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Vier Cent pro Kilogramm Fleisch sollen Tierschutz helfen

Franz Purucker

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Die Landwirte Wilhelm Brüggemeier, Hubertus Beringmeier und Hermann Seeker (v.l.) machen sich für die „Initiative Tierwohl" stark. - © Franz Purucker
Die Landwirte Wilhelm Brüggemeier, Hubertus Beringmeier und Hermann Seeker (v.l.) machen sich für die „Initiative Tierwohl" stark. (© Franz Purucker)

Bad Lippspringe. Mit vier Cent pro Kilogramm Fleisch können Verbraucher den Tierschutz unterstützten – das verspricht der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband (WLV) zu seinem traditionellen Angrillen, das dieses Jahr auf der Landesgartenschau in Bad Lippspringe stattfand. „Vor zwei Jahren haben wir bei den Landwirten der Region dafür geworben", sagt Bernhard Schlindwein, Referent für Tierhaltung des WLV. Der Grundgedanke: Der Handel zahlt in einen Fördertopf ein, aus dem Betriebe, die bestimmte Qualitätskriterien beachten, einen Ausgleich bekommen.

Dazu zählen unter anderem Antibiotika-Monitoring, der Check des Stallklimas und die Überprüfung des Tränkewassers sowie die Verwendung von lockerem Einstreu zur Förderung der Ballengesundheit. Desto mehr Kriterien erfüllt werden, umso höher ist der Ausgleich. Kontrolliert wird die Einhaltung von externen Prüfern.

Die Kriterien erinnern an die biologische Landwirtschaft. „Die Sache muss aber bezahlbar bleiben", wiegelt Wilhelm Brüggemeier, Vizepräsident des WLV, ab: „Viele Landwirte haben Ställe gebaut und können nicht einfach auf Bio umkrempeln." Bei Bio-Produkten sei der Preis für viele Verbraucher zu hoch. Deshalb sei der Marktanteil von Bio-Fleisch so gering, begründet Dieter Hagedorn.

Etwa 1,2 Prozent des in Deutschland verkauften Schweinefleischs stammen laut Foodwatch aus ökologischer Landwirtschaft – beim Rindfleisch sind es rund 2,4 Prozent. Die Initiative Tierwohl erreicht aktuell einen Marktanteil von gut zwölf Prozent. Mit der „Initiative Tierwohl" könnten Verbraucher mit wenigen Cents den Tierschutz fördern. Verkauft wird das Fleisch aktuell vor allem in Supermärkten. Künftig sollen aber auch Metzger, fleischverarbeitende Betriebe und Großküchen an dem Projekt teilnehmen.

Kritikpunkt an dem Projekt: Nicht jedes Stück Fleisch, welches das Siegel trägt, stammt auch aus einem teilnehmenden Betrieb. Das Siegel sagt lediglich aus, dass ein Teil des Kaufpreises in den Fördertopf gezahlt wird.

Der Deutsche Tierschutzbund nennt das Verbrauchertäuschung. „Wenn Konsumenten den Tierschutz unterstützen wollen, müssen sie entweder ganz auf Fleisch verzichten oder auf ein echtes Siegel achten. Dazu zählen neben Bio auch die Labels ,Mehr Tierschutz’ und ,Neuland’ – die versichern, dass die Tiere nach deren Kriterien aufgewachsen sind", erklärt Lea Schmitz vom Tierschutzbund. Außerdem liegen die Kriterien der „Initiative Tierwohl", so die Sprecherin, nur geringfügig über den gesetzlichen Vorgaben. Insgesamt sieht der Tierschutzbund in dem Projekt aber einen guten Ansatz.

Im Kreis Paderborn gab es bereits zum Start des Programms mehr als 50 Anmeldungen – nur 30 konnten jedoch daran teilnehmen, weil das auszuschüttende Budget gedeckelt ist. „Das hat für viel Unmut gesorgt", sagt Schlindwein. Für die neue Periode von 2018 bis 2020 konnten jedoch alle Bewerber aufgenommen werden.

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