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Ernährungsreport 2017: Deutschland isst mehr Fertigpizza

Hanna Gersmann

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Die Deutschen essen deutlich mehr Tiefkühlpizza als 2015. - © dpa
Die Deutschen essen deutlich mehr Tiefkühlpizza als 2015. (© dpa)

Berlin. „Ordentlich Grillen", „Sehr gut Vegetarisch" oder die Küche Südamerikas – wer in den Buchladen geht, steht oft vor einer riesigen Auswahl an Kochbüchern. Nur: Die Deutschen stehen immer weniger am Herd. Das Essen soll in der Hauptsache zwar schmecken, schnell soll es aber auch gehen. Das zeigt der Ernährungsreport 2017, den Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) gestern in Berlin vorgestellt hat.

Zum zweiten Mal wurden rund tausend Bürger nach ihren Ernährungs- und Einkaufsgewohnheiten befragt. Ergebnis: 2015 hatten noch 41 Prozent angegeben, täglich zu kochen, 2016 waren es nur noch 39 Prozent. 33 Prozent sagten, sie griffen noch zwei- bis dreimal pro Woche zum Kochlöffel, 2015 hatten dies noch 37 Prozent erklärt. Für die meisten muss die Zubereitung des Essens schnell gehen. Vor allem die 19 bis 29-Jährigen haben es eilig, drei von vieren meinen, sie hätten keine Zeit zu verlieren. Kein Wunder, dass bei ihnen die Tiefkühlpizza besonders beliebt ist.

Zum Lieblingsessen küren die meisten aber Fleisch. Und: Immer mehr Konsumenten ist wichtig, dass es den Steak- und Braten-Lieferanten im Leben gut geht. Fast 80 Prozent wünschen sich ein staatliches Tierwohllabel, damit sie beim Einkauf auf artgerechte Haltung achten können. Minister Schmidt plant dies bereits, er will es auf der Grünen Woche in Berlin diesen Januar noch vorstellen. Allerdings erklärte er gestern auch: „Zum Nulltarif wird es Tierwohl nicht geben." Zwar hätten die Verbraucher im Report angegeben, mehr Geld für Fleisch aus artgerechterer Haltung zu zahlen, aber der Markt müsse zeigen, ob dies auch an der Ladenkasse umgesetzt werde.

Das essen die Deutschen am Liebsten. - © Kirsten Fuhrmann/Canva
Das essen die Deutschen am Liebsten. (© Kirsten Fuhrmann/Canva)

Das Wohl der Tiere ist das eine. Das andere, was den meisten Befragten am Herzen zu liegen scheint, ist das Essen in Kindergarten und Schule. 90 Prozent der Deutschen fordern Vorgaben für eine bessere Qualität. Auch dafür sind die meisten angeblich bereit, mehr zu zahlen.

Zuhause gönnen sich die deutschen Verbraucher Biokost offenbar aber etwas seltener: 2015 hatten noch acht Prozent erklärt, dass sie den Großteil ihrer Einkäufe im Bioladen erledigen, diesmal waren es nur noch sechs Prozent.

Er werde die Ergebnisse des Reports in seine Politik einfließen lassen, versprach Schmidt. Eltern würden zum Beispiel nicht einsehen, warum jedes Spielgerät auf dem Schulhof überprüft werde. Bislang hätten aber nur Berlin und das Saarland die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung für die Betreuungseinrichtungen verbindlich gemacht. Zudem sei er mit den Kultusministern der Länder wegen eines Schulfachs Ernährung im Gespräch. Das fordert Schmidt aber schon lange.

Das Ergebnis des Reports passt dazu: Rund 90 Prozent der Befragten gaben an, dass ihnen ein Schulfach Ernährung genauso wichtig sei wie Mathematik, Deutsch oder Englisch. Schmidt kündigte auch die Einrichtung eines Bundeszentrums für Ernährung an. Es solle eine „zentrale Stimme für alltagstaugliche, wissenschaftsbasierte Ernährungsempfehlungen" sein. Der Minister meint: „Essen ist mehr als Nahrungsaufnahme." Es sei die Voraussetzung für „Lebensqualität".

Information

Tiefkühlkost-Fakten

  • Der Pro-Kopf-Verbrauch von Tiefkühlkost in Deutschland liegt laut Statistikportal "statista" bei mehr als 43 Kilogramm im Jahr.
  • Beim Kauf von Tiefkühlkost achten Verbraucher eher auf den Preis als auf die Marke.
  • Iglo, McCain und Wagner stellen die beliebtesten Markenprodukte im TK-Bereich dar.
  • Jährlich werden in Deutschland rund 300.000 Tonnen Tiefkühlpizzen verkauft.

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