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Wildtiere stehen auf Streusalz

Ralph Meyer

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Gefährliche Situation: Rehe werden vom Salz auf der Straße gelockt und lecken das Streugut vom Asphalt – wie auf unserem Foto zwischen Staumühle und Sennelager direkt am 
Truppenübungsplatz. - © Marc Köppelmann
Gefährliche Situation: Rehe werden vom Salz auf der Straße gelockt und lecken das Streugut vom Asphalt – wie auf unserem Foto zwischen Staumühle und Sennelager direkt am 
Truppenübungsplatz. (© Marc Köppelmann)

Paderborn. Im Kreis Paderborn wurde die Polizei bis zur Wochenmitte zu 16 Wildunfällen gerufen. Zwei Wildschweine, ein Fuchs und 13 Rehe sind dabei getötet oder verletzt worden. Autoinsassen kamen nicht zu Schaden, der Sachschaden liegt bei mehreren Tausend Euro.

Die Kreisjägerschaft Paderborn glaubt, dass der Streusalzeinsatz, der die Straßen schnee- und eisfrei hält, Auslöser für diese Unfallhäufung ist. Das Salz wirke wie ein Magnet, heißt es in einer Mitteilung.

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Streusalz entspricht Kochsalz

Streusalz besteht zum Großteil aus normalem Kochsalz, dem Natriumchlorid. Dieser chemische Stoff interagiert mit den Wassermolekülen und löst das Eis zum Teil auf. Bis zu etwa minus zehn Grad lassen sich glatte Straßen damit entschärfen, spezielle Salze sind auch noch bei tieferen Temperaturen wirksam.

Das berichtet Friedhelm Erftemeier, Leiter der Autobahnmeisterei in Bad Wünnenberg-Haaren. 2.6000 Tonnen waren dort zu Beginn der kalten Jahreszeit auf Halde gelegt worden. Unter Umständen kann Streusalz auch Eisenoxid enthalten und dadurch für Wildtiere giftig sein.

Für Andreas Schneider, Sprecher des Landesjagdverbandes, sind Salz leckende Wildtiere ein durchaus beobachtetes Phänomen. Generell nimmt Wild gern Salz auf. Die in Revieren weit verbreiteten Salzlecksteine werden allerdings im Winter nicht verwendet, da der Mineralkonsum auch den Wasserbedarf erhöht.

„Und Wasser gehört im Winter zu den eher knappen Ressourcen bei Wildtieren", so der Jagdfachmann. Statistisch, so der Sprecher, treten im Wildunfälle im Winter nicht gehäuft auf. Um Wildtiere von den Straßen fernzuhalten, bietet sich nach Ansicht Schneiders eine Biotophege in straßenfernen Gebieten und intensive Bejagung entlang der Straßen an.

Förster Jan Preller, Leiter des Waldinformationszentrums Hammerhof bei Warburg-Scherfede, hat Salz leckende Wildtiere noch nie beobachtet, obwohl er seit Jahr und Tag häufig in der Natur unterwegs ist. Er stuft das Futterangebot für Wildtiere trotz winterlichen Wetters als durchaus ausreichend ein.

Durch Brombeersträucher kämen Wildtiere sogar mitten im Winter noch an grüne Blätter. „Die sind gerade beim Rehwild äußerst beliebt", so Preller. Salz als Nährstoff ist für Tiere überlebenswichtig. Vor allem für Wildtiere wird Salzmangel zu einem Problem, da natürliche Quellen schwinden. Wildtiere brauchen den Nährstoff Salz dringend für die tägliche Verdauung, natürliche Stoffwechselprozesse und den Fellwechsel im Herbst und Winter.

Rudolf Hagenbrock, Vizevorsitzender der Kreisjägerschaft Paderborn, vermutet, dass das Salz auf Wildtiere wie eine willkommene Zugabe wirkt. „Das ist wie mit Salzstangen beim Menschen", sagt er, „die isst man auch nicht, um satt zu werden, sondern weil sie einfach lecker sind."

Ralf Collatz, Verkehrsprofi beim ADAC, sind keine Zusammenhänge zwischen dem Streusalzeinsatz und einer Zunahme von Wildunfällen geläufig.

Ein gesalzener Untergrund kann dagegen für Hundepfoten schädlich sein. Gerade bei Kochsalz kommt es zu einer mechanischen Reibung an den Pfoten. Die Zwischenräume zwischen den Zehen können wund werden. Leckt der Hund sich die Pfoten, kann die Haut sich entzünden. Bei kommerziellen Salzmischungen sind sogar Vergiftungen möglich. Tierhalter sollten die Pfoten ihrer Hunde nach winterlichen Spaziergängen mit lauwarmem Wasser waschen.

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