Schafhalter fürchten wegen Wolfsfund um Zukunft

Bielefeld/Marienmünster. Der Wolf, lateinisch Canis lupus, ist eine streng geschützte Art. Diese Woche erst wurde erneut ein Vertreter dieser Spezies bei Bad Oeynhausen gesichtet . &bdquo;NRW bereitet sich auf die Rückkehr des Wolfs vor", sag Landesumweltminister Johannes Remmel (Grüne). Eine Perspektive, die von den Schafzüchtern naturgemäß mit gemischten Gefühlen gesehen wird. Denn sie fürchten um den Bestand ihrer Herden.

200.000 Tiere leben geschätzt in NRW, so Ortrun Humpert, Vorsitzende der beiden großen Schafzucht- und -halterverbände in NRW aus Marienmünster. Jahrelang wurde an einer Lösung des Problems gearbeitet. Herausgekommen ist dabei die vor wenigen Tagen veröffentlichte &bdquo;Förderrichtlinie Wolf" aus dem Umweltministerium. Sie regelt Entschädigungs- und Präventionsansprüche der Züchter (s. Infokasten).

&bdquo;Es ist einiges von dem durchgekommen, was wir erarbeitet haben", sagt Humpert zwar, die ihren Betrieb zusammen mit ihrem Ehemann Andreas führt. Das gelte für die Entschädigung nach Wolfsattacken unter Berücksichtigung der Lämmer und die Einbeziehung der Hobbyschafhalter. Doch das reiche nicht aus. Teile der Richtlinie bezeichnet sie als &bdquo;mit heißer Nadel gestrickten Aktionismus".

Knackpunkt sei die Prävention, also die Vorbeugung von Übergriffen durch Wölfe. Maßnahmen wie das Aufstellen bestimmter Zäune seien erst förderfähig, wenn der Wolf sich schon sechs Monate in einer bestimmten Region etabliert habe. &bdquo;Das ist etwas, was wir nicht nachvollziehen können."

Zudem, so Humpert, werden ausschließlich Sachkosten und die nur zu 80 Prozent gefördert. &bdquo;Das wird nicht wirklich helfen, weil die Arbeitskosten der größte Anteil sind." Allein solche Zäune aufzustellen, dauere viele Stunden, es fehle das Personal dafür.

In NRW gibt es Humperts Angaben zufolge etwa 2.000 Schafzüchter und Schafhalter, die im Verband organisiert sind. Das sei etwa ein Fünftel der Tierhalter. In Ostwestfalen-Lippe gebe es Schafhalter besonders zahlreich in den Kreisen Höxter, Paderborn und Lippe.

Diese sehen es zum Beispiel auch kritisch, dass für einen mobilen Elektrozaun, der täglich umgesetzt werde, ein Untergrabeschutz vorgeschrieben sei. &bdquo;Wie soll das technisch machbar sein?", fragt Humpert. Dies mache keinen Sinn.

Auch die Passage zur Anschaffung von Herdenschutzhunden missfällt der Verbandschefin. Denn diese enthält ihrer Ansicht nach ein großes Defizit. &bdquo;Wir wollen diese Hunde zertifiziert haben und die Halter geschult." Werde dies nicht lückenlos umgesetzt, &bdquo;haben wir plötzlich gefährliche Hunde", sagt Humpert, die selbst Herdenschutzhunde einsetzt.

Spaziergänger, Radfahrer und Jogger dürften auf keinen Fall gefährdet werden. &bdquo;Unerfahrene Halter und unerfahrene Hunde in einer dicht besiedelten Kulturlandschaft – das gibt das große Chaos", warnt Humpert. &bdquo;Wir haben eine große Akzeptanz in der Bevölkerung", sagt die Schafhalterin. Diesen guten Ruf wolle man auf keinen Fall gefährden.

An der neuen Wolfsrichtlinie kritisiert Humpert unter anderem auch, dass Entschädigungen etwaiger Schäden durch Wolfsübergriffe nach der sogenannten De-minimis-Regel der EU für den Agrarsektor abgewickelt werde. Das bedeute: Es gebe nur eine Höchstförderung von insgesamt 15.000 Euro innerhalb von drei Jahren. Aber, so Humpert: &bdquo;Dieser Ausgleich ist keine wirtschaftliche Förderung. Man kann diese Regel aussetzen lassen." Dieses hätten andere Bundesländer getan.

Alles in allem falle die Gesamtrechnung für die neue Wolfsrichtlinie aus Sicht der Schafzüchter in NRW negativ aus. &bdquo;Wenn wir wirklich Wolfsgebiet werden, fürchte ich, dass wir viele Betriebe nicht halten können", so die Verbandschefin.

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