Berlin. „Lecker – mild, und doch mit einem feinen, eigenen Geschmack." Heinz Krüger leckt genussvoll seine Finger, nachdem der Potsdamer eine Forelle der Wenzel GbR probiert hat, und fragt: „Bekomme ich noch einen Happen?" Die Spezialität aus Kalletal kommt an. Überhaupt sind lippische Produkte auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin gefragt.
Wie modern und gleichzeitig bodenständig Speisen aus dem Land des Hermann sind, zeigt auf dem Messegelände am Funkturm auch Anke Kleymann von den „Wilden Früchten" aus Lage. „Meine Spezialität sind Fruchtaufstriche, die getreu dem heutigen Trend mit wenig Zucker und ohne Zusatzstoffe zubereitet sind", erklärt die passionierte Früchtesammlerin. Sie vertreibt ihre Produkte auf dem Weinhof Meyer in Kachtenhausen.
Regionale Produkte verwendet auch Tobias Wierutsch von Roko-Feinkost aus Detmold. „Für mich ist ein guter Kartoffelsalat einer, in dem auch ordentlich Kartoffeln drin sind", sagt der 40-Jährige. Die Rezepte seien seit der Geschäftsgründung vor vielen Jahren gleich geblieben – eben wie „bei Muttern".

Wenig erinnert bei der gemeinsamen Kochshow von Foodblogger Mario Kaps aus Oerlinghausen und Peter Boley von der „Brocker Möhren GmbH" (Willich-Schiefbahn) an „Muttern". „Wir verwöhnen unsere Gäste mit Sous Vide Schweinefilet auf orientalisch glasierten Möhrenwürfeln mit Orangen, Rosinen und gerösteten Mandelblättern an einer Petersiliensauce", zählt der Lipper Kaps auf.
„Wir profitieren vom Trend der Verbraucher, die authentische regionale Produkte möchten", erklärt Harry Rötter, Logistiker von „BIOlokal" aus Bad Salzuflen und Mit-Initiator des Internetportals „direkt frischer". Ein Beispiel: Wenn in Lippe 1.000 Eier ökologisch erzeugt werden, und im Ruhrgebiet ist der Absatzmarkt dafür, dann organisiert Rötter, dass beide Seiten zueinander finden.
Einer, der die Region Lippe und ihre Produkte ebenfalls sichtbar voranbringen möchte, ist „BIOlokal"-Vorsitzender August Rettig. Er kämpft dafür, dass mehr heimische Produkte in Großküchen verwendet werden und fragt: „Wie oft werden Produkte irgendwo auf der Welt unter menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen hergestellt und dann viele Kilometer zum Endverbraucher transportiert – mit fatalen Folgen für das Klima?"
Mit dem Wind in den Haaren schnuppern, wie Wald, Wiesen und Rinder riechen – kurz, die Region mit allen Sinnen erkunden: Das beinhalten die Angebote von Lippe Tourismus & Marketing GmbH (LTM), dem Wanderkompetenzzentrum WALK sowie der LAG Nordlippe als geförderte LEADER-Region unter Leitung von Borris Ortmeier.
Ein Schwerpunkt der Nordlipper ist Dörentrup, das sich als „Dorf der Tiere" touristisch etabliert hat und ebenfalls auf der Grünen Woche ein Thema ist. Wanderer sehen im lippischen Dorf alte Rassen auf der Weide, ein Sika-Wildgehege oder was sich übers Jahr in einem Fuchsbau alles tut.
Die Gäste erwarten in Nordlippe gut markierte Rundwanderwege mit Panoramatafeln wie den „Weg der Blicke", der den Exertal- mit dem Kalletalpfad und den Dörentruper sowie den Barntruper Rundweg miteinander verbindet und über zehn Etappen führt.
2018 findet vom 15. bis 20. August der Deutsche Wandertag in Detmold und Lippe statt. Anlass für die Lipper, ihr touristisches Angebot zu perfektionieren. „Manchmal sind es die ,kleinen Annehmlichkeiten, die das Sternchen ausmachen – wie die Gepäckbeförderung ab einer Strecke von 20 Kilometern, die Fußmatte vor dem Hotelzimmer oder die Trocknungsmöglichkeiten im Haus", erläutert Wanderfachfrau Christina Koch vom Wanderzentrum WALK am Hermannsdenkmal.
Von der Kompetenz der Lipper überzeugte sich in der Hauptstadt auch ein hoher Gast aus Düsseldorf: Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) schaute unter anderem am Gemeinschaftsstand der Lippe Tourismus & Marketing GmbH, von „BIOlokal" und der LAG Nordlippe vorbei.
Premiere vor mehr als 90 Jahren
Die Internationale Grüne Woche in Berlin ist bis einschließlich Sonntag, 29. Januar, geöffnet. Die Zeiten sind am Mittwoch und Donnerstag von 10 bis 18 Uhr sowie freitags bis sonntags von 10 bis 20 Uhr. Die Tageskarte kostet 14 (ermäßigt 10) Euro. Eine Familie kommt für 29 Euro herein.Die erste Grüne Woche, die internationale Ausstellung für Ernährung, Landwirtschaft und Gartenbau, fand nach Angaben der Veranstalter 1926 statt. Zu den lippischen Vertretern auf der Messe zählt auch die Staatlich Bad Meinberger Mineralbrunnen GmbH. Ingesamt befinden sich auf der Grünen Woche mehr als 1.500 Aussteller. Partnerland ist Ungarn.