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Nach Kritik: Baumärkte schränken Verkauf von Tieren deutlich ein

Vorwürfe der Tierschutzorganisation

Kristine Greßhöner

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Eine Ratte als Haustier: Diese Tiere vermehren sich schnell, deshalb müssen Käufer von Ratten gut aufgeklärt werden.
 - © dpa
Eine Ratte als Haustier: Diese Tiere vermehren sich schnell, deshalb müssen Käufer von Ratten gut aufgeklärt werden. (© dpa)

Bielefeld/Paderborn. Eigentlich sollte es sich um zwei Weibchen handeln. Wenig später wuselte es im Käfig: Aus zwei Ratten waren 25 geworden. Tierschützer in OWL kennen derlei Fälle. Dass Baumärkte den Verkauf lebender Tiere nun stoppen, begrüßen sie daher.

Nach Vorwürfen der Tierschutzorganisation PETA, die Baumarktkette Obi erhalte einen großen Teil ihrer Tiere "aus tierquälerischen Zuchtanlagen" im In- und Ausland, schafft das Unternehmen den Verkauf von Kleintieren jetzt komplett ab. In einer Mitteilung stellte Obi klar, dass von mehr als 580 Märkten lediglich in 15 von Franchisepartnern geführten Filialen Kleintiere verkauft wurden. Standortnamen veröffentlicht die Pressestelle nicht.

In OWL ist kein Obi betroffen, dafür aber ein Toom. Die Baumarktkette handelt nun ähnlich. In acht von 350 Märkten würden Fische und Kleintiere angeboten, auch in Bielefeld-Brackwede. Sprecherin Daria Ezazi erklärte, dass Toom künftig keine "Vögel und Nager" mehr verkaufen wolle. "Doch die Tiere bleiben noch so lange bei uns, bis sie vermittelt wurden."

Robert Köhler von der Bauhaus-Gruppe, die eine Filiale in Bielefeld betreibt, teilt mit, das Unternehmen habe "noch nie lebende Tiere verkauft und plane dies aus ethischen Gründen auch nicht". Die Hornbach-Gruppe ließ eine Anfrage zu dem Thema unbeantwortet. Nach kritischen Berichten hatte sich schon im Frühjahr die Firma Fressnapf geäußert. In rund 160 Märkten gebe es Lebendtieranlagen, seit Anfang des Jahres würden diese Kleintiere "von eigens zertifizierten Züchtern aus Deutschland" geliefert.

"Wir sind heilfroh", kommentiert Tierschützerin Jutta Goldbecker den Rückzug der Baumärkte. Sie ist im Bielefelder Tierheim für das Kleintierhaus zuständig. Die Beratung in Zooläden und Baumärkten sei zwar "teilweise nicht so schlecht", aber es gebe immer wieder Missstände. Die verkauften Ställe seien oft zu klein und die Tiere zu jung, um vom Muttertier getrennt zu werden.

Ähnliche Fälle wie der oben genannte, als aus zwei Ratten 25 wurden, gäbe es "sehr oft", sagt Svenja Klein von der Tierheimleitung in Paderborn. Zuletzt war es ein Rennmauspärchen: Hier wurden aus zwei Tieren plötzlich 15. Auch das war von den verdutzten Besitzern so nicht geplant. Gründe gibt es viele - falsch verstandene Tierliebe, mangelnde Information, Desinteresse und eben auch falsche Beratung. Tanja Maier von der Notrattenhilfe für Bielefeld und Umgebung kennt die Auswirkungen. Mehr als 100 Ratten befänden sich momentan in der Vermittlung.

Kaninchen und Meerschweinchen
In Tierheimen werden, nach einer Beratung, nur geimpfte Nager abgegeben. Die männlichen sind zudem kastriert.
Jutta Goldbecker empfiehlt pro Kaninchen eine Fläche von zwei Quadratmetern. Als Futter eignen sich am besten Gemüse und Heu sowie Produkte ohne Getreide. Sie sagt: "Es sind keine Kuscheltiere."

Die Preise in den Tierheimen variieren leicht. So kostet in Paderborn ein weibliches Kaninchen 20 Euro, ein kastrierter Bock 35 Euro. In Bielefeld kostet ein weibliches Meerschweinchen 10 Euro, ein kastriertes Böckchen 20 Euro.
Laut PETA werden jährlich etwa 300.000 Tiere abgegeben oder ausgesetzt.

"Es sind sehr viele", moniert Maier. Den Ratten aus Paderborn haben sich Maier und ihre Mitstreiter nun angenommen. "Die Kleinen werden noch gesäugt und haben geschlossene Augen." Die Jungtiere kamen am 1. August zur Welt. Sie sollen im Alter von fünf bis sechs Wochen an Rattenfreunde abgegeben werden - nachdem ihr Geschlecht eindeutig bestimmbar ist.

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