hat noch einen Wunsch: "Ich würde mich freuen, wenn Hundebesitzer durch unser Beispiel den Zustellern mehr Beachtung schenken." Die Illusion, dass die Fahrweise dieser Boten sich dadurch ändere, habe er allerdings nicht.

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