Bielefeld. Fahrtenschreiber sollen Lkw-Fahrer vor Übermüdung schützen und so den Verkehr für alle sicherer machen. Doch offenbar werden die Geräte, die Geschwindigkeit und Lenk- und Ruhezeiten aufzeichnen, in jedem vierten Lkw manipuliert.<br /><br />Experten des Bundesamts für Güterverkehr haben voriges Jahr bei rund 22.000 Lkw die elektronischen Fahrtenschreiber überprüft. Das Ergebnis: Mehr als 5.500 Fahrzeuge, rund jedes vierte, war manipuliert.<br /><br />Es würden „verstärkt hochwertige technische Eingriffe an den Kontrollgeräten" vorgenommen, um sich Wettbewerbsvorteile zu verschaffen, heißt es im Unfallverhütungsbericht Straßenverkehr des BAG, der der NW vorliegt. Dabei gebe es auch immer mehr Eingriffe in die Fahrzeugelektronik, bei denen zum Teil sogar die Antiblockiersysteme der Lkw ausgeschaltet worden seien. Das Bundesamt warnt vor „unvorhersehbaren Folgen für die Verkehrssicherheit". 2015 ereigneten sich fast 30.000 Unfälle mit Güterfahrzeugen.<br /><br />Die Manipulationen betreffen vor allem ausländische Fahrzeuge (72 Prozent). „Die Manipulationen werden von Fahrern und von Unternehmen durch Eingriffe in die Software vorgenommen", sagte ein Sprecher des Bundesamtes auf Anfrage. In welchem Umfang die Kontrollen ausgeweitet würden, sei offen.<br /><br />„Die Branche ist durchsetzt von schwarzen Schafen", sagt Axel Heitmann von der Spedition Nordsüd in Rheda-Wiedenbrück. Er hält es für unwahrscheinlich, dass Speditionen in Deutschland von ihren Fahrern verlangen, Pausenzeiten zu verringern oder Geräte zu manipulieren. „Es gibt einen so hohen Kraftfahrermangel, dass die Fahrer sich sofort eine neue Stelle suchen, wenn sie schlecht behandelt werden", so der Nordsüd-Geschäftsführer.<br /><br />Fahrer in Deutschland hätten die freie Auswahl. „Um Unternehmen zu finden, die ihre Fahrer unter Druck setzen, muss man schon weit in den Osten gehen", vermutet Heitmann.<br /><br />Durch die digitalen Kontrollgeräte sei es für Unternehmen, die unsauber arbeiten, schwieriger geworden zu manipulieren. Zugleich sei die Überwachung der Fahrer stärker geworden. Sie müssten sich strikt an die Lenk- und Ruhezeiten halten, gibt Heitmann zu bedenken. „Manche Fahrer verschaffen sich daher durch die Manipulation Vorteile und Freiheiten." Die Gefahr bestehe darin, dass die Fahrer übermüden, verunglücken und andere gefährden.<br /><br />Der ADAC fordert, dass die Polizei ihre Kontrollen ausweitet – und zwar nicht nur der Lenk- und Ruhezeiten, sondern auch der Lkw-Abstandsregelung.