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Westfleisch: 157 Mitarbeiter bangen um ihren Job

Peter Hasenbein

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Alles zerstört: Eine Wiederaufnahme der Produktion sei in den nächsten drei Jahren unwahrscheinlich und daher eine Betriebsstillegung "unumgänglich", teilt das Unternehmen mit. - © Marc Köppelmann
Alles zerstört: Eine Wiederaufnahme der Produktion sei in den nächsten drei Jahren unwahrscheinlich und daher eine Betriebsstillegung "unumgänglich", teilt das Unternehmen mit. (© Marc Köppelmann)

Paderborn. Was viele der 157 Westfleisch-Mitarbeiter längst geahnt haben, ist seit gestern Gewissheit: Am Standort Paderborn wird es Entlassungen geben. Wie viele Beschäftigte es genau treffen wird, steht allerdings noch nicht fest.

Aufgrund des verheerenden Brandschadens sei eine Wiederaufnahme der Produktion am Standort Paderborn "binnen der nächsten drei Jahre unwahrscheinlich", teilte das Unternehmen in einer Presseerklärung mit. Damit sei auch eine Betriebsstilllegung "unumgänglich" und die Aufrechterhaltung der Beschäftigungsverhältnisse "nicht möglich", so der für Personalfragen zuständige geschäftsführende Westfleisch-Vorstand Carsten Schruck.

Die Entscheidung sei allerdings nicht gleichzusetzen "mit einer vorweggenommenen Entscheidung über die Zukunft des Standortes generell", versichert das Unternehmen. Mit der Gewerkschaft und dem Betriebsrat werde jetzt über einen Interessensausgleich sowie die Eckpunkte eines Sozialplans verhandelt. Dabei werde versucht, "entstehende finanzielle Schäden Betroffener abzumildern und individuelle Lösungen in besonderen Härtefällen, wie z.B. bei unterhaltspflichtigen Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen, zu finden", betont Schruck.

"Ziel ist es, dass möglichst viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zeitnah eine neue Beschäftigung finden. Die vor drei Wochen ins Leben gerufene Jobbörse hilft dabei ebenso wie Arbeitsangebote von befreundeten oder benachbarten Unternehmen. Auch aktive Unterstützung bei der Arbeitsplatzsuche und finanzielle Anreize zum Wechsel gehören zu dem Maßnahmenpaket", verspricht das Unternehmen.

Da die Viehsammelstelle erhalten bleibt, werden auch einige Mitarbeiter weiterbeschäftigt. "Das wird eine Handvoll sein. Außerdem werden wohl zehn bis zwölf Fahrer weiter für den Transport der Tiere sorgen", schätzt Armin Wiese von der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG). Alle Auszubildenden seien bereits am Betriebsstandort in Hamm untergekommen. Die Gewerkschaft hofft, dass weitere Beschäftigte an den Standorten in Lübbecke, Coesfeld, Oer-Erkenschwick, Münster und Hamm eine Arbeitsplatz bekommen. "Aber da ist natürlich die Entfernung das Problem", weiß Wiese.

Jetzt müsse erst einmal der Sozialplan aufgestellt werden. "Dafür gab?s gestern quasi den Startschuss. Erst wenn der Interessenausgleich steht, werden die Kündigungen folgen", ist Wiese überzeugt. Auch der Gewerkschafter hofft, dass das Werk in Paderborn doch wieder aufgebaut wird. "Da wo die Bauern sind, muss doch auch geschlachtet werden", meint Wiese. Auch das Unternehmen machte deutlich, dass die aktuelle Entscheidung nicht das endgültige Aus für den Standort Paderborn bedeuten müsse. Die Grundsatzentscheidung werde erst später getroffen.

Gewerkschafter Wiese erinnert daran, dass nicht nur die 157 festen Mitarbeiter von der aktuellen Situation betroffen seien. "Hinzu kommen rund 50 Beschäftigte in der Spedition und die 50 Mitarbeiter, die beim Kreis Paderborn mit der Schlachttier- und Fleischuntersuchung beschäftigt waren. Sie verlieren den Arbeitsplatz."

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