Schleiereulen gehen die Nistplätze aus

Herford. Sie lebt seit Jahrhunderten in enger Nachbarschaft zu den Menschen. Doch die Schleiereule die ihren Namen ihrem hellen, herzförmigen Gesichtsschleier verdankt, hat es immer schwerer, in Ostwestfalen-Lippe noch gute Lebensbedingungen zu finden. Darauf machen Peter Franzeck, Artenschutzmann des BUND in Herford für Eulen und Greifvögel, sowie sein Kollege Günter Jäkel aufmerksam.

"Die Turmfalken verdrängen immer mehr die Schleiereulen aus ihren Nistkästen", sagt Franzeck. Dadurch habe diese Eulenart, die bis zu 38 Zentimeter groß wird, "ein mittlerweile existenzbedrohendes Problem mehr", wie Franzeck im Gespräch mit dieser Zeitung feststellt.

»Durch ihren niedrigen Suchflug werden sie oft Verkehrsopfer«

Turmfalken hätten zwar schon immer den Eulen ihre Nistkästen streitig gemacht. Doch, so Franzeck: "Die Beobachtungen der letzten Jahre zeigen eine deutliche Zunahme der Falken in den Eulenkästen." Manchmal brüteten im hinteren Teil des Kastens die Eulen und im vorderen die Falken, was aber nie lange gutgehe, wie die beiden Experten feststellen.

"Und wenn nicht die Falken die Kästen belegen, dann ziehen sich gern auch der stärkere Waldkauz, Dohlen oder verwilderte Haustauben in die beliebten Behausungen", wie Franzeck beobachtet. Auch Wespen- und Hornissennester seien dort schon gefunden worden.

Doch den zierlichen und leichten Schleiereulen drohen auch noch andere Gefahren, wie die Herforder Experten feststellen. "So ist ihr Bestand und ihre Fortentwicklung auch an die schwankende Mäusepopulation gebunden und durch ihren niedrigen Suchflug über Straßen werden sie oft Verkehrsopfer", so Franzeck. Keine gute Situation für diese Nachtgreife, deren Gesamtbestand in Nordrhein-Westfalen auf rund 2.500 bis 5.000 Brutpaare geschätzt wird. Das sind Angaben des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) NRW aus dem Jahr 2015.

Um den Bestand zumindest zu stabilisieren, wurden in der Vergangenheit spezielle Nistkästen, meistens unter den Giebeln von Bauern- oder Reiterhöfen angebracht, die die Vögel auch gerne angenommen haben, wie Franzeck weiß. Diese Maßnahmen waren grundsätzlich wichtig, da die optimalen Lebensbedingungen für die Schleiereulen in den Zeiten einer extensiven Landwirtschaft kaum noch vorzufinden sind.

Früher wurden sie durch die Einrichtung sogenannter Eulenlöcher in den alten Scheunen noch gefördert, da sie als Mäusejägerin geschätzt wurde, wie die nordrhein-westfälische ornithologische Gesellschaft (NWO) berichtet. Die NWO spricht zudem davon, dass der Bestand der Schleiereule im Land NRW beträchtlichen Schwankungen unterworfen ist. Grund dafür seien das unterschiedliche Nahrungsangebot in der Natur (besonders Mäuse) und harte Winter.

Als Jagdgebiete bevorzugt die Schleiereule Viehweiden, Wiesen und Äcker sowie Randbereiche von Wegen, Straßen, Gräben sowie Brachen. "Ein Jagdrevier kann bis zu 100 Hektar erreichen", so das LANUV. Als Nistplätze und Tagesruhesitze seien besonders störungsarme, dunkle, geräumige Nischen in Gebäuden geeignet, die einen freien An- und Abflug gewähren. In diesen Tagen belegen die Tiere ihren Nistplatz, das Brutgeschäft der Schleiereulen beginnt ab April.

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