Porta Westfalica/Bielefeld. Dem ersten Schock folgte die riesengroße Erleichterung. In dem Reisebus, der an der Massenkarambolage auf der Autobahn 2 in der Nähe von Porta Westfalica bei Bad Eilsen beteiligt war, saßen gleich vier Handballteams des TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck.
Die Jugendlichen und ihre Betreuer waren auf der Rückreise vom Rødspætte Cup im dänischen Frederikshavn. Ernstlich verletzt wurde keiner der jungen Sportler, eine Spielerin stand aber derart unter Schock, dass sie vorsorglich ins Krankenhaus gebracht wurde.
Starkregen verursachte mehrere Unfälle
Gegen 18.15 Uhr am Ostermontag ging auf der Autobahn ein Starkregen nieder. Es ereigneten sich einige kleine Unfälle, durch die es zu einem Stau kam. Ein Kleinbus war am Stauende gerade noch rechtzeitig zum Stehen gekommen. Der Fahrer des folgenden Busses mit den Bielefeldern hatte offenbar noch versucht zu bremsen und auszuweichen, was aber nicht mehr rechtzeitig gelang.
„Ich tippte gerade etwas auf meinem Handy, da habe ich gemerkt, dass der Bus scharf bremst, so scharf, dass man schon damit rechnen konnte, dass gleich etwas passieren würde", beschreibt der Trainer der weiblichen A-Jugend, Yannick Hansel, die Augenblicke vor dem Crash. Nach dem Unfall sei in der unübersichtlichen Situation im Bus kurzzeitig Panik ausgebrochen.
Bus kippte nach Aufprall auf die Seite
Durch die Wucht des Aufpralls wurde der mit acht Personen besetzte Kleinbus auf die linke Fahrspur geschleudert, kippte auf die Seite und kollidierte mit weiteren Fahrzeugen. Auch der Bus schob im Anschluss der ersten Kollision drei weitere Fahrzeuge zusammen. Der TuS 97 war mit zwei Bussen und einem weiteren Bulli unterwegs. „Wir dachten zuerst, dass es auch noch unser Bulli war, der getroffen wurde. Das bestätigte sich zum Glück nicht", sagte Dirk Rabeneik aus dem Jugendvorstand.
Insgesamt ereigneten sich in dem Autobahnbereich sechs Unfälle, an denen 21 Fahrzeuge beteiligt waren. 14 Personen wurden verletzt, neun davon, darunter auch die Bielefelder Handballerin, mussten in Krankenhäusern behandelt werden.
Jugendtrainer Yannick Hansel erinnert sich: „Wir mussten den Bus verlassen. Als es dann wieder zu regnen begann, durften wir zunächst zurück in den Bus." Durch die Vollsperrung der Autobahn mussten sich die Teams in Geduld üben. „Ein Ersatzbus durfte nicht in die Unfallzone, so dass wir letztlich vier Stunden warten mussten, bis die Feuerwehr alle Trümmer beseitigt hatte", so Hansel. Erst gegen 23.30 Uhr erreichten die Beteiligten schließlich den Bielefelder Ortsteil Jöllenbeck.
Verbreitung über soziale Medien
Über die sozialen Medien hatte sich die Meldung von dem Unfall in Windeseile verbreitet. „Wenn man hört, dass niemand verletzt ist und alle auf den Ersatzbus warten, ist man erleichtert, aber wenn man dann die Bilder sieht und nach Stunden immer noch von der Vollsperrung hört, macht man sich schon große Sorgen", beschreibt der TuS-97-Jugenkoordinator Heiko Nossek seine Gefühlslage des Abends.
Tags darauf stand sein Telefon kaum still. Es galt, Fragen besorgter Eltern zu beantworten. Am Dienstagabend wurde das Gepäck aus dem beschädigten Bus nach Jöllenbeck geliefert. Anschließend wurden die Ereignisse in einer Vorstandssitzung zum Thema gemacht.
„Wir wissen noch nicht, welche Nachwirkungen das bei Einzelnen haben könnte, und ob wir eventuell Hilfe zur Verfügung stellen müssen", so Nossek. Dass der Auftritt beim Turnier in Dänemark sportlich nicht sonderlich erfolgreich war, trete angesichts der Ereignisse völlig in den Hintergrund.
Die Massenkarambolage
Auslöser des Staus war ein kleinerer Unfall in Richtung Dortmund. Am Stauende war ein VW T5 noch rechtzeitig auf der mittleren von drei Fahrspuren zum Stillstand gekommen. Der 65-jährige Fahrer des Reisebusses aus Enger konnte allerdings nicht mehr rechtzeitig bremsen und fuhr auf.Durch die Wucht des Aufpralls wurde der mit acht Menschen besetzte T5 auf die linke Fahrspur geschleudert, kippte auf die Seite und kollidierte mit einem dort fahrenden VW Polo, der gegen einen Mercedes und einen BMW gedrückt wurde.
Der Bus schob auf seiner mittleren Fahrspur zwei Mazda und einen BMW zusammen. Die übrigen Unfälle ereigneten sich teils davor und teils danach, so die Polizei.