Umweltministerium setzt Wolfsmanagementplan für NRW in Kraft

Bielefeld/Detmold. Viel Aufregung hat es in Ostwestfalen-Lippe jüngst angesichts des Auftauchens einzelner Wölfe gegeben. Besonders heftig war die Debatte in Barntrup-Sommersell. Dort waren im März zwei Ziegen von einem Wolf gerissen worden. Das Umweltministerium von Nordrhein-Westfalen nimmt die Wolfssichtungen (siehe unten) zum Anlass, jetzt einen Wolfsmanagementplan in Kraft zu setzen.

Dieser ist ab sofort unter www.lanuv.nrw.de zu finden. An der Erarbeitung des rund 40-seitigen Papiers haben sowohl das Umweltministerium als auch dessen nachgeordnete Behörden sowie die Bezirksregierung Detmold, Jagdverbände, der Schafzuchtverband NRW, der Waldbauernverband und die Landwirtschaftsverbände mitgewirkt.

Eine große Herausforderung für den Naturschutz Im Vorwort des Leitfadens wird festgestellt, dass &bdquo;die Rückkehr des Wolfes eine große Herausforderung für den Naturschutz" darstelle. Denn es gelte &bdquo;ein möglichst konfliktfreies Nebeneinander von Mensch und Wolf zu fördern". Gleichzeitig sehen die Autoren durch die Rückkehr dieses Raubtieres &bdquo;ein Konfliktpotenzial, denn der Wolf kann in ungeschützten Viehbeständen, insbesondere in der Schafhaltung, deutliche Schäden anrichten".

Gerade dieser Umstand hatte seit einem Schafriss in Stemwede und dem jüngsten Fall in Blomberg wieder für viel Unruhe unter den Landwirten gesorgt. Eine vollständige und unbürokratische Entschädigung der von Wölfen gerissenen Tiere wird immer wieder angemahnt. Zu diesem Punkt gibt es im Leitfaden ebenso Regelungen wie zum Umgang mit nachgewiesenen Wolfssichtungen auch im Umfeld menschlicher Ansiedlungen.

Zunächst allerdings stellen die Autoren des Leitfadens unmissverständlich fest, dass der Wolf bundesweit &bdquo;zu den besonders streng geschützten Arten" gehört, so das Bundesnaturschutzgesetz. Wild lebende Tier zu fangen oder zu töten ist deshalb ebenso verboten wie Wölfe in ihrer Fortpflanzung zu stören oder Ruhestätten dieser Tiere zu zerstören oder zu beschädigen.

Zudem wird genau beschrieben, wie bei Hinweisen auf Wölfe vorzugehen ist. Hier haben die Experten des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) sowie Wolfsberater der Kreise und kreisfreien Städte eine zentrale Funktion. Alle Funde und Beobachtungen müssen genau dokumentiert, Wolfsnachweise wenn möglich mit Gentests zweifelsfrei nachgewiesen werden. Gleiches gilt für gerissene Tiere.

&bdquo;NRW entschädigt im Falle von nachweislich durch den Wolf erfolgten Nutztierrissen; ein Rechtsanspruch auf Schadensausgleich besteht jedoch nicht", heißt es im Leitfaden. Die Abwicklung der Zahlung, die &bdquo;möglichst schnell und unbürokratisch geleistet werden" solle, erfolge aus dem Naturschutzhaushalt.

Auch Prävention durch sogenannte Herdenschutz-Sets ist vorgesehen. Diese können Nutztierhalter &bdquo;in akuten Situationen" kostenlos ausleihen. Dazu gehören ein Elektrozaun und ein Weidezaungerät mit Wildkamera.

In Sonderfällen und als letztes Mittel sieht der Wolfsmanagementplan sogar eine &bdquo;Entnahme durch Abschuss" von Wölfen vor. Das gelte etwa, wenn ein Wolf aus einem Gehege ausgebrochen sei und es nicht gelinge, dieses Tier wieder einzufangen. Auch für andere Ausnahmefälle wird ein Abschuss von Wölfen als letzte Vernunft nicht ausgeschlossen. Dazu gehören mehrfache Fälle, in denen ein Wolf aggressiv auf Menschen mit Hunden reagiert oder in denen ein Wolf &bdquo;unprovoziert aggressiv auf Menschen" reagiert.

Insgesamt jedoch schließen die Experten aus Erfahrungen in Sachsen und Brandenburg, dass aus der Annäherung von Wölfen an Wohnbebauung &bdquo;in der Regel keine Gefährdung des Menschen resultiert".

Sechs Wolfsichtungen in der Region November 2009: Ein Texelschaf im Kreis Höxter wird von einem Wolf gerissen. Das Tier verendet 2011 im Reinhardswald. 28. Dezember 2014: In Stemwede wird ein verletztes Schaf auf einer Weide gefunden. Ein Gentest erbringt den Nachweis, dass ein Wolf der Verursacher war. 22. Januar 2015: Ein Wolf wird von einer Wildkamera südlich von Siegen erfasst. März 2016: Eine Kamera dokumentiert die Attacke eines Wolfes auf eine Ziegenherde in Barntrup. Zwei Zwergziegen werden gerissen. 30. März 2016: Ein Wolf wird bei Borchen von einem Pkw angefahren. April 2016: Ein Wolf wird von einer Kamera in Rietberg nachgewiesen.

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